Friedrich Dürr - Ein Widerstandskämpfer aus Mannheim

ID 26928
 
Lebenslauf des kommunistischen Widerstandskämpfers Friedrich Dürrs, für den am 23.03.09 ein Stolperstein verlegt wird.
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.03.2009 / 18:19

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: sonar -aktuell-
Entstehung

AutorInnen: Sonar
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 16.03.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmod im Beitrag Abmod nicht

Abmod könnte so aussehen: Wer mehr über das Projekt Stolpersteine erfahren will kann sich unter www.stolpersteine.com informieren. Am 23.03. werden in Mannheim noch zahlreiche andere Stolpersteine verlegt. Eine Liste der Stolpersteine in Mannheim findet sich auf den Seiten der Stadt Mannheim.

Anmod:Am 25.03. werden in der Mannheimer Neckarstadt neue Stolpersteine verlegt. Einer von ihnen zur Ehren des kommunistischen Widerstandskämpfers Friedrich Dürr nach dem auch das hiesige Jugendzentrum in Selbstverwaltung benannt ist.

Friedrich Dürr wird am 01.02.1904 geboren. Er wächst in den Mannheimer Quadraten auf und zwar im Hinterhof des Hauses F5,16. Friedrich Dürr hat drei ältere Brüder. Alle fallen im 1. Weltkrieg.
Von 1911 ab besucht er in Mannheim die Volksschule, 1919 verlässt er diese im Alter von 15 Jahren. In diesem Jahr beginnt er eine Lehre zum Maschinenschlosser bei der Firma Benz, Rheinische Automobil- und Motorenwerke AG.

Er organisiert sich gewerkschaftlich und in der KPD. Er tritt in den deutschen Metallarbeiter-Verband und in den Kommunistischen Jugendverband KJVD ein.
Im November 1923 wird die KPD von General von Seeckt für kurze Zeit verboten. Dürr führt seine Arbeit in der KPD dennoch illegal fort.

Obwohl sein Lehrzeugnis ihm eine ziemlich gute bis gute Führung bescheinigt, wird Friedrich Dürr 1924 von seiner Firma entlassen. Als Grund für die Entlassung führt Benz Arbeitsmangel an, seine spätere Ehefrau Anna Göckel sieht den wahren Grund aber in seinem politischen Engagement. Von diesem Moment schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten im Mannheimer Hafen durch und wird in den Jahren 1930 und 31 noch einmal kurz bei der Mannheimer Papierfabrik Süddeutsche Zellstofffabrik angestellt.

1929 tritt er aus der evangelisch Kirche aus. Im September 1930 heiratet er Anna Göckel standesamtlich. Nach seiner Hochzeit zieht er mit seiner Frau in die Lange-Rötter-Str.22 in eine Wohnung, die sein Schwiegervater zur Verfügung gestellt hatte. Vor diesem Haus wird nun auch der Stolperstein für Friedrich Dürr verlegt.

Nach seiner Entlassung aus der Mannheimer Papierfabrik, widmet Dürr seine Zeit hauptsächlich der Parteiarbeit. Das Arbeitsamt Mannheim zählt am 31.12.1931 insgesamt 43506 Arbeitslose darunter 8271 Beschäftigte aus der Metallindustrie. Demonstrationen und Hungermärsche der Arbeitslosen werden zu einer in Mannheim fast täglichen Erscheinung. Im Herbst 1931 wird Friedrich Dürr zum ersten Mal für einige Tage verhaftet, nachdem er an einer solchen Arbeitslosendemonstration teilgenommen hatte.

1932 werden auch im "roten" Mannheim plötzlich die Nazis aktiv. 1928 hatte die NSDAP bei der Reichstagswahl hier nur 1,9 Prozent der Stimmen erhalten. Jetzt tauchen auch in Mannheim Braune Uniformen im Straßenbild auf. In den Stadtteilen entstehen SA-Heime in denen sich braununiformierte Kolonnen treffen und in den Arbeitervierteln Schlägereien anzetteln.
Friedrich Dürr setzt sich im illegalen, antifaschistischen Ausschuß im Stadtteil Neckarstadt für eine Einheitsfront gegen den Faschismus ein. Nach dem Scheitern dieser Aktivitäten und der Machtübernahme der Nazis wird mit der Reichstagsbrandverordnung die KPD und damit ihre Aktionen und Publikationen im Februar 1933 illegalisiert. In der Woche vor der Reichstagswahl am 5.März finden alleine in der Mannheimer Neckarstadt 60 Hausdurchsungen statt. Es setzt eine wahre Verhaftungswelle gegen AntifaschistInnen ein.
Nach der Illegalisierung setzt die KPD ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus fort. Es werden illegale Strukturen aufgebaut und eine Infrastruktur geschaffen, die Arbeiter-Zeitung oder den Roten Scheinwerfer, die KPD-FLugschrift der Neckarstadt, weiter zu produzieren. Im Herbst und Winter setzt eine neue Verhaftungswelle gegenüber KPD und SPD Aktivisten ein.
Die Gestapo verhaftet die gesamte illegale Bezirksleitung der KPD Baden-Pfalz. Friedrich Dürr wird nun Bezirkskassierer der KPD

Zum Jahreswechel von 1934 lässt Friedrich Dürr zusammen mit seinem Freund Otto Lump um 24.00 Uhr mit Flugblättern gefüllte Luftballons aufsteigen, die über dem Mannheimer Markplatz und dem Tattersall zerplatzen. Der Text der Flugblätter lautete: "Mit Jammern und Klagen wird nichts bestellt, mit Hammer und Sichel gewinnst du die Welt." und: "1935! Schmiedet die Einheitsfront gegen Hitler!".


Am 7. Januar 1935 kommt die Oberberaterin des Zentrlakommitee der KP Südwestdeutschland, Maria Krollmann, nach Mannheim. Die Gestapo bekommt davon Wind und Krollmann wird verhaftet. Sie trägt Abrechnungszettel bei sich, die die Unterschrift des Bezirkskassierers Friedrich Dürr tragen. Am 11. 1. wird er von der Kriminalpolizei verhaftet. Er wird nie wieder nach Mannheim zurückkommen. Im Juli 1935 wird er vor dem Oberlandesgericht in Karlsruhe zu 3 Jahren und sechs Monaten im Zuchthaus Bruchsal verurteilt. Seine Ehefrau wird in dieser Zeit durch Sammlungen der KP, der Roten Hilfe und durch andere Solidaritätszahlungen unterstützt.

Nach Verbüßung seines Strafe wird Friedrich Dürr nach Aschendorf, ein Außenlager des Konzentrationslagers Esterwegen überführt. Gefangene nach dem Absitzen ihrer Strafe in eine KZ zu verschleppen war eine oft geübte Praxis der Nazis. 1938 wird er nach Auschwitz deportiert dort wird er unter der Häftlingsnummer 308 geführt. Er muss Zwangsarbeit in der Waffenwerkstatt der SS leisten und ist Mitglied im illegalen Widerstand in Dachau. Ende April 1945 war den Häftlingen in Dachau wohl bewusst, dass sich die Alliierten auf dem Weg zu ihnen befanden. Als am frühen Morgen des 27. 04. die Küche den Befehl bekommt Marschverpflegung für 30000 Menschen zusammenzustellen wird klar, dass eine Evakuierung ein Marsch ins Ungewisse bevorsteht. Die Widerstandsleitung fasst einen Plan. Zwei Gruppen á 15 Mann sollen aus dem KZ ausbrechen. Die eine soll die Ankunft der Alliierten beschleunigen die andere sich der SS im Kampf stellen um die Evakuierung des Lagers zu verhindern. Dürr gehört zur zweiten Kampfgruppe. Mit Hilfe eines Abfallwagens gelingt der Ausbruch aus dem KZ. Zusammen mit Dachauer Bürgern, die Waffen bei sich versteckt hatten, stellen sich die Häftlinge den gegen Dachau vorrückenden SS- Truppen. Friedrich Dürr und der Mannheim Leo Heiss fallen in die Hände der SS.

Am 28.04. wird Friedrich vor dem Rathaus Dachau erschossen.

Am 29 April um 17.00 besetzen alliierte Kampfverbände das Konzentrationlager Dachau. Zu spät für Friedrich Dürr. Der Aufstand von Friedrich Dürr und seinen Genossen hat aber die Evakuierung des Lagers verhindert und somit 10000den Gefangenen das Leben gerettet.

An der Stelle seiner Ermordung steht ein Gedenkstein für Friedrich Dürr. Mannheim aber hatte ihn lange Zeit vergessen. Erst 1975 wurde das Jugendzentrum in Selbstverwaltung nach ihm benannt. Das JUZ übernimmt jetzt auch die Patenschaft für den Stolperstein der für Friedrich Dürr am 25.03. vor seinem Wohnhaus in der Langen Rötterstr. 22 verlegt wird.







Kommentare
17.03.2009 / 17:12 micha, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet
am 17.3.bermudasonar greez
 
20.03.2009 / 17:47 Calamity Jane, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet 20.03.09
sehr guter Beitrag-interessant und ansprechend gestaltet!
 
23.03.2009 / 17:40 bermuda.funk, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
sonar
und nochmal gesendet am 23.3.
 
27.03.2009 / 18:03 sonar, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
gesendet
in sonar auf dem bermuda.funk am 27.3.09 16-18 Uhr -danke-
 
22.04.2009 / 17:58 peter, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
und nochmal
nochmal gespielt am 22.4.2009 in sonar