Im Kino und auf dem Fernsehschirm tummeln sich seit Jahren reißerische Melodramen, die den Focus auf die deutsche Zivilbevölkerung schieben, welche von alliierten Bombardierungen, von alliierten Torpedos oder von alliierten Vergewaltigern heimgesucht werde. »Dresden«, »Der Untergang der Gustloff«, »Anonyma« und wie diese Filme alle heißen, versuchen sich an einem unterschiedslosen, abstrakten Leid. Alle waren Opfer – irgendwie! Es werden unpolitische, bis zart oppositionelle Menschen gezeichnet, die – zu Unrecht die ganze Wucht der alliierten Kriegsmaschinerie traf. Der Anteil der Deutschen am Aufstieg der NSDAP, an der Denunziation und Ausplünderung ihrer jüdischen Nachbarn, in den Rüstungsfabriken, in der moralischen Unterstützung ihrer Söhne und Männer an der Front spielt als Kernkompetenz der deutschen »Zivilbevölkerung« keine Rolle. Deutscher Vergangenheitskitsch im Jahre 2009.
In diese Realität hinein ist vor einigen Wochen ein Buch erschienen,dass uns in den nächsten Minuten beschäftigen soll. Dieses räumt mir der Legende auf, dass das Auswärtige Amt während der NS-Zeit ein Hort des Widerstandes gewesen sei. Sebastian Weitkamp hat sich für seine Studie "Braune Diplomaten" die Biografien und Karrieren zweier typischer Vertreter der jungen NS-Diplomatengarde vorgenommen. Herausgekommen ist dabei das Buch:: "Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der "Endlösung". Alex von Radio Corax sprach mit Weitkamp.