Lora aus dem EineWeltHaus vom 18.5.2009

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Zusammenstellung von Nachrichten aus dem linken, antifaschistischen, antikapitalistischen und queeren Spektrum für Radio Lora innerhalb der Sendereihe "Lora aus dem EineWeltHaus" in München
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12:12 min, 11 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 18.05.2009 / 02:09

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Lora aus dem EineWeltHaus
Entstehung

AutorInnen: Felicitas Hübner
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 18.05.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Nachrichten von Lora aus dem EineWeltHaus
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Afghanistan

Taliban versuchen Mädchen am Schulbesuch zu hindern

Bereits zum dritten Mal in diesem Monat musste der Unterricht an einer afghanischen Mädchenschule abgebrochen werden, da die Schülerinnen unter Vergiftungssymptomen litten. Am 11.5. wurden an einer Schule in Charikar 89 Mädchen in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem einige »die Orientierung verloren und ohnmächtig« geworden waren. Der Vater einer betroffenen Schülerin war besorgt über »den Verlauf der schulischen Zukunft« seiner Tochter, wenn sie »dabei ihr Leben aufs Spiel setzen« müsse. Drei Wochen zuvor wurden 61 Schülerinnen aus dem Nachbarort Paravan mit ähnlichen Symptomen in ein Krankenhaus eingeliefert. Unter der Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001 war es Mädchen untersagt, die Schule zu besuchen. Charikar wurde von der oppositionellen Nordallianz kontrolliert. Doch nun bekämpfen die Jihadisten die Mädchenbildung auch in Gebieten, die damals verschont blieben. Es wird vermutet, dass die Vergiftungen durch Gas hervorgerufen wurden. Derzeit werden Blutproben der Schülerinnen in einer nahe gelegenen US-Militärbasis geprüft.

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Deutschland

Die Partei, die „Linke“

Unentwegt grinsen, ist ganz schön schwierig. Die Damen aus dem Parteivorstand der Linkspartei beherrschen diese Kunst besser als die Herren. Wären nicht Oskar Lafontaine und Gregor Gysi vorne an den Mikrofonen, könnte man meinen, ein kleine gemischte A-Capella-Gesangsgruppe habe sich eingefunden und warte, wohl wissend, dass die Kamera bereits läuft, auf das Zeichen, bei dem ein fröhliches Lied anzustimmen sei.

Tatsächlich aber wurde am 11.5. in Berlin das Bundestagswahlprogramm der Partei »Die Linke« vorgestellt. Es trägt den Titel »Konsequent sozial. Für Demokratie und Frieden«, und vor jedem Kapitel steht ein »schönes Zitat«, wie Gregor Gysi hervorhob. Wenn da zum Beispiel Jürgen Habermas über die »himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit, die darin besteht, dass die sozialisierten Kosten des Systemversagens die verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten treffen« schreiben darf, dann weiß man: »Links wirkt!«

Ansonsten ist das Programm so radikal, dass es einem Parteimitglied sogar zu viel geworden ist. »Endlich nähert sich der Mainstream einer Forderung, die wir lange erhoben haben: 8 Euro Mindestlohn. Und was machen wir? Wir fordern 10 Euro!« klagte der finanzpolitische Sprecher der Berliner Fraktion.

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BRASILIEN
Nutzung von Biotechnologie verletzt verbriefte Rechte

Im Namen der Bauernorganisation Via Campesina Brasil hat Professor Andrioli Anfang Mai in Genf vor der UNO einen Bericht vorgestellt, in dem Brasilien angeklagt wird, den Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte der Vereinten Nationen zu missachten. Nach Angaben des “Buletins für ein Brasilien ohne Transgene” zeigt der Bericht, dass Brasilien sich nicht an die Normen der Übereinkunft hält. Brasilien hatte neben weiteren 140 Staaten den Pakt im Rahmen der Vereinten Nationen unterzeichnet.

Laut Andrioli werden “als Konsequenz der Einführung genetisch manipulierter Pflanzen die Rechte der Menschen auf Selbstbestimmung, Ernährung und Gesundheit in Brasilien massiv eingeschränkt”. Zu den durch transgene Produkte verursachten Schäden zählen: Abholzungen, die Zunahme des Gebrauchs von Pestiziden, die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Indígenas und Kleinbauern, die Monopolisierung des bebaubaren Landes und die Zunahme von Sklavenarbeit. Der Bericht legt der Regierung nahe, genetisch manipulierte Pflanzen gesetzlich zu verbieten und den Zugang zu traditionellen Samensorten zu garantieren.

Mitte Mai wird eine Delegation unter dem Minister für Menschenrechte vor der UNO zum Verhalten der Regierung Stellung nehmen. Diverse Organisationen der Zivilgesellschaft haben bereits eigene Berichte und Untersuchungen zum Verhalten Brasiliens an die UNO geschickt, um die von Professor Andrioli formulierten Anschuldigungen zu untermauern.

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Berlin

Wettbewerb für Freiheits- und Einheitsdenkmal scheiterte

Zum zweiten Mal scheiterte der Wettbewerb für das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin, weil sich die 19köpfige Jury auf keinen der 538 eingereichten Entwürfe einigen konnte.
Die Aufgabe war hart, schließlich galt es neben der »friedlichen Revolution von 1989« auch die »wiedergewonnene staatliche Einheit« sowie die »freiheitlichen Bewegungen und Einheitsbestrebungen vergangener Jahrhunderte« darzustellen. Nun sollen erfahrene Künstler_innen angesprochen werden, um doch noch ein Modell zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ausloben zu können.
Das Monument soll auf dem Sockel des abgetragenen Denkmals für Kaiser Wilhelm I. stehen.

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Italien

Die Linke verpasst die Showtime

Gewählt wird, wer sexy ist. Junge Frauen, die auf den feenhaften Namen Velina hören, haben deshalb in Italien bei der Vergabe der Listenplätze für die Wahlen zum Europäischen Parlament gute Chancen.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat eine Vorliebe für »Mädchen, die diese Arbeit machen, um sich zu emanzipieren«. Er achtet deshalb nicht erst seit diesem Frühjahr darauf, dass auf der Wahlliste seiner Partei immer auch einige dieser »neuen, frischen Gesichter« auftauchen. Sie sind »wunderschön, aber auch sehr zuverlässig«, der Chef kann davon ausgehen, dass sie »zu jeder Abstimmung Präsenz zeigen«. Noch wichtiger als die Kenntnis der parlamentarischen Spielregeln ist jedoch, dass sie »nicht so übelriechend und schlecht gekleidet sind wie gewisse Persönlichkeiten, die für gewisse andere Parteien im Parlament sitzen«.

Diese Anspielung Berlusconis gilt der Demokratischen Partei. Doch der Vorwurf ist ungerecht, denn auch die Demokraten präsentieren bekannte Fernsehgesichter. Ein Starfotograf gibt der Opposition jedoch kaum eine Chance, ihre Kandidaten hätten eine »traurige Ausstrahlung«, sie seien viel zu »pfäffisch«.

Ihr unattraktives Äußeres können die Demokraten auch nicht durch ein klares politisches Profil ausgleichen. Die Partei aus ehemaligen Linken und ehemaligen Christdemokraten weiß nicht recht, welcher politischen Fraktion sie sich im Europa-Parlament zuordnen will. Um parteiinternen Streit zu vermeiden, hält sie sich deshalb im Wahlkampf mit inhaltlichen Aussagen zurück. Die Hoffnung, dass die von Veronica Lario Berlusconi in einem offenen Brief an die linksliberale Tageszeitung Repubblica angekündigte Ehescheidung den Ministerpräsidenten Stimmen kosten könnte und wenigstens einige Katholiken zu den Demokraten überlaufen, scheint sich nicht zu erfüllen. Die Popularität Berlusconis ist ungebrochen, Klatsch ist sexy.

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China

Gefakter Aufruf zur optimistischen Berichterstattung

Um Journalist_innen zu einer optimistischen Berichterstattung zu motivieren, werden häufig Prämien gezahlt. So förderte das Ministerium für Umweltschutz mit 14.000 Dollar die Zeitung China Social Survey, deren Chefredakteur bereit war, einen Text über die Umweltverschmutzung in »positive Propaganda« umzuschreiben. Pech nur, dass die Zeitung niemals existiert hat. Als die für die Überwachung der Medien verantwortlichen Polizisten dahinter kamen, nahmen sie den selbsternannten Chefredakteur am 11.5. fest.
Die Klassifizierung des Verbrechens dürfte schwer fallen, die zuständigen Behörden waren zu keiner Stellungnahme bereit.

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MEXIKO
Blockierte Bergbaumine gewaltsam geräumt

Einwohner_innen zweier Ortschaften im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca hatten eine Mine blockiert und gegen Umweltverschmutzung protestiert. Vor 2 Wochen wurden sie gewaltsam geräumt. Bei der Räumung wurden 20 Personen festgenommen. Die 2.500 zusammengerufenen Kräfte der Bundespolizei setzten Tränengasgranaten ein und schossen mit scharfen Waffen. Die Ortschaften sind bis heute von der Polizei umschlossen.

Das Komitee zur Verteidigung der Rechte des Volkes Codep und die Versammlung der Völker Oaxacas Appo protestierten gegen die Räumung und riefen dazu auf, in Oaxaca und Mexiko-Stadt Demonstrationen durchzuführen.

Die Bewohner_innen der Region hatten die Bergbaumine friedlich besetzt, um vom Ministerium für Umwelt und Ressourcen zu verlangen, die Konzession für die Minenbetreiber auf Grund der Umweltverschmutzungen zu entziehen.

Im gesamten Bundesstaat Oaxaca soll es 29 Bergbauprojekte multinationaler, v.a. us-amerikanischer und kanadischer Unternehmen geben. Der Abbau der Mineralien werde der Entwicklung der Bevölkerung zu Gute kommen, so ihr Argument.

In der Ortschaft San Jerónimo Taviche hat man Überreste einer Bergbaumine gefunden, die fast 25 Jahre in Betrieb war. In ihrer Umgebung sind viele Anwohner_innen an chronischen Krankheiten, Nierenkrankheiten oder Krebs gestorben. Ursache sind die giftigen Abwässer der Mine, die in den Fluss geleitet worden sind und das Grundwasser verseucht haben. Die schwere Verschmutzung kommt v.a. vom Einsatz von Zyanid und Arsen, die zur Gold- und Silbergewinnung eingesetzt werden.

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Deutschland

»60 Jahre Bundesrepublik Deutschland«

Selbst der Chefredakteur der Bild-Zeitung musste als Laudator der Ausstellung »60 Jahre – 60 Werke« im Berliner Martin-Gropius-Bau schon die Bekanntschaft des Rosa Hasen machen: Das Pink Rabbit taucht im bundesrepublikanischen Jubiläumsjahr 2009 mit Vorliebe ohne Einladung dort auf, wo Deutschland sich selbst feiert, und verdirbt den geladenen Gästen die Laune. Der Plüschhase ist »gegen Deutschland« und Symbolfigur einer antinationalen Kampagne, die von der »Naturfreundejugend Berlin« zu dem Zweck angestoßen wurde, an den »wilden Geschichtskonstruktionen Kritik zu üben«.

Eine der kritisierten Geschichtskonstruktionen ist die Ausstellung »60 Jahre – 60 Werke« im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Dort wird »deutsche« Kunst präsentiert und vom Laudator, dem Bild-Chef Diekmann, die Bundesrepublik gerühmt, weil sie VW und Daimler hervorgebracht habe. Die 20.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die vor der Gründung der Bundesrepublik in Wolfsburg schuften mussten, werden bewusst verschwiegen.

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Letzte Meldung

Obamas dekanter Geschmack erschüttert

Kaum im Amt, verursacht Präsident Barack Obama bereits einen Skandal, der die USA erschüttert. Vor 2 Wochen kehrte er mit Vizepräsident Joe Biden und zahlreichen Journalist_innen bei Ray’s Hell Burger in Arlington ein. Es fing harmlos an. »Ich nehme den einfachen Cheddar Cheeseburger, Medium«, sagte Obama. Doch Obama wollte »Senf, keinen Ketchup«, ja sogar »Dijon-Senf«. Seitdem empört sich das konservative Amerika über diesen unpatriotischen, eines echten Mannes unwürdigen Wunsch. Sowas passiert, wenn »zwei gewöhnliche Metrosexuelle ausgehen«, kommentiert der Blogger Gateway Pundit.

»Was für ein Mann bestellt einen Cheeseburger ohne Ketchup, aber mit Dijon-Senf?« Obamas Vorliebe für die Produkte dekadenter und feiger Franzosen gilt als ein weiterer Beweis dafür, dass der Präsident ein elitärer Schnösel ist.

Man mag sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, hätte Obama in einem arabischen Imbiss Falafel bestellt, ob mit oder ohne Ketchup.