Angriff auf die Meinungsfreiheit?

ID 30441
 
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Einem Vortrag des umstrittenen israelischen Historikers Ilan Pappe erteilte die Stadt München kurzfristig ein Nutzungsverbot städtischer Räumlichkeiten. Offenbar auf Druck der DIG.
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10:03 min, 7062 kB, mp3
mp3, 96 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 29.10.2009 / 05:57

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Entstehung

AutorInnen: Matthias Kühn
Kontakt: mk(at)lora924.de
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 28.10.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
(O-Töne von Stadt, Veranstalter, DIG und Ilan Pappe)

Von 23. bis 25. Oktober sollte in den Räumlichkeiten des Pädagogischen Instituts des Schul- und Kulturreferats Münchens die Veranstaltung „Israel - Mythos und Wirklichkeit“ stattfinden. Organisiert vom „Arbeitskreis Israel/Palästina Salam Shalom“, ein Abkömmling der linken Münchner Friedensbewegung. Rückenwind will die Vortragsreihe einer offensiv-kritischen Sichtweise auf israelische Staatspolitik blasen, in dessen Bild - massenmedial inszeniert und zementiert - der schwärzeste Peter der Hamas und den Palästinensern zugeschoben wird.
Ein schwergewichtiger Unterstützer aus Reihen der revisionistischen Neuen Historiker ist Ilan Pappe. Israelischer Staatsbürger und aufgrund seiner Haltung „ehemaliger“ Professor der Politikwissenschaften an der Universität Haifa.
Auch mit seiner öffentlichen Präsenz in München haben einige Einflussträger offenbar ein Problem.
Die Veranstalter ereilte am Morgen des ersten Veranstaltungstages ein kurzfristiges Raumnutzungsverbot der städtischen Räumlichkeiten. Der Ak Israel/Palästina war somit gezwungen, spontan eine Ausweichmöglichkeit zu finden, um Pappe seine unbequemen Rechercheergebnisse über die „Die Ethnische Säuberung Palästinas“ vorstellen zu lassen. (So auch der Titel seines im Herbst 2007 erschienenen Buches, das die systematische "Entledigung des Palästinenserproblems" seit 1947 dokumentiert.)
Eine Intension, die Zunder gibt in der Debatte “Was darf Deutschland über Israel denken?“
In besagtem Fall, dass Kolonialismus, Vertreibung, Enteignung, Massaker – wie es an den Palästinensern verübt wurde und wird – ungeachtet historischer Bedenken anzuklagen sind.
Anders sieht dies die Deutsch Israelische Gesellschaft (DIG), die Pappe „unwissenschaftliches Aufbauschen mit politischem Auftrag“ vorwirft. Und sich daher veranlasst sah, in einem an die Stadträte und Oberbürgermeister Christian Ude gerichteten Schreiben vor der „Anti-Israelischen Propagandaveranstaltung“ in städtischen Räumlichkeiten zu warnen und die Stadt darum bittet, „die Vergabe der Räume zu überprüfen und die Nutzungsvereinbarung zu widerrufen.“
Angeblich durch persönlichen Telefonanruf Charlotte Knoblochs an Christian Ude forciert, knickte die Stadt ein und sprach das Raumnutzungsverbot aus. Weicht man damit seitens der Stadt in vorauseilendem Gehorsam Konflikten aus und verbreitet „Unwahrheiten“, wie GRÜNE und LINKE konstatieren? Von städtischer Seite nämlich wird die Absage mit einer „nicht zu gewährleistenden Sicherheitslage“ begründet, da angeblich Proteste gegen die Veranstaltung mit Ilan Pappe angekündigt wurden. Wovon die Münchner Polizei allerdings nichts mitbekommen hat, die in einer solchen Situation eigentlich eine Lageeinschätzung an die Stadtveraltung abgibt.
Ob auf Druck israelischer Interessenvertreter, vorbeugender Konfliktscheu und/oder fehlendem Rückrat – die Stadt München hat einem international renommierten Wissenschaftler ein indirektes Redeverbot erteilt. Die LINKE und die GRÜNEN fordern von der Stadt eine offizielle Entschuldigung bei Ilan Pappe.
Die Organisatoren vermuten auf Grund des sehr kurzfristigen Verbots gar eiskaltes Kalkül, damit die Veranstaltung in Ermangelung alternativer Räumlichkeiten gänzlich ins Wasser fällt - was nicht der Fall war.
Matthias Kühn von Radio LORA lässt zuerst Eva-Maria Volland, Pressesprecherin des Schul- und Kulturreferats der Landeshauptstadt München zu Wort kommen.

Kommentare
29.10.2009 / 12:20 detlef,
am 29 10 09 im Abendprogramm gesendet
danke