25 Jahre Chemikatastrophe Bhopal - No Justice-No Business - Teil 2

ID 30941
 
Zeitzeugen und Aktivisten aus Bhopal, Indien berichten (in nachgesprochener Übersezung) von der fortdauernden Katastrophe. Zusammen mit Teil 1 (Beitrag 30940) ist das eine Sendung von 59 min zum Thema, unter Verwendung von zusätzlichem Material.
Audio
29:03 min, 33 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 02.12.2009 / 23:10

Dateizugriffe: 4

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales
Entstehung

AutorInnen: Redaktion Treffpunkt Eine Welt bei Radio Darmstadt zusammen mit der Radiogruppe von ai Jena
Radio: RadaR, Darmstadt im www
Produktionsdatum: 02.12.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Fragen aus der Diskussion bzw. einem Interview

Kann man nicht vor Gericht gehen?

Wir sind vor jedes Gericht gegangen. Vom Amtsgericht in Bhopal bis zum Oberlandesgericht in Madhya Pradesh, und zum Obersten Gerichtshof von Indien. Und zum obersten Gerichtshof in den USA. Wir kämpfen überall. Unsere Erfahrung damit ist: Gerichte sind nicht mehr die beste Möglichkeit, Gerechtigkeit zu bekommen. Es dauert so lange. Wir klagen gegen die Union Carbide Corporation in New York seit 10 Jahren, wegen der Kontamination des Wassers. Ich habe schon erzählt, dass die Indische Regierung 1985 in New York vor Gericht ging, und der Richter die Eröffnung eines Verfahrens ablehnte. Als wir das 1999 aufnahmen, ging unser Fall vor den gleichen Richter. Dieser Richter ist extrem einseitig. Er hat die Sache drei mal zurückgewiesen, und drei mal wurde sie vom zweiten Berufungsgericht wieder in Kraft gesetzt. So sitzen die uns aus.
Aber immerhin, was wir davon haben, das war Zugang zu all diesen internen Dokumenten. Aus denen wir wissen, dass Union Carbide wusste, dass ihre Giftmüllkippen das Wasser verunreinige. Sie haben Grundwasser getestet, und die Fische starben. Dass wussten die alles.
Daher wissen wir auch, dass sie routinemäßig das Kühlsystem abgeschaltet haben. um Geld zu sparen. Also, alle diese Informationen kommen im Wesentlichen aus diesen Dokumenten. Wir führen da ein Verfahren gegen Dow in Indien, wegen der Sanierung, da haben wir... Naja, sie wissen ja,Dow hat so viel Macht und Einfluss und Geld, und hier stehen die ärmsten Menschen im Kampf gegen das reichste Unternehmen, wissen Sie... Die haben an jedem Spitzenpolitiker geschrieben, an alle Ober-Bürokraten in unserem Land, im Grunde sagen die: Wir werden eine Milliarde Dollar in Ihrem Land investieren, unter der Bedingung, dass wir von der Haftung für Bhopal freigestellt werden,
Im Prinzip: Also, um die Sache von uns abzuwenden, werden wir Geld in Ihrem Land investieren. Ausländische Investitionen werden, wie sie wissen, immer über das Leben der Menschen und die Umwelt gestellt.


Gibt es noch andere europäische Organisationen, die Sie unterstützen?

Amnesty. Amnesty hat uns sehr, sehr unterstützt. Und die vielen Freiwilligen, die habe ich nicht erwähnt. Es gibt Unterstützung. Durchaus. Ich bin auch Mitarbeiterin einer Klinik, die Hilfe zur Verfügung stellt. Also, ich will nicht, dass die Zuhörer denken, das wäre alles eine sehr traurige Geschichte. Das ist es nicht. Der Kampf stärkt die Widerstandsfähigkeit der Menschen, die den Kampf weiterführen.
Und wir sind wir auch dabei, unseren eigenen Weg der Rehabilitation zu finden. Wissen Sie, ich arbeite in einer Klinik, die kostenlose medizinische Versorgung für diejenigen bereitstellt, die von den Union-Carbide – Giften betroffen sind, Das war unsere Antwort auf die jetzige medizinische Versorgung. Weil es so schlimm war in Bhopal.
Sie wussten nicht, wie man die Menschen behandeln soll. Dennoch behandelten sie die Menschen. Ärzte in Bhopal geben ihnen alle Arten von unsinnigen Medikamenten, wie Antibiotika. Die Menschen habe kiloweise Antibiotika genommen, neben Steroiden und Psychopharmaka ...
Die Menschen müssen kontinuierlich Medikamente nehmen, um sich besser fühlen. Darum ist diese Klinik gestartet wurde. Wir wollen beides integrieren, die Englische Medizin, und Ayurveda, die traditionelle indische Medizin. Wir haben sehr gute Ergebnisse damit erzielt.
Um Ihre Frage nach Unterstützern vollständig zu beantworten: Es gibt eine Gruppe in Großbritannien, namens „Bhopal Medical Appeal“ Die sammelt Mittel für uns. Dann gibt es eine Gruppe namens „Pesticide Action Network”, die gegen Pestizid-Gefahren kämpft. Die sind sehr hilfreich. Es gibt einige Anti-Atomkraft-Gruppen, in Deutschland, die mitgeholfen haben, vor allem aber Amnesty. Wenn hier unter uns Menschen sind, die noch andere Gruppen kennen, die vielleicht bereit wären, uns zu unterstützen könnte, lassen Sie es uns wissen.

Woher bekommen Sie Geld für Ihre Klinik?

Wir nehmen kein Geld von Unternehmen oder von der Regierung. Wir halten sie beide gleichermaßen verantwortlich für das, was in Bhopal geschehen ist, Nichts von Firmen- Wohltätigkeitsorganisationen, wie Ford Foundation, Rockefeller, oder so...
Wir nehmen kein Geld von denen. Daher kommt alles aus individuellen Spenden. Wir geben eine n Rundbrief heraus. Und haben Menschen, die ihn lesen. In Großbritannien, teils in Frankreich und teils in den USA. Wo dieser Rundbrief so hingeht. Lesen und spenden, im Grund genommen. Keine großen Mengen. Kleine Beträge. Was normale Menschen sich halt leisten können. So machen wir das.

Gibt es Veranstaltungen zum 3. Dezember in Indien und anderswo?

Es gibt eine Woche lang große Veranstaltungen. In Bhopal eine sehr große, und auch an anderen Orten in Indien. Wir wollen die Menschen überall aktivieren.
Hier im Raum sind genug Leute, die eine Kerze halten können. Die auf einem Platz stehen und Flugblätter verteilen. Das wäre schon genug. Dow merkt das ....
Ich weiß also, wenn da nur ein einfache Transparent wären, wie „Jenenser unterstützen Bhopal“ und „Dow, Bhopal aufräumen“, das ist ein starkes Signal. Wirklich, ein starkes Signal, aus einer internationalen Gemeinschaft, die nicht direkt betroffen ist, die aber darauf achtet, dass keine weiteren Bhopals mehr passieren.

Was ist der Zweck der Tour?

Also das Hauptziel unserer Tor ist es, zunächst dafür zu sensibilisieren, dass die Katastrophe in Bhopal weitergeht. Dass die Menschen ihr noch immer zum Opfer fallen. Jeden Monat. Aufgrund der durch die Gas-Exposition ausgelösten Krankheiten. Und weil die Menschen immer noch verschmutztes Wasser trinken müssen, das vom Giftmüll verseucht ist, der in der Union Carbide Fabrik liegen geblieben ist.
Und diese Bustour geht durch 7 Länder in Europa. Um den Leuten zu sagen, sie sollen teilnehmen am Kampf, Nicht nur am Kampf von Bhopal, sondern am Kampf all jener Menschen, die die Verbrechen solcher Firmen ertragen müssen. Damit diese Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden für die Verbrechen, die sie gegen die Menschlichkeit begangen haben.
Und wir wollen den Leuten sagen, was das für Chemieunternehmen sind, die diese giftigen Abfälle produzieren. Die nichts Gutes für die Menschheit leisten, sondern nur Schaden anrichten.
Wir wollen die Menschen auch bitten, aktiv zu werden gegen Dow Chemical, die für die andauernden Leiden der Menschen in Bhopal verantwortlich sind.

Kann nan Euch auch unterstützen, wenn man kein Geld für Spenden hat?

Absolut. Erstens, wenn ein Dow-Büro in Ihrer Nähe ist, würde ich vorschlagen, sie nehmen sich dieses Büro zum Ziel und sagen denen, dass sie den Giftmüll aufräumen sollen, den sie in in Bhopal liegen gelassen haben. Und das sie sauberes Trinkwasser bereitstellen müssen, und die Kinder medizinisch versorgen sollen, die mit Behinderungen geboren wurden. Zweitens, wenn man Student ist, kann man herauszufinden, ob die Universität Geld annimmt von Dow, und die Uni um die Ablehnung von Dow-Geldern bitten. Es gibt Produkte Dow, die man boykottieren kann. Nur mit 10 Personen über Bhopal reden, die noch nichts über Bhopal wussten. Das ist eine große Hilfe! Also, im Grunde haben wir ein sehr einfaches Motto: "Keine Gerechtigkeit, kein Geschäft". Dow darf nicht erlaubt werden, Geschäfte zu machen, solange es keine Gerechtigkeit in Bhopal gibt.

- Musik

- Beitrag, wie Dow Chemical das darstellt.

- Über den Minister Gaur des indischen Bundesstaates Madhya Pradesh, der in Bhopal das Fabrikgelände mit einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich machen will.

- Auschnitte aus einem Bericht von Dr Birger Heinzow, der als Mitglied einer International Commission on Bhopal 1994 dort war, besonders zu allgemeinen Lehren und Forderungen aus der Katasrophe.

- Abmod unter Bezug auf die Meschenrechtsarbeit von amnesty international.

Kommentare
03.12.2009 / 20:42 theo,
gesendet 3.12.2009 / 20.30 in - siehe Titel
danke für Teil 1+2