Bürgerliches Engagement - Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement der Robert Bosch Stiftung

ID 35260
 
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Da flattert mir doch folgende Ausschreibung auf den Tisch: Der Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement wird jährlich ausgeschrieben. Mit dem Preis zeichnet die Robert Bosch Stiftung Autoren hervorragender Medienbeiträge zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ aus und hebt die Bedeutung dieses Engagements für die Zukunft unserer Gesellschaft hervor. Der Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement wird jährlich ausgeschrieben. Mit dem Preis zeichnet die Robert Bosch Stiftung Autoren hervorragender Medienbeiträge zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ aus und hebt die Bedeutung dieses Engagements für die Zukunft unserer Gesellschaft hervor. Prämiert werden Beiträge, die beispielhaft darstellen und hinterfragen, wie und warum Menschen freiwillig für sich und für andere Verantwortung übernehmen. – Erstmal find ich ja Wettbewerbe und Auszeichnungen gut. Bei der hier gerate ich dann aber doch irgendwie ins Stutzen: Bürgerschaftliches Engagement – das ist ja so ein Allerweltswort, und zurzeit ganz gern betont und gefördert. In Echt hat das Ganze dann aber irgendwie doch zumindest Fallstricke. Eine gute Gelegenheit genau darüber mal zu reden – und zwar mit einer Verantwortlichen der Robert-Bosch-Stfitung - nämlich mit Juliane Hagedorn. Guten Morgen!
Audio
15:42 min, 22 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.07.2010 / 10:47

Dateizugriffe: 391

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Arbeitswelt
Serie: Corax-Widerhall
Entstehung

AutorInnen: tagesaktuelle Redaktion
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 28.07.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Frau Hagedorn – um das mal besser einordnen zu können, sie haben den Preis Bürgerschaftliches Engagement ja nicht erfunden … was ist genau ihre Aufgabe?

Nun hab ichs schon gesagt: Bürgerschaftliches Engagement sagt erstmal alles und nichts … was genau verstehen sie darunter?

In der Ausschreibung steht: Der Preis hebt die Bedeutung dieses Engagements für die Zukunft unserer Gesellschaft hervor … worin besteht denn diese Bedeutung?

… bei Zukunft der Gesellschaft fallen mir gleich eine ganze Reihe von Themen ein: Verhinderung prekärer Arbeitsverhältnisse, bedingungsloses Grundeinkommen, ein der digitalen Gesellschaft angepasstes Urheberrecht, Umweltschutz, nachhaltige Wirtschaftspolitik … bürgerschaftliches Engagement fällt mir da eher nicht ein. Wieso ist die Robert Bosch Stiftung von der Wichtigkeit bürgerlichen Engagements so überzeugt?

bürgerschaftliches Engagement – dazu gehören Adjektive wie "freiwillig" und auch "ehrenamtlich" – in meiner Realität sieht es so aus, dass ich permanent nur freiwillig und ehrenamtlich tätig bin, ob hier im Radio, im Sportverband, bei Jugendveranstaltungen oder Stadtfesten … und wenn ich dann mal für Geld arbeiten gehe, dann wird an meinem Lohn oder Honorar herumgefeilscht, so dass ich selbst das nahezu als Ehrenamt betrachten kann. Warum gibt es Arbeit, die offensichtlich gesellschaftlich nötig ist, für die aber die Gesellschaft keine Mittel hergeben möchte? Ist diese Arbeit dann wichtig?

Vielleicht nochmal ein Ausflug in die Begriffsdefinition: der Bürger, das Bürgertum oder die Bürgerschaft – das sind Begriffe, die im 18. Jhd. geprägt wurden, als eben genau die Schicht des Bürgertums immer stärker wurde,nach mehr Machtbeteiligung und Mitspracherecht strebte und diese einforderte. 200 Jahre später hat sich einiges getan: was ist von diesem historischen Begriff noch übrig?

In den letzten Jahren war hin und wieder von der Rückkehr zur Bürgerlichkeit die Rede – Neo-Bourgoisie kam als Schlagwort auf – Banken warben sinngemäß mit dem Slogan: "Bürgerlich sein ist cool." Selbst ich wurde schon als das Paradebeispiel für das neue Bürgertum bezeichnet, obwohl ich das selber nie tun würde – was kann denn das heute heißen: Bürger / Bürgertum / Bürgerschaft?

Der Bürger - das sind mitunter auch alle Wahlberechtigten … erwarten sie nun von allen Engagement?

Aber die Bedingungen sind ja zutiefst verschieden: eine Friseurin in Sachsen verdient wenn sie Pech hat 3 EUR in der Stunde, Bundestagsabgeordnete erhalten monatlich 7668 EUR, der Deutsche Bank-Chef ging 2009 mit 9,8 Millionen nach Hause … ist es gerecht von allen das gleiche Engagement zu fordern?

Und bürgerschaftliches Engagement – zerstört das nicht auch Arbeitsplätze und fördert den Billiglohnsektor?

Den Preis gibt es schon eine Weile, da wurden und werden ja durchaus auch kritische Beiträge eingereicht und ausgezeichnet … das ist dann auch in diesem Jahr möglich: wo muss ich was bis wann hinschicken?

Vielen Dank.