Überfall auf alternatives Projekt ReBa84 am Rande des Pokalspiels CFC:St. Pauli (1)

ID 35595
 
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Interview mit Olaf und Werner, die beim Überfall von rechten Hooligans in der ReBa84 waren und das stattfindende Fest mitorganisiert haben.

Eigentlich war ein gebauter Beitrag geplant, das wird aus Zeitmangel aber nichts mehr. Deswegen beide Interviews einzeln und in voller Länge.

Audio
06:32 min, 9177 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 18.08.2010 / 18:42

Dateizugriffe: 537

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Entstehung

AutorInnen: Jörg B.
Radio: Radio T, Chemnitz im www
Produktionsdatum: 17.08.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Am 14.08. gastierte der Erstligist FC St. Pauli im Rahmen des DFB-Pokalwettbewerbs bei Viertligisten Chemnitzer FC. Während die heimische Presse in Chemnitz jubelte, weil der sächsische Underdog die Hamburger nicht unverdient mit 1:0 aus dem Rennen warf, gab es rund um das Spiel Geschehnisse, die ebenfalls eine Bericht wert sind. Der Manschaftsbus des FC St. Pauli wurde durch Steinwürfe schwer beschädigt, es gab zwei Versuche ein Fest im alternativen Zentrum ReBa84 zu stören (bei dem St. Pauli und CFC-Fans gemeinsam feierten), von denen der zweite Versuch erfolgreich war und mit zerstörten Scheiben und zahlreichen Verletzten endete. Die Polizei hat den Staatsschutz eingeschaltet, spricht in ihrer Pressemitteilung allerdings davon, das kein Bezug zum Pokalspiel und zu rechten Gewalttätern, bzw. zum Hooligan-Umfeld des CFC hergestellt werden kann.

Jörg vom Chemnitzer Radio T sprach mit Olaf und Werner, die beim Überfall in der ReBa84 waren und das stattfindende Fest mitorganisiert haben.

Hintergrundmaterial:

Überfall auf alternatives Projekt Reitbahnstraße 84 in Chemnitz
15. August 2010 in http://ki23.blogsport.de/

Am Samstag, den 14. August 2010, gegen 23:20 Uhr wurde eine Party in der Reitbahnstraße 84 von mindestens 30 vermummten Personen überfallen. Die Angreifer gingen mit Knüppeln und Steinen gegen die Feiernden vor. Dabei wurden mehrere Personen verletzt, eine musste stationär behandelt werden. Es gingen mehrere Fensterscheiben und Mobiliar zu Bruch. Die Angreifer konnten von den BesucherInnen des Festes jedoch am Eindringen in das Gebäude gehindert und schnell vertrieben werden.

Auf der Party feierten ca. 150 Gäste, darunter BesucherInnen des Stadtteilfestes im Reitbahnviertel und Fussballfans des FC St. Pauli gemeinsam mit Fans des Chemnitzer FC nach dem Pokalspiel. Die VeranstalterInnen des Festes vermuten, dass ein direkter Zusammenhang zu dem Fussballspiel zwischen CFC und FC St. Pauli besteht, welches am gleichen Tag in Chemnitz stattfand. Fans des FC St. Pauli waren bereits vor, während und nach dem Spiel Provokationen und Angriffen von neo-nazistischen Hooligans und Fußballfans ausgesetzt. Auch der Mannschaftsbus des FC St. Pauli wurde angegriffen. Schon um 19 Uhr waren rund um die Partyveranstaltung kleinere Nazigruppen unterwegs, welche sich auf dem Netto-Parkplatz an der Bernsdorfer Straße sammelten. Sie wurden dort von der Polizei kontrolliert und erhielten Platzverweise.

Vermutlich die gleiche Gruppe griff dann gegen 23:20 Uhr die Feiernden an der Reitbahnstraße 84 an. Charles aus Hamburg, der gemeinsam mit CFC-Fans feierte: Wir saßen draußen auf dem Gehweg und unterhielten uns, als plötzlich aus Richtung Ritterstraße ein Mob von Vermummten mit Knüppeln heranstürmte. Die haben sich dann Steine aus dem Gleisbett genommen und auf uns geschmissen. Dann habe ich gesehen wie eine Person von drei Angreifern geschlagen und über die Kreuzung gezerrt wurde. Einige Anwohner haben dazu sogar Beifall vom Balkon geklatscht.
Ein Vorstandsmitglied des Vereins Wiederbelebung kulturellen Brachlandes e.V. erklärte, dass dies nicht der erste Angriff auf das alternative Kulturprojekt Reitbahnstraße 84 war. In den letzten drei Jahren gab es mehr als 10 Sachbeschädigungen und Provokationen, darunter einen Brandanschlag vor zwei Jahren. Das Projekt, dass Ende August auf Bestreben der GGG und unter Duldung der Stadt Chemnitz die Segel streichen muss, hatte für den Samstag zu einer Soli-Party für alternative Wohn- und Kulturprojekte in Chemnitz eingeladen.

Vorstand des WkB e.V.
(WkB = Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlands, Träger der ReBa84)


PMs der Polizei:

Polizeieinsatz auf der Reitbahnstraße
Verantwortlich: Jana Kindt
Stand: 15.08.2010, 12:30 Uhr

Chemnitz
Stadtzentrum; Polizeieinsatz auf der Reitbahnstraße
(Ki) Die Reitbahnstraße mit dem dort vom Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes e.V.; ausgerichteten Reitbahnfest war am Samstagabend Ort für einen Polizeieinsatz.
Kurz vor 23.30 Uhr riefen Festbesucher die Polizei, da ca. 50 schwarz gekleidete und vermummte Personen aufgetaucht waren. Es kam zu Schlägereien zwischen Festbesuchern und den die Veranstaltung störenden Personen sowie durch Steinwürfe zu Sachbeschädigungen an Fensterscheiben und an Einrichtungsgegenständen, die dem das Fest ausrichtenden Verein gehören. Eine Schadenssumme kann noch nicht genannt werden.
Zwei Personen (m: 20, 27) wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt und ambulant in einem Krankenhaus behandelt. Ein Mann, 20 Jahre alt, wurde in Gewahrsam genommen, da er den ihm vier Stunden zuvor von der Polizei ausgesprochenen Platzverweis nicht befolgt hatte.
Zuvor, gegen 19.30 Uhr, hatten Festbesucher die Polizei zur Reitbahnstraße gerufen, weil in der Nähe mehrere Personen aufgetaucht waren und man befürchtete, dass es zu Auseinandersetzungen kommen könne.
Die Polizei sprach 35 Mal einen Platzverweis aus. Zwei Männer, 17 und 19 Jahre, kamen dem nicht nach. Sie wurden daraufhin in Gewahrsam genommen.
Im Anschluss an die nächtlichen Auseinandersetzungen wurden der Polizei Sachbeschädigungen an drei Fahrzeugen (Renault, Audi, Mercedes-Transporter) von Anwohnern des Reitbahnviertels angezeigt. Die Schäden an Autoscheiben und Spiegeln werden auf rund 1 750 Euro geschätzt.


Die Polizei hat Ermittlungen wegen des Verdachts des Landfriedensbruches aufgenommen.
Polizeieinsatz auf der Reitbahnstraße/Polizei sucht Augenzeugen
Verantwortlich: Frank Fischer
Stand: 16.08.2010, 14:30 Uhr

Chemnitz
Ergänzung zur Medieninformation Nr. 443 vom 15.08.2010; Chemnitz/Polizeieinsatz auf der Reitbahnstraße/Polizei sucht Augenzeugen
 
(Ki) Das Dezernat Staatsschutz der Chemnitzer Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zu den tätlichen Auseinandersetzungen am Samstagabend auf der Reitbahnstraße übernommen. Derzeit gibt es keine Hinweise auf einen rechtsgerichteten Hintergrund für diese Straftat. Ebenso liegen momentan keine Anhaltspunkte dafür vor, dass der Angriff der ca. 50 vermummten Personen in einem Zusammenhang mit dem DFB-Pokalspiel des Chemnitzer Fußballclubs gegen den 1. FC St. Pauli gestanden hat. Bislang konnten noch nicht alle Zeugen befragt werden. Aus den bisher vorliegenden Zeugenaussagen ist bekannt, dass unter den Anwesenden vereinzelte 1. FC St. Pauli-Fans waren.
Die 35 Personen, denen die Polizei im Vorfeld der Auseinandersetzung, gegen 19.30 Uhr, nach erfolgter Identitätsfeststellung einen Platzverweis ausgesprochen hat, können - bis auf zwei Männer -  keiner politischen Richtung zugeordnet werden. Diese beiden Männer sind der Polizei als rechtsorientiert bekannt. Die Schäden am Vereinsgebäude beziffern sich schätzungsweise auf rund 1 400 Euro. Die Ermittlungen werden in alle Richtungen geführt.
Dies gilt auch im Fall des beschädigten Mannschaftsbusses des 1. FC St. Pauli (siehe ebenfalls o.g. Medieninformation). Da neben dem Bus der Marke Scania drei weitere, auf der Salzstraße abgestellte Fahrzeuge (Pkw) angegriffen worden waren, ist auch hinsichtlich des Tatortes und der Tatzeit (Nacht zum Samstag) ein Bezug zum Geschehen auf der Reitbahnstraße nicht erkennbar.
Die Polizei bittet um Mithilfe bei der Aufklärung des Geschehens. Wer, auch als Anwohner oder Passant, am Samstagabend, zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht, Wahrnehmungen im Bereich des Reitbahnviertels gemacht hat, wird gebeten, seine Beobachtungen der Polizei (Tel. 0371 387-2319) mitzuteilen. Insbesondere interessiert die Polizei, wer Wahrnehmungen zu der ca. 50-köpfigen, schwarzgekleideten Personengruppe und eventuell von ihr genutzten Fahrzeugen im Vorfeld oder nach der Tat gemacht hat. Die Gruppe kam aus Richtung Zschopauer Straße und flüchtete in unbekannte Richtung.

Kommentare
19.08.2010 / 00:37 theo,
gesendet 18.8.2010 zw. 21.30-22.00 in - siehe Text+Titel
vielen Dank, gesendet in "Aus der Arbeits-und aus anderen Welten"