Focus Europa #142 vom 4. November 2010

ID 37060
 
Focus Europa vom 4. November 2010

Die Europa-Nachrichten vom 4. November 2010:
1. Weitere Paketbomben in Athen entdeckt
2. Ein Schritt Richtung Versöhnung – Serbiens Präsident besucht Kroatien und gedenkt dort der Toten des Massakers von Ovcara
3. 142 Boots-Flüchtlinge wurden von der türkischen Küstenwache in den Gewässern vor Istanbul gestoppt und ans Festland gebracht.
4. Greenpeace und verschiedene Anti-Atom-Gruppen in Frankreich veranstalten eine „Tour de Castor“
5. Russland muss einem seiner Bürger für schwere Folter in Polizeihaft Schmerzensgeld zahlen
6. YouTube löscht mehrere hundert Videos, die zum Heiligen Krieg gegen die USA aufrufen
7. Eine Hundertschaft von Mafiosi sitzt ab heute hinter Gittern

Beitrag 1:
Abgeordnete des Europäischen Parlaments besuchen die Ukraine während der Regionalwahlen

Beitrag 2:
Comics aus Polen
(aus unserer Reihe: „Comics in Europa – Europabilder im Comic“)
Audio
29:14 min, 27 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 04.11.2010 / 20:37

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, Arbeitswelt, Internationales, Wirtschaft/Soziales
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Alex und Viktoria
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 04.11.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Focus Europa vom 4. November 2010

Die Europa-Nachrichten vom 4. November 2010:

1. Weitere Paketbomben in Athen entdeckt
2. Ein Schritt Richtung Versöhnung – Serbiens Präsident besucht Kroatien und gedenkt dort der Toten des Massakers von Ovcara
3. 142 Boots-Flüchtlinge wurden von der türkischen Küstenwache in den Gewässern vor Istanbul gestoppt und ans Festland gebracht.
4. Greenpeace und verschiedene Anti-Atom-Gruppen in Frankreich veranstalten eine „Tour de Castor“
5. Russland muss einem seiner Bürger für schwere Folter in Polizeihaft Schmerzensgeld zahlen
6. YouTube löscht mehrere hundert Videos, die zum Heiligen Krieg gegen die USA aufrufen
7. Eine Hundertschaft von Mafiosi sitzt ab heute hinter Gittern

Beitrag 1:
Abgeordnete des Europäischen Parlaments besuchen die Ukraine während der Regionalwahlen

Beitrag 2:
Comics aus Polen
(aus unserer Reihe: „Comics in Europa – Europabilder im Comic“)






Die Focus-Europa-Nachrichten:

1. Weitere Paketbomben in Athen entdeckt

Am Donnerstag, den 4. November, wurden in Griechenland weitere Paketbomben entdeckt, berichtet das griechische Fernsehen. Eines der Pakete war an die französische Botschaft in Athen adressiert, als Absender wurde das Erzbistum von Athen angegeben. Die wirklichen Absender sind nach wie vor unbekannt. Es wurden mindestens drei weitere Pakete mit Sprengstoff entdeckt, die bei einer privaten Kurierfirma in Athen abgegeben worden waren.

Bereits am Dienstag waren in den Botschaften Russlands und der Schweiz derartige Sprengstoffpakete explodiert. Ein weiteres Paket war an das deutsche Kanzleramt adressiert worden. Am Mittwoch hatte daraufhin die griechische Regierung alle Postsendungen ins Ausland für zwei Tage gestoppt.
Obwohl die Fahndung nach den Tätern auf Hochtouren läuft und seit Dienstag bereits mehrere Wohnungen durchsucht wurden, gibt es nach wie vor keine Hinweise auf die Absender der Pakete.

2. Ein Schritt Richtung Versöhnung – Serbiens Präsident besucht Kroatien und gedenkt dort der Toten des Massakers von Ovcara

Fast 20 Jahre nach der Tat besuchte der serbische Präsident Tadic das Dorf Ovcara bei der Stadt Vukovar, wo während des Jugoslawienkrieges Soldaten der serbisch dominierten jugoslawischen Volksarmee etwa 260 Menschen ermordet hatten.
Im November 1991 hatten serbische Truppen im Krankenhaus von Vukovar rund 400 Menschen gefangengenommen und einen Großteil von ihnen in eine abgelegene Schweinefarm beim nahegelegenen Dorf Ovcara verschleppt. Dort waren die Opfer gefoltert und größtenteils ermordet worden.
Heute soll der kleine Ort Ovcara ein Ort der Versöhnung werden. Mit dem Besuch sind große Hoffnungen auf eine allmähliche Aussöhnung der zwei Länder verbunden.
So sagte ein Berater des kroatischen Präsidenten Ivo Josipovic wörtlich:
„Mit dem Besuch des serbischen Präsidenten verbinden sich große Hoffnungen. Dass der Präsident unseres Nachbarn nach Vukovar kommt, um dort einen Kranz für die Opfer dieses schrecklichen Verbrechens niederzulegen, das ist ein Schritt in die Zukunft. Wenn wir die vielen offenen Fragen lösen wollen, die wir bezüglich Serbiens noch haben, dann können wir uns nicht abkapseln, sondern müssen uns öffnen."
Gemeinsam mit seinem kroatischen Kollegen Josipovic legte der serbische Präsident einen Kranz auf einem der Massengräber nieder und bat ausdrücklich für die damaligen Taten seiner Landsleute um Vergebung.

3. 142 Boots-Flüchtlinge wurden von der türkischen Küstenwache in den Gewässern vor Istanbul gestoppt und ans Festland gebracht.
Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Flüchtlingen um Afghanen, Birmaner und PalästinenserInnen. Polizei und Küstenwache hätten das Boot am Donnerstag in der Nähe der Stadt Tekirdag gestürmt.
14 Personen würden wegen des Verdachts auf Menschenschmuggel vernommen. Die Flüchtlinge wurden vorläufig in einer Sporthalle in Tekirdag untergebracht, nach ersten Äüßerungen von türkischen Regierungsvertretern sollen sie vermutlich abgeschoben werden.
4. Greenpeace und verschiedene Anti-Atom-Gruppen in Frankreich veranstalten eine „Tour de Castor“
Das Netzwerk der französischen Atomgegner namens "Sortir du Nucléaire" (zu deutsch: "Aus der Kernenergie aussteigen") organisiert zusammen mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace am 5. und 6. November Protestaktionen entlang der gesamten Bahnstrecke, die der Castortransport von La Hague quer durch Frankreich in Richtung Gorleben zurücklegen wird.
Dabei geht es nach Angaben der Netzwerksprecherin Laura Hameaux zunächst darum, die Bevölkerung zu informieren.
An zahlreichen Stellen will Greenpeace bei der Durchfahrt Strahlenmessungen vornehmen, um zu belegen, dass die elf Glasbehälter mit den in La Hague wiederaufbereiteten Brennstäben eine Belastung für die Umwelt darstellen. Vom Start dieser etwas anderen "Tour de France" in Valogne über Caen, Rouen, Amiens, Lille, Nancy bis ins Elsass und weiter an die deutsche Grenze werden die Castorgegner an rund zwanzig Bahnhöfen demonstrieren.

5. Russland muss einem seiner Bürger für schwere Folter in Polizeihaft Schmerzensgeld zahlen

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte beschloss am Donnerstag, den 4. November, dass ein russischer Staatsbürger ein Recht auf 50.000 Euro Schmerzensgeld hat. Die Straßburger Richter hatten einem 45-Jährigen Recht gegeben, der von Polizisten mit schweren Misshandlungen zu einem Geständnis gezwungen worden war.
Aufgrund dieses Geständnisses sei der Mann anschließend zu zehn Jahren Haft wegen Mordes verurteilt worden. Obwohl er wegen der Misshandlungen bereits in Russland Anzeige erstattet hatte, seien die beteiligten Polizisten nie behelligt worden.

6. YouTube löscht mehrere hundert Videos, die zum Heiligen Krieg gegen die USA aufrufen

Die Internetplattform YouTube hat eine ganze Reihe von Videos gelöscht, in denen ein islamistischer Prediger zum "heiligen Krieg" aufruft.
Laut einem Bericht der New York Times habe YouTube die Videos bereits am Mittwoch den 3. November entfernt und damit auf Proteste Großbritanniens und der USA reagiert.
In den gelöschten Videobotschaften hatte der von den USA gesuchte Anwar Al-Awlaqi wiederholt zur Gewalt gegen die USA und gegen US-Bürger aufgerufen.
Insgesamt habe es sich um etwa 700 Videos gehandelt, auf denen der Prediger zu sehen gewesen sei, diese seien zusammen etwa 3,5 Millionen Mal angeschaut worden.
Der Prediger wird im Jemen vermutet, von wo vor einigen Tagen mehrere Paketbomben an jüdische Einrichtungen in die USA aufgegeben wurden. Am Donnerstag wurde der Bericht über die Löschung von YouTube selbst offiziell bestätigt.

7. Eine Hundertschaft von Mafiosi sitzt ab heute hinter Gittern
Der italienischen Polizei sind fast 100 Mafiosi ins Netz gegangen, die Hälfte von ihnen in Neapel: In der kampanischen Metropole wurden fünfzig Personen festgenommen, die alle der “Camorra” zugerechnet werden. Bei der Operation in und um Neapel wurden Immobilien, Firmen und Fahrzeuge im Wert von ingesamt 60 Millionen Euro konfisziert.
In einer weiteren, landesweiten Operation gelang es Spezialeinheiten der Carabinieri, 47 Mitglieder der sizilianischen Mafiagruppierung “Cosa Nostra” festzunehmen. Vorausgegangen seien fünfjährige Ermittlungen, heißt es in den italienischen Medien.
Die Staatsanwaltschaft von Catania werfe den Festgenommenen unter anderem Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Mord und Erpressung vor.
Die Fahnder beschlagnahmten in ganz Italien Mafia-Güter im Wert von rund 400 Millionen Euro.


Beitrag 1:
Abgeordnete des Europäischen Parlaments besuchen die Ukraine während der Regionalwahlen

Mitglieder des Europäischen Parlaments treffen sich in der ersten Novemberwoche mit der ukrainischen Staatsspitze -Gesprächspartner waren unter anderem Premierministerin Timoschenko, die Außen- und Innenminister, als auch der umstrittenen Leiter des speziellen Sicherheitsdienstes Khoroshkovsky.
Nach allgemeiner Einschätzung der europäischer Politiker und Wahlbeobachter sind die kürzlich in der Ukraine abgehaltenen Regionalwahlen korrekt abgelaufen. Allerdings gab es Probleme bei der Vorbereitung und der organisatorischen Durchführung. Der europäische SPÖ-Abgeordnete und Vizepräsident der europäischen Sozialdemokraten, Hannes Swoboda, hat an den ukrainischen Ministerpräsidenten Azarov appelliert, die Wahlgesetze künftig mit der EU abzustimmen.“ Das muss künftig besser laufen”, sagte Swoboda heute, am Donnerstag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.
Abmoderation:
So das Statement des Ukrainischen Autors und Publizisten Andrij Bondar. Internet-Foren und kritische ukrainische Medien sind voll von Geschichten über Manipulationen und verzweifelten Briefen über die sterbende ukrainische Demokratie und Freiheitstraum.
Wieso haben die Europäische Beobachter haben jedoch keine Manipulationen gefunden? Andrij Bondar meint, es liegt an dem undurchsichtigen politischen System und mehreren Wegen, wie man die Menschen manipulieren kann. Wahrscheinlich liegt es auch an den durchsichtigen ökonomischen Interessen Europas. Auch Energiefragen waren Gegenstand der Diskussionen der europäischen und ukrainischen Politiker. Premierminister Azarov erklärte, dass für den 22. November ein Dreiergipfel in Energiefragen zwischen Russland, der Ukraine und EU geplant sei. Begrüßt wurde von den Gesprächsteilnehmern das vor einigen Wochen unterzeichnete Arbeitsabkommen zwischen der Partei der Regionen und der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament. “Es wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die europäischen Sozialdemokraten sich stark für den demokratischen Fortschritt engagieren und der Partei der Regionen helfen, einen eindeutigen europäischen Weg einzuschlagen”, erklärte Swoboda.

Beitrag 2:
Comics aus Polen
(aus unserer Reihe: „Comics in Europa – Europabilder im Comic“)

Heute wollen wir uns im Rahmen unserer Reihe über die verschiedenen Comic-Kulturen Europas mit Polen beschäftigen.
Neben den amerikanischen bieten auch die europäischen Comics eine große Vielfalt an eigenen Traditionen, Figuren, Geschichten und graphischen Stilarten.
Aber im Gegensatz zu den USA zeichnen sich die Comic-Kulturen der europäischen Länder auch dadurch aus, dass sie sich auch gegenseitig befruchten und beeinflussen.

Während der Umbruchszeit nach dem Sozialismus hatte sich auch in Polen eine lebendige Underground-Comic-Kultur gebildet.
Heute ist es vor allem der polnische Zeichner Grzegorz Rosinski, der den polnischen Comics dank zahlreicher Übersetzungen auch im Ausland ein Gesicht gibt.
In einem Interview erzählt uns der Direktor des belgischen Comic-Museums, Willem De Graeve, von dem Comic-Land Polen und von dem polnischen Comic-Festival in Lodz.

Zunächst aber verrät uns Robert aus Freiburg, welche Comics er sich am liebsten in Polen kauft und wie sie ihm dabei helfen, sein Polnisch zu verbessern.

Kommentare
05.11.2010 / 10:55 smn, Radio LoRa, Zürich
Sendungsübernahme
Focus Europa #141 und #142 wurden bei Radio LoRa Zürich am 6.November 2010 in der Sendung "Info LoRa" gespielt. Danke & Gruss!