Sarrazin-Demo in Mainz

ID 38559
1. Teil - Mehdi (Hauptteil)
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Ausschnitte von Rede- und Musikbeiträgen, Gedicht und "Atmo" von der Demo zum Auftritt Thilo Sarrazins als Laudator bei einer Preisverleihung der Mainzer Ranzengarde. Über 600 DemonstrantInnen versammelten sich am 2. Januar 2011 direkt vor dem Mainzer Schloss, in dem der neoliberale Populist empfangen wurde.
s. auch: www.freie-radios.net/portal/content.php?id=38316 (ein Redebeitrag in voller Länge)
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02:12 min, 2058 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 20.01.2011 / 03:00

Dateizugriffe: 490

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Rüdiger/Helmut
Radio: RadioQuer, Wiesbaden im www
Produktionsdatum: 20.01.2011
Folgende Teile stehen als Podcast nicht zur Verfügung
2. Teil - Bänkelsänger
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02:00 min, 1877 kB, mp3
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3. Teil - Gerhard Trabert
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4. Teil - Daniel/Hüseyin
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5. Teil - Pancho
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6. Teil - Rene
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7. Teil - Schluss
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Skript
Sarrazin in Mainz
Wer Mitte Januar einmal – aus welchen Gründen auch immer – einen Blick in das bekannte
Intelligenzblatt mit den großen Buchstaben geworfen hat, stellte fest, dass sich dort die Debatte zum
Stichwort „Sarrazin“ weitgehend auf FRAU Sarrazin verlagert, die als Lehrerin in Berlin eine
Auseinandersetzung über ihren Erziehungsstil mit Eltern, Schülern und der Schulleitung führt.
Warum werden so einem lokalen Thema inerhalb weniger Tage mindestens drei große Artikel
gewidmet? Durchsichtiger kann man eine Imagekampagne und Ablenkungsmanöver kaum
aufziehen. Und so was funktioniert vermutlich auch noch. Aber offensichtlich schon mal nicht bei
allen Kioskbesitzern.
Radio-Quer-aktuell wurde am Montag eine Mail weitergeleitet, nein, nicht von Wikileaks, sondern
von einem Hans aus dem schönen Städtchen Hamburg.
----- Original Message -----
From: (Hans aus Hamburg)
Sent: Monday, January 17, 2011 7:53 AM
Subject: Blöd- Boykott in Hamburg
BILD-Boykott in Hamburg-Ottensen
Bei unserem gestrigen Spaziergang durch die Ottenser Hauptstraße staunten wir nicht
schlecht: Hier hat ein aufgebrachter Kioskbesitzer Konsequenzen aus der Sarrazin-Debatte
und ihrer Berichterstattung in der Bild-Zeitung gezogen und das Blatt kurzerhand aus dem
Programm genommen.
Ein Blick ins Internet zeigt, der Boykott läuft bereits seit Anfang September, der benachbarte
Bäcker ist ebenfalls eingestiegen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Dazu im Interview mit der
taz (12.9.2010):
»Das lag an der Ausgabe mit Sarrazin auf dem Titel und dem, was man in Deutschland doch
wohl noch sagen dürfe. Die Aussagen waren so extrem rassistisch, populistisch und
ausländerfeindlich, dass ich daraufhin die Bild-Zeitung wutentbrannt aus dem Programm
genommen habe.« (…) »Die Reaktionen der Kunden sind zu 99,5 % positiv. Und viele
Passanten, die mein Plakat lesen, kommen rein, halten ein bis zwei Daumen hoch und gehen
wieder raus.«
Dafür auch von uns: Ein bis zwei Daumen hoch.
V. G.
Hans
Und auch wir befassen uns jetzt nicht mit dem privaten Familienidyll des Herrn Sarrazin,
sondern blicken zurück auf seinen unwillkommenen Besuch in Mainz am 2. Januar. Da
wurden über 600 Menschen gezählt, die mit Musik und guter Laune zum Mainzer Schloss
zogen, um in der besseren Tradition der Mainzer Fassenacht – nämlich der emanzipatorischkritischen
– einen Auftritt Sarrazins gebührend zu würdigen. Die Mainzer Ranzengarde mit
ihrem Generalfeldmarschall Johannes Gerster hatte ihn als Laudator bei der Verleihung des
„Ranzengardisten“ eingeladen. Helmut von der Medieninitiative Radio Quer hat die Reden
mitgeschnitten, ich spiele Euch einige Ausschnitte.
Mehdi für den Beirat für Migration und Integration der Stadt Mainz zitierte zunächst den
Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Gaumann, mit dem Satz:
„Sarrazin hat endgültig eine rote Linie überschritten.“ Er stütze sich mit seinen Behauptungen
auf die Rassentheorie der Nationalsozialisten. Solche Äußerungen seien unerträglich.
Weiterhin zitiert er auch Thilo Sarrazin selbst:
1- Mehdi 2:11 -----> Musik
Professor Gerhand Trabert wird jetzt gleich von der Moderatorin Sermin Usta näher
vorgestellt. Wir hören aus Zeitgründen leider nur 4 Minuten seiner hervorragenden Rede. Es
lohnt sich aber, sich die noch einmal etwas ausführlicher anzuhören. Das geht auf dem
Audioportal des Bundesverbandes Freier Radios, Freie-Radios.net.
Gerhard Trabert spricht klar und deutlich die gesellschaftlichen Probleme an, die er sehr wohl
kennt, zum Teil aus eigener Anschauung. Beispielsweise Integrationsprobleme, die
Herausbildung von Subkulturen und Parallelgesellschaften. Aber generalisierende
Schuldzuweisungen nennt er gefährlich und falsch, und fordert stattdessen, differenzierte
Problemlösungen zu erarbeiteten, die nicht die Betroffenen ausgrenzen und diffamieren.
3- Gerhard Trabert 4:16 (-----> Musik)
Ich nenne noch einmal die Website, Freie-Radios.net, auf der die vollständige Rede von
Gerhard Trabert angehört werden kann. Freie-Radios.net
Der nächste Redner, Daniel Köbler, Sprecher des Grünen-Landesverbandes RLP zeigte sich
als Mainzer zunächst einmal froh und zuversichtlich für seine Stadt, in der so viele gut
gelaunte Menschen Weltoffenheit und Toleranz demonstrierten. Er sprach noch einmal, wie
schon seine Vorgängerinnen, die diffamierende These Sarrazins von der vererbbaren
Intelligenz an, sowie den absurden Vorwurf, die Demonstration würde sich gegen die
Meinungsfreiheit richten. Darauf schnitt er noch ein neues Thema an. Hüseyin Kaya vom
Verein für Freiheit und Menschenrechte trägt anschliessend eines seiner Gedichte vor. Aber
zuerst einmal Daniel Köbler.
4- Daniel-Hüseyin 5:54
2- Bänkelsänger 2:00
Das war gerade ein sog. Bänkelsänger, der zwar ohne Bänkel, dafür aber mit der obligaten
Bildtafel seine Moritat vom Scheich Sarrazin zum besten gab.
Und in dem launigen Ton der Alternativ-Fassenacht ging es bei dem Protest gegen Sarrazins
Auftritt am 2. Januar 2011 in Mainz auch weiter: Pancho vom Kriko, das steht für Kritisches
Kollektiv, brillierte mit einer Art Büttenrede uff pälzisch, in der er sich zunächst (in seiner Rolle) von
Sarrazins Rassismus distanziert, um postwendend die Spielregeln der alltäglichen
Ausgrenzung aufzustellen:
5- Pancho 1:44 (-----> Musik)
René von der Hochschulgruppe für gerechten Frieden in Palästina und Israel beleuchtet zum
Schluß der Kundgebung die rein ideologische Grundlage der Sarrazinschen Gedankenwelt,
die Rassentheorie des 19. Jahrhunderts.
6- René 4:03
7- Schluss 0:20 -----> Musik