Zweiter Versuch, in Deutschland digitalen Rundfunk einzuführen

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Seit dem 1. August gibt in Deutschland bereits den zweiten Anlauf, digital terrestrisches Radio durchzusetzen. So gab es von 1996 bis 1999 ein regelrechtes Subventionsdesaster, als die Thüringer Landesmedienanstalt die DAB-Einführung mit fünf Millionen D-Mark unterstützte. Doch DAB wurde nicht angenommen und der Versuch scheiterte kläglich.
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05:00 min, 9370 kB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 17.08.2011 / 12:27

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Ragna Amling
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 17.08.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Per Antenne zu empfangendes Digitalradio, sogenanntes DAB, verknüpft Hörfunk mit programmbegleitenden Texten, Bildern und Daten. In Australien, der Schweiz und vielen EU-Ländern gibt es digitales Radio bereits. Seit dem 1. August wird Digitalradio in Deutschland zunächst an 27 Standorten im neuen DAB+-Standard, dem Digital Audio Broadcasting-Standard, übertragen. DAB+ ist lokales, über Antenne zu empfangenes Radio.

Im Gegensatz zum herkömmlichen UKW-Radio hat man beim Radiohören mit DAB+ jedoch eine CD-ähnliche Tonqualität frei von Empfangsstörungen. Gleichzeitig entfällt die Frequenzsuche, da jedes Programm eine feste Frequenz im gesamten Verbreitungsgebiet erhält. Es gibt elektronische Programmführer für einen besseren Überblick, der Empfang ist dabei jedoch immer noch abhängig vom Endgerät. Verkehrsinformationen, Wetterkarten, aktuelle Nachrichten etc. sind zusätzliche Angebote von DAB+. Außerdem gibt es DAB+ und UKW-fähige Hybridgeräte, die neben DAB+ auch Internetradio empfangen können.

„Digitalität ist ja das, was überall in den Medien normal ist, das alte analoge UKW ist ne Ausnahme; und am Schluss hat man mit DAB+ bundesweit erstmal privates Radio zugelassen, von uns, von den Medienanstalten, und ab heute kann man auch in Thüringen bundesweites privates Radio hören und natürlich auch ne ganze Reihe von öffentlich-rechtlichen Angeboten,

sagt der Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, Jochen Fasco.

Bundesweite UKW-Frequenzen sind, weil wir mitten in Europa liegen, sehr schwer zu bekommen und deshalb sehr begehrt. Mit DAB+ kann man in einem sogenannten Multiplex mehrere Programme auf die vorhandenen Frequenzen legen.

Für die Frequenzkoordination ist die Bundesnetzagentur zuständig. Jochen Fasco, der Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, erklärt die Notwendigkeit der Bundesnetzagentur und der Landesmedienanstalten:

„Solche Institutionen, die außerhalb des Internet für die Versorgung, für die technische Versorgung, arbeiten und wie wir auch dann die inhaltlichen Dinge belegen, auch überwachen, die sind glaub ich, solange das noch begrenzt ist - und das ist noch ´n gut Stück so - unentbehrlich.“

Jochen Fasco erklärt, warum die Regulierungsbehörden keinem Programmanbieter DAB+ aufzwingen möchten:

„Wir haben in Deutschland Rundfunkfreiheit, dass heißt grundsätzlich kann jeder auf den zugewiesenen Frequenzen das machen, wie er es will, und wie natürlich auch die Lizenz, die wir gegeben haben, das dann auch beschreibt und umschreibt. Wir haben aber keine Verpflichtung – in Thüringen zumindest und in eigentlich fast allen anderen Ländern nicht – über eine bestimmte technische Verbreitungsart."

Laut dem Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, Jochen Fasco, seien die nördlichen Bundesländer dem DAB gegenüber skeptisch, wohingegen der südliche Raum die neue Technik positiv sieht und DAB unterstützt. Ob sich digitales Radio deutschlandweit durchsetzt, weiß er nicht.

„Digitalradio ist was, was lange dauert und was vielleicht auch – das muss man immer wieder auch sehen – ein Angebot ist, das genauso scheitern wie auch klappen kann. Ich hoffe es klappt,“

so Fasco. Er meint, technische Entscheidungen wie diese solle man nicht per Gesetz durchsetzen. Die letzte Entscheidung müsse man dem Kunden, dem Markt und der Nachfrage überlassen, nur dann habe DAB+ Aussicht auf Erfolg. Mit einem Radiogerät, das W-LAN, UKW und DAB+ kombiniert, sei man jedenfalls auf der sicheren Seite, so der Experte.

Mit dem digitalen Radio können bis Ende 2011 in Deutschland theoretisch 50 Millionen Hörerinnen und Hörer mobil erreicht werden. Bis jetzt sind deutschlandweit zehn private, drei öffentlich-rechtliche Programme und zwei Datendienste über DAB+ erreichbar. Ab 2015 soll es mehr als 100 Sender in Deutschland geben. Durch die Netzabdeckung soll die gleiche Sendevielfalt in ganz Deutschland gewährleistet werden.

Bundesweite private Sender und einige öffentlich-rechtliche Sender senden seit dem 1. August in Thüringen digital. Wann es mit dem Bürgerfunk soweit ist und wann die großen privaten Sender nachziehen ist ungewiss. Im Freistaat Thüringen gibt es nur einen einzigen Sendemast auf dem Ettersberg, der die DAB+-Technik verbreitet. Noch wird digitales Radio nicht ausreichend von den Medienanstalten gefördert. Die Bundesnetzagentur hat die Abschaltung des UKW-Sendeverfahrens bis 2012 geplant. Laut dem Medien- und Kommunikationsbericht 2008 der Bundesregierung wird der Digitalisierungsprozess jedoch „wahrscheinlich bis weit über das Jahr 2015 hinausgehen“. Inzwischen steht fest, dass die vollständige Umstellung von analog auf digital noch bis 2020 dauert. Wann es endgültig so weit sein wird, wird sich zeigen.

Auf www.digitalradio.de lässt sich nachverfolgen, ob man sich im Empfangsgebiet für die bundesweiten Digitalradio-Programme befindet.