NURU-FM und Medienlandschaft in Tansania

ID 42972
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Seit 1.1.2011 sendet NURU-FM, ein Community-Radiosender in Iringa/Tansania, vor allem um HIV/AIDS-Aufklärung zu leisten, aber auch um andere Themen zu behandeln. Das Radio wurde von der NGO IDYDC ins Leben gerufen. Der Sender wurde vom Arbeitskreis "Entwicklungshilfe" aus Dresden gesponsert. 2 Radiomacher, Happiness aus Tansania und Jörg, ursprünglich aus Deutschland, erzählten am 26.8. von NURU-FM im Speziellen und von der tansanischen Medienlandschaft im Allgemeinen.

Since January 1st 2011 NURU-FM, a Community-Radiostation, broadcasts in Iringa/Tanzania, first to enlighten about HIV/AIDS, but also to
deal with other topics. The radio was started by the NGO IDYDC. The transmitter was sponsored by the Arbeitskreis "Entwicklungshilfe" (working group "development aid") from Dresden. 2 radiomaker, Happiness from Tanzania and Jörg, original from Germany, told especially about NURU-FM and usually about the Tanzanian media scene on August 26th.
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11:20 min, 11 MB, oga
vorbis, 133 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.12.2011 / 13:36

Dateizugriffe: 403

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: english
Redaktionsbereich: Internationales, in anderen Sprachen, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: AL
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 08.09.2011
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
english
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11:20 min, 10 MB, oga
vorbis, 120 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.09.2011 / 13:19
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Länge des Interviews/ length of the interview: 11:20 min

siehe auch/ see also:
http://www.idydc.or.tz/
http://www.freie-radios.net/40153
http://coloradio.org/site/2011/02/mikrof...


Skript:

AL: Im Studio sind jetzt 2 Gäste aus Tansania. Hallo.

Happiness: Hallo.

Jörg: Hallo.

H: Mein Name ist Happiness.

J: Und mein Name ist Jörg.

AL: Ihr kommt von NURU FM. Es ist ein Radio in Iringa. Das ist eine Stadt in Tansania.

H: Ja.

J: Das ist richtig. Im südlichen Bergland von Tansania.

H: Es startete offiziell am 1. Januar dieses Jahr.

J: Wir beginnen 5 Uhr am Morgen bis 1 Uhr nachts. Wir haben einen Sender mit 2,5 Kilowatt Sendeleistung, aber gemäß den Regulierungen der Kommunikationsbehörde ist uns nur erlaubt 1 Kilowatt der Sendeleistung für das Radio zu nutzen.

AL: Und der Sender wurde vom Arbeitskreis "Entwicklungshilfe" in Dresden gesponsert, welcher Teil des Inkota-Netzwerkes in Sachsen ist.

J: Das stimmt. Der Arbeitskreis "Entwicklungshilfe" wurde in den 70er Jahren gegründet und hat seitdem viele Projekte in Tansania unterstützt und eines der Programme oder Projekte, die der Arbeitskreis "Entwicklungshilfe" unterstützte, ist der NURU-FM-Community-Radiosender.

AL: Und NURU-FM ist soetwas wie ein Community-Radio. Warum macht Ihr das Radio?

H: Zuerst ist NURU-FM unter IDYDC (Ei-Di-Wei-Di-Si), was eine NGO ist, welche sich mit vielen Programmen befasst, wie HIV-Programmen und Entwicklungsfragen. Sie dachten, das Radio anzufangen, weil der Zweck der Organisation ist, Leute zu unterstützen, zu helfen. Sie dachten, ein Radio anzufangen, dass sie viele Leute zur selben Zeit erreichen können, speziell für das HIV-Programm. Sie müssen den Leuten Unterricht geben. Sie können nicht nur zu einer Person sprechen. Mit dem Radio können viele Leute zur selben Zeit den Unterricht bekommen.

AL: Es ist nicht wie bei coloRadio, die Mitarbeiter im Radio sind professionelle Mitarbeiter. Wie viele?

H: Wir sind alle Professionelle.

AL: Ihr habt bezahlte Mitarbeiter im Radio. Bei coloRadio, die Leute die senden, werden nicht bezahlt.

H: Wir werden bezahlt. Ausgenommen die Volontäre, speziell die von der Schule oder Universität sind. Dann sind sie einfach da für ihr Praktikum.

AL: Und wie viele Leute arbeiten in Eurem Radiosender NURU-FM?

H: Dreizehn. Meine Arbeit ist die Redaktion. Ich bin die Chefredakteurin von NURU-FM und ich habe sicherzustellen, dass die Nachrichten ohne irgendwelche Fehler on air gehen.

J: Ich war als Programmverantwortlicher für das Radio im Einsatz. Das bedeutet, innerhalb der lokalen NGO IDYDC (Ei-Di-Wei-Di-Si) war meine Arbeit die Organisation zu unterstützen, den Radiosender zu etablieren.

AL: Von was bekommt der Radiosender finanzielle Unterstützung?

J: Z.b., wie Happiness sagte, senden wir ein Programm über HIV und dort haben wir eine Kooperation mit einer internationalen NGO, welche Johns Hopkins University heißt, welche Audiodateien anbietet, welche schon produziert sind, welche wir einfach senden, welche sich mit HIV-Fragen befassen und versuchen junge Leute über HIV und AIDS auszubilden. Aber wir haben auch eine Kooperation mit einer anderen Organisation, IUGT (Ei-Ju-Dschi-Ti), welche auf Alkohol- und Drogenmissbrauch achtet. So haben wir zur Zeit zwei Unterstützer, welche auch den Radiosender unterstützen. So dass wir einige der Kosten decken können.

AL: Habt Ihr in Tansania Probleme mit den Lizenzen der Musik, dass Ihr für Musik bezahlen müsst, soetwas wie die GEMA in Deutschland?

J: Mir ist nicht bewusst, dass es dort eine Organisation oder Institution gibt, welche Copy-Right-Fragen wie die GEMA hier in Deutschland verfolgt. Musikproduzenten versuchen immer das Bewusstsein über diese Fragen zu steigern. Sie bitten die Leute die Musik nicht zu kopieren und zu verteilen usw.. Aber die Radiosender selber sind nicht gefordert, Gebühren für Copy-Right-Dinge zu bezahlen.

H: Selbst ich weiß es nicht.

AL: Und war es einfach oder schwer eine Lizenz zum Senden zu bekommen?

J: Ja, am Anfang war es etwas schwierig. Die Idee ein Community-Radiosender zu starten, überlegten sie am Ende der 90er Jahre und zu dieser Zeit war die tansanische Regierung nicht wirklich gut unterstützend um Community Radios zu etablieren, weil ich denke, sie waren nicht sicher was es gegenwärtig bedeutet einen Community-Radiosender vor Ort zu haben. So brauchte es einige Jahre, würde ich sagen, bis sich die Gesetze änderten und es einfacher wurde für Organisationen oder eben für Privatleute diese Art von Radio zu beginnen. Aber es nahm uns mehr als 10 Jahre um die Lizenz zu bekommen.

AL: Wie viele Community Radios oder kommerzielle Radios oder öffentliche Radios gibt es in Tansania oder wieviel Prozent der Leute hören diese oder jene Art von Radios?

J: Ich würde sagen die Anzahl der Community Radiosender ist noch klein. Wir haben vielleicht - ich weiß nicht - 10 bis 20 Community Radiosender in Tansania. Und einige sind noch im Etablierungsprozess. Aber private Radios, kommerzielle Radios gibt es eine ganze Anzahl. In jeder großen Stadt gibt es Radiosender. Die Leute hören private Radios öfter als Community Radios einfach wegen der begrenzten Anzahl von Community Radiosendern. Aber ich würde sagen mit Blick auf NURU-FM in Iringa, wir wollen nicht mit den kommerziellen Radiosendern in der Stadt konkurrieren, aber ich denke dass der Radiosender NURU-FM einen ziemlich großen Anteil an Hörerschaft bekommen hat...

H: Das ist wahr.

J: ...von den privaten Radios und die Leute mögen unseren Radiosender.

H: Eigentlich schalten die Leute entsprechend des augenblicklich vorhandenen Programms um. Es ist nicht so, dass eine Person den ganzen Tag ein Radio hören kann. Wenn da etwas im Radio ist, können sie es einstellen. Und gegenwärtig haben wir das Programm, indem manchmal Leute anrufen. Wir können sagen, dass viele Leute unser Radio hören, weil wir viele Anrufe von unterschiedlichen Teilen bekommen.

AL: Existiert soetwas wie Zensur oder nimmt die Regierung Einfluss auf Euer Programm oder müsst Ihr etwas besonderes in Euren Programmen von der Regierung machen?

H: Das ist eine schöne Frage. Du weißt, Journalisten, Medien in Tansania haben gegenwärtig nicht totale Freiheit und bis jetzt ist die Regierung diejenige, kann ich sagen, welche die Medien kontrolliert. Denn wenn du ein Programm machen willst, dann musst du darüber nachdenken, was die Regierung über dieses Programm sagen wird. Bespricht es negative Sachen über die Regierung? Denn wenn das Programm negative Sachen über die Regierung bespricht, dann kannst du es nicht on air nehmen, weil sich dann die Regierung mit dem Medium, mit dem Sender oder der Person befasst, die das machte.

J: Ich denke, es gibt Sender oder gerade Fernsehen, wo du Programme hören oder Programme im Fernsehen sehen kannst, wo sie kritische Fragen stellen. Ich denke, die Leute wissen mehr und mehr was im Land passiert und die Leute werden mehr und mehr in die Politik einbezogen und eben ermutigt sich auszusprechen. Aber ich denke, vielleicht gibt es noch keine ausdrückliche Zensur oder dass die Regierung wirklich alle Medien kontrolliert, aber natürlich verfolgen sie auch, was...

H: Aber erinnerst du dich an den Journalisten, der sich mit dem Verkehr befasste?

J: O.k., wir hatten zum Beispiel einen Fall, ein Fernsehanbieter hatte seine eigenen Programme. Ich meine, es war investigativer Journalismus und er machte eine Geschichte oder Programm über die Verkehrspolizei in Tansania und die Frage der Korruption und er drehte wirklich Videos mit einer versteckter Kamera. Ihnen war nicht bewusst, dass sie gefilmt werden. Und dann wurde es gesendet. Es war eine große Nummer. Und jeder war ziemlich überrascht, dass er so mutig ist dieses Programm zu haben - landesweit gesendet. Aber bald danach bekam er einen Prozess. Es war von der Polizei selbst organisiert, weil sie nicht zustimmen konnten mit dem, was er erzählte. So kamen sie mit einer falschen Beschuldigung und er bekam ein Verfahren am Gericht und von da an war er nicht mehr auf dem Fernsehbildschirm - bis jetzt. Es war die Art, wie die Regierung oder die Polizei solche Fragen behandelt.

AL: Was sind die Hauptmedien in Tansania: Radio, Fernsehen, Zeitung oder Internet?

J: Ich würde sagen, Radio ist das Hauptmedium in Tansania. Vielleicht 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung - entweder besitzen sie ein Radio oder haben Zugang zum Radio. Während Fernsehen, ich weiß nicht wieviel Prozent, wegen der Kosten nicht so weit verbreitet ist und Internet erhält mehr und mehr Schwung für Handyfirmen, welche mobiles Internet durch ihre Handys anbieten. So hast du dort jetzt auch mobiles Internet in ländlichen Gegenden. Ich würde sagen, Zeitungen sind nach wie vor auf die großen Städte begrenzt, weil es sehr schwierig ist, Zeitungen auf dem Land in die Dörfer zu verteilen. Manche Leute erhalten vielleicht eine Zeitung von...

H: ...gestern.

AL: Dann Danke Happiness und Jörg für das Interview. Ich wünsche viel Erfolg bei NURU-FM in Iringa in Tansania.