Lyrik der Praxis - Es ist Zeit! Politische Lyrik nach 1945

ID 44181
 
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Der dritte Teil des kleinen Audio-Seminars zur Politischen Lyrik nach 1945 ist fertiggestellt! Unter dem Titel "Lyrik der Praxis" erfahren wir in dieser Ausgabe, wie sich Sartre, Améry und Celan vor dem Hintergrund der Ereignisse um den arabischen Frühling und den amerikanischen Herbst lesen lassen.

Alle Teile des Audio-Seminars, welches in Zusammenarbeit mit der Germanistin Sabine Volk produziert wird, sind inhaltlich abgeschlossen und können deshalb gerne auch als Einzelausgaben verwendet werden.
Audio
26:36 min, 24 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 08.11.2011 / 21:06

Dateizugriffe: 778

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Brot&Spiele
Entstehung

AutorInnen: Kati Nicke
Radio: Freies Radio Berlin, Berlin
Produktionsdatum: 08.11.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
In der heutigen Sendung soll es um Engagement und politische Bewegung gehen. Ihr hört den 3. Teil des Audioseminars Politische Lyrik nach 1945, dieses Mal unter dem Titel „Lyrik der Praxis“.
„Vielleicht gibt es bessere Zeiten, aber diese ist die unsere“, so schrieb Jean Paul Sartre dereinst. Sabine Volk versucht im Folgenden, dieses Zitat ins Hier und Jetzt zu übertragen und vor dem Hintergrund der andauernden, weltweiten Krise zu kontextualiseren.

Wir erfahren, wie Sartre (der große französische Existenzialist und Begründer der Zeitschrift „Lestemps modernes“), Amery (der österreichische Schriftsteller, der eigentlich Hans Meyer hieß, 1912 in Wien geboren wurde und im Jahre 1978 in Salzburg dann den Freitod wählte) oder Celan (der aus Nordrumänien stammende Lyriker und spätere Lebensgefährte von Ingeborg Bachmann) sich also im 21. Jahrhundert lesen lassen. Zunächst aber beginnen wir mit einem Gedicht von Hans Magnus Enzensberger. Einem politisch nicht immer unumstrittenen Lyriker der deutschen Gegenwart. Hier, unter Rückgriff auf die antike Gestalt der Kassandra, westliche Gesellschaft des 20. Jahrhunderts beschreibend.

Komprimiertere und wissenschaftlichere Fassung:

In „Qu’est-ce que la littérature?“ formuliert Jean-Paul Sartre 1947 einen Appell zur Schaffung einer „Literatur der Praxis“, der nicht nur für die engagierte Literatur nach Auschwitz wegweisend ist. Sartre liefert mit dieser Schrift auch Antworten auf die Frage nach der Notwendigkeit eines intellektuellen Engagements von Schriftsteller*innen – gerade in Zeiten, in welchen immer mehr Menschen tiefgreifende gesellschaftspolitische Veränderungen fordern, wie aktuell die Anhänger*innen der "Occupy-Bewegung". Doch klammert er bei seiner Definition von „littérature engagée“ ausgerechnet die Gattung Lyrik aus. Ebenso Jean Améry, der in seiner Unterscheidung zwischen politischen und politisierenden Schriftstellern Sartres Begriff engagierter Literatur konkretisiert. Was bei Sartre, Améry, aber auch Adorno unbeantwortet bleibt, finden wir schließlich bei Paul Celan: In seiner Meridianrede begründet er eine „Lyrik der Praxis", welche – wie die engagierte Literatur insgesamt – in Zeiten wie diesen umso dringender gebraucht wird.

(Beide Varianten sind im Mitschnitt enthalten.)