Castortransport: aktueller Stand Donnerstag-Morgen (5min44)

ID 44540
 
AnhörenDownload
Erneut rollt ein Atommülltransport durch Europa. Abgebrannte Brennelemente in Castor-Behältern vom äußersten Nord-West-Zipfel Frankreichs ins norddeutsche Gorleben. Nach Gorleben, das nach dem Willen der deutschen Bundesregierung trotz erwiesen eklatanter Mängel immer noch als Atommüll-Endlager-Option gilt. Eine Zusammenfassung des ersten Transport-Tages direkt von unseren KorrespondentInnen aus dem alternativen Medienzentrum in Dannenberg.
Audio
05:45 min, 3386 kB, mp3
mp3, 80 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 24.11.2011 / 10:39

Dateizugriffe: 583

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: castor 2011
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 24.11.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die stets aktuellsten Infos aus erster Hand:
http://www.castorticker.de/

Der Start des 13. Transports verlief dann doch etwas holprig: Der Zug mit der strahlenden Fracht sollte eigentlich gut anderthalb Stunden früher losfahren, aber dann gabs doch allerlei Hindernisse. Aktive aus der Bewegung „Reseau Sortir du Nucleaire“ hatten ein Camp mit über 50 Zelten aufgebaut, ganz gut in der in der Nähe der Gleise, beim Startbahnhof. Sie hatten dort schon in den vergangenen Tagen im französischen Valognes gegen die Atomindustrie demonstriert, gestern gabs allerlei Aktionen.
Im Jahr zuvor hatte keine solche Demonstration stattgefunden, in Frankreich als dem Land mit der höchsten AKW-Dichte weltweit war bereits im Vorfeld des Transports von deutlich verstärkten Protesten ausgegangen worden. Und tatsächlich kamen rund 600 Leute, unter anderem zum Schottern auf die Gleise. An anderen Stellen wurde ein Trafohäuschen in Brand gestiftet. Die Polizei setzte massiv Tränengas und Schallgranaten ein, es gab knapp 20 Festnahmen und zwei durch Gummigeschosse der Polizei Verletzte. Charlotte Mijeon vom französischen Netzwerk „Réseau Sortir du nucléaire“

O-Ton Charlotte Mijeon vom französischen Netzwerk „Réseau Sortir du nucléaire“, in dem fast 1000 Anti-Atom-Initiativen gebündelt sind. (aus FRN 44531, castor_frankreich_kurz-44531.flac)

Immer wieder und in letzter Zeit verstärkt wehren sich auch Mitarbeiter der französischen Staatsbahn SNCF gegen den gefährlichen Job mit dem Atommüll. Auch dieses Mal haben sich wieder Fahrer geweigert, die Castor-Züge zu steuern. Ihre Chefs sind daraufhin eingesprungen. Sie setzen sich nun ähnlich wie die Polizeibeamten einer 14-fach über dem natürlichen Wert liegenden Strahlung von 1,65 Mikro-Sievert pro Stunde aus.
Die Rolle von Greenpeace in Frankreich ist umstritten, dem engagierten Widerstand gegen den Atommüll-Transport steht die Umweltorganisation deutlich distanzierter gegenüber als das beispielsweise in der BRD der Fall ist.
Ach auf dem Gebiet der BRD gab es bereits Protestaktionen, auch Kinder machen sie Gedanken über den strahlenden Müll:

O-Töne Junge + Mädchen

In Göttingen beispielsweise gingen mehrere hundert Kinder und Jugendliche auf die Straße, um gegen den Castor-Transport zu demonstrieren.

Das Wendland rings um Gorleben kann mittlerweile als von Polizei besetzt bezeichnet werden, kein Dorfplatz ohne die grünen und blauen – wie es heißt - „Wannen“, Bahnhöfe sind in Flutlicht getaucht, bereits ab den Mittagsstunden wurden gestern Kanaldeckel zugeschweißt. In Quickborn gabs Sprengstoffalarm, allerdings wurde nur eine Kiste gefunden, auf der „peng“ stand. Die Leute in den Ortschaften kennen die Situation seit Jahren, hier eine Verkäuferin aus Dannenberg:

O-Ton Schluss: stimmung_dannenberg_bioladen.flac

Im vergangenen Jahr sehr problematisch war der exzessive Einsatz von OC-Gas, verharmlosend gern „Pfefferspray“ genannt. Für die Polizei eine bequeme Waffe, um auf Distanz gleich ein Dutzend Menschen derart zu gefährden, dass sie quasi bewegungs-unfähig werden. Allerdings ist der Einsatz des sogenannten „Pfeffersprays“ sehr umstritten, wird es weiträumig eingesetzt, sind insbesondere Personen mit Asthma oder Bronchitits derart gefährdet, dass es zu Schockzuständen sowie Erstickungen kommen kann. Mindestens vier Todesfälle bei Einsatz von OC-Gas sind dokumentiert, allerdings gibt es eine hohe Dunkelziffer, weil bei forensischen Untersuchungen die Annahme, dass Pfefferspray im Spiel sein könnte kaum untersucht wird.
Die Bundestagsabgeordnete der Partei „Die Linke“ Karin Binder hat eine Untersuchung zum Thema beauftragt, ihr Wissenschaftlicher Mitarbeiter Björn Schering weist auf die Gefährlichkeit von OC-Gas hin:

1:27 bis 1:50 am gefährlihcsten Verschlucken

Das komplette Gutachten ist hier nachzulesen:
http://www.karin-binder.de/fileadmin/mdb...

Unterdessen war im Bereich der Südblockaden, also im Großraum Karlsruhe am Vormittag zunächst alles ruhig, auch die Polizeiaufgebote waren eher überschaubar.


Kommentare
24.11.2011 / 11:08 stefanie gengenbach/ wüste welle,
gesendet im zip.fm vom 24.11.11
danke.
 
24.11.2011 / 11:26 Philipp, Radio Dreyeckland, Freiburg
Punkt 12 bei RDL
vielen Dank!