Wege der jiddischen Musik ins Heute

ID 46302
 
Klezmer und jiddische Lieder haben hier in Deutschland seit einiger Zeit eine ziemliche Inflation. Überall sprießen Gruppen aus dem Boden die sich diesem Genre verschreiben. Leider oft abgedroschen, leider oft sehr einfallslos. Da gibt es Zuordnungen die aber auch überhaupt nichts mit dem historischen Ursprung gemeinsam haben. Da preist ein Veranstalter im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit 2012 diese Musik mit (Zitat). „.... ist ein neuer Zugang zu jiddischen Liedern – dynamischer und authentischer, mit Akkordeon und Klarinette. Diese Instrumente sind eng mit jiddischer Musik verbunden und verlangen einen sehr expressiven Stil. Klezmermusiker und Scraperspieler benutzen sie auf der Straße, in Kneipen und Hinterhöfen. Sie geben den Liedern unvergesslichen Charme und versetzen Arm und Reich in unvergleichliche Stimmung.“ (Zitat Ende)
Ein ziemlicher Blödsinn. Wissen denn solche Veranstalter nicht den Ursprung. Die Klezmorim waren die Hochzeitsmusiker im jüdischen Osteuropa. Soweit das historische. Von dem Musikmachen auf der Strasse, in Kneipen und auf Hinterhöfen keine Spur. Wenn schon, dann sollte man bei der historischen Wahrheit bleiben. Klezmer und jiddische Lieder im historischen Kontext sind etwas wunderbares.
In dieser Sendung wollen wir aber drei Beispiele zeigen wie jiddische Kultur und ihre Musik sich heute auch entwicklen kann. Da werden wir die Other Europeans Band, eine Kapelle bestehend aus 7 Lautari und 7 Klezmorim vorstellen. Ein Projekt das die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Musik von Lautari (Romamusiker aus Moldavien) und Klezmorim erkundet und praktisch in Musik umsetzt.
Weiter haben wir als Beispiel die Global Shtetl Band. Überall wo jüdische Musiker der Unterhaltungsmusik hingewandert oder sagen wir besser wo sie wegen der Progrome aus ihrer osteuropäischen Heimat Ende des 19ten, Anfang des 20. Jahrhunderts hingeflüchtet sind, haben sie die Musik der Gastländer in ihre Musik versucht zu integrieren und so sind ganz natürlich auch südamerkanische Rythmen übernommen worden. Die Global Shtetl Band hat mit ihrer neuen CD dies sehr beispielhaft umgesetzt.
Die dritte CD, die Musiker von Stella & Ma Piroschka haben einen ganz andere Weg beschritten. Diese Musik von nach Gedichten der Lyrikerin Rajzel Zychlinski klingt ein wenig wie die „angejazzten“ Stücke der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, klingt ein wenig nach Chanson, klingt so neu und doch vertraut. Man meint einiges zu kennen und da hört man plötzlich ganz Neues. Da vermitteln jiddische Texte, jiddische Lieder ein ganz anderes hören. Hat man landläufig jiddische Musik immer mit dem jiddischen Shtetl irgendwo im weiten Osteuropa in Verbindung gebracht, ist man jetzt mitten im hier und heute.
Audio
01:00:00 h, 55 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.02.2012 / 18:43

Dateizugriffe: 7

Entstehung

AutorInnen: Dr. Juiane Lensch, Clemens Riesser Redaktion yidishe kultur fun der alter velt in undser velt
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 08.02.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.