Buchtipp: Izzos´s Marseille

ID 4763
 
Buchvorstellung als gebauter Beitrag, incl. Musik von IAM etc.,Zitaten, An- und Abmoderation(!)
Audio
10:28 min, 8583 kB, mp3
mp3, 112 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.08.2003 / 13:33

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Simone, Markus + Tommy
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 01.08.2003
keine Linzenz
Skript
Seine Liebe zu Marseille drückte der Journalist und Autor Jean-Claude Izzo gern und gekonnt in Romanen aus. Posthum wurde seine Marseille-Triologie in Frankreich - und mittlerweile auch in anderen europäischen Ländern - zum heimlichen Bestseller. Nun erscheinen die gesammelten Texte über seine Heimatstadt, in einem Band im Schweizer Unionsverlag. In „Izzos Marseille“ sind essayistische und fiktive Texte des Autoren zusammengefasst. Wir haben das Buch für Sie gelesen.


Marseille-Song Raspigaous

Jean Claude Izzo hat hunderttausenden von Lesern die Kultur, Lebensart und die sozialen Probleme einer Stadt nähergebracht: Marseille...ist für Izzo nicht nur die Stadt, in der er lebte und die er liebte: In seinen Romanen beispielsweise ist sie immer auch einer der Hauptcharaktere. „ fiebrig zärtliche“ besinge Izzo seine Stadt „wie ein Liebender“ schrieb die französische Zeitschrift Le Monde über sein erstes Buch „Total Cheops“.

Musik: IAM - Marseille – Song

Nun gibt es ja gerade im Krimi-Genre zahlreiche Autoren die Ihren Helden oder Anti-Helden in der besonderen Beziehung zu einer Stadt darstellen: von Leo Malets Parisromanen bis zu Donna Leons Venedigreihe. Das besondere bei Izzo: bei ihm kommt hinter der Story immer wieder der analytisch-kritische Blick des Journalisten zum Vorschein. Er versteht sich als Teil einer literarischen Gegenöffentlichkeit. Mit manchmal klarer manchmal verzweifelter Stimme spricht er durch die Figur des Fabio Montale auch konkret über die Missstände in Marseille.
Dabei geht es um Themen wie Korruption, Rassismus, Migration oder Gewalt in den Vorstädten: reale Probleme, die nicht nur in Marseille von Bedeutung sind, aber gerade hier zu eskalieren scheinen; dies beschreibt er nicht ohne deutlich Stellung zu beziehen: Wenn der Ex-Flic Montale in den nördlichen Vorstädte unterwegs ist, klingt das beispielsweise so:

Zitat S. 83
Musik : IAM

Neben den aktuellen sozialen Konflikten reflektieren seine Romane auch die eigene Biographie, als Nachkomme von italienischen und spanischen Exilanten hat er selbst die Geschichte des Migranten, die zu seiner Jugend vornehmlich im Panierviertel lebten. Heute ist dieses Viertel nicht nur der Schauplatz der meisten Montale – Storys sondern im realen Leben auch ein Anziehungspunkt im kulturellen Leben der Stadt.
So vereint er die Gegenwart der Stadt mit Ihrer Geschichte und betont dabei ihren Status als Anlaufpunkt und Hafen für Flüchtlinge aller Art: für Izzo ist Marseille eine offene Tür:

Zitat S. 26

Europäer oder Afrikaner das spielt für Izzo dabei keine Rolle. Vielmehr setzt er gegen einen wachsenden Eurozentrismus sein Bild einer vielgestaltigen mediterranen Kultur, die beispielsweise in der Musik zum Ausdruck komme:

Zitat S. 42 - 43

Musik...... Raspigaous

Voller Vitalität und Lebenslust erscheint Izzos Marseille. Auch durch die Art wie der Autor die Stadt für den Leser greifbar macht: er erzählt von Licht und Schatten, Gerüchen und Gerichten, Kneipen und Gassen.
Nachzulesen ist dies nun in einem knapp 90 Seiten umfassenden Band. Empfohlen sei dieser für Izzo Einsteiger, aber auch für Leser der „Marseille-Triologie“, die die journalistische Seite des Romanautoren kennen lernen wollen.
Neben Auszügen aus seinen Romanen umfasst der Band („Izzos Marseille“) nicht nur zahlreiche essayistische Texte, er stellt auch die Orte vor, an denen Izzo sich aufhielt, schrieb und die er in seinen Romanen verarbeitete. So kann dieses Buch auch dem Marseille-Reisenden als eine Art alternativer Reiseführer dienen: Auf der Spur der Liebe Izzo´s zu seiner Stadt:

Zitat. S. 21

Abmoderationsvorschlag:

Izzos Marseile ist erschienen im schweizer Unionsverlag; dort wird auch in kürzer ein weiterer Izzo-Roman in deutscher Sprache erscheinen. In „Die Sonne der Sterbenden“ geht es um den Clochard Rico, dessen Lebensbilanz und natürlich auch um Marseille, diesmal als Zielpunkt einer Reise.
Die Musik in unserem Beitrag stammt übrigens von den beiden Marseiller Band IAM und Raspigaous; von letzteren nun als nächster Song „Controlle de Identite“ ...