Berhördenwille vor Gesundheit
(Interview mit Florian Dotzler von Respublica )
Das bayerische Ausreisezentrum Fürth macht erneut negativ von sich reden. Heute soll Victor Gusselnikov, ein Este russischer Herkunft, dem Estland jedoch die Staatsbürgerschaft verweigert, direkt aus der geschlossenen Abteilung des psychiatrischen Krankenhauses Obermain in das Ausreiselager verbracht werden. Gusselnikov, der wegen Unterstützung russisch-stämmiger Esten von der estnischen Polizei drangsaliert und mißhandelt worden war, kam 1992 in die BRD und stellte Asylantrag.
Nachdem dieser abgelehnt worden war, setzte die Ausländerbehörde im oberfränkischen Kronach Gusselnikov zu, das Land zu verlassen. Dies gipfelte darin, dass Gusselnikov im Oktober letzten Jahres einen Einweisungsbescheid in das Ausreiselager Fürth erhielt. Dem psychisch labilen 56 jährigen setzte dies so zu, dass ihn ein Kronacher Arzt wegen akuter Suizidgefahr in das Bezirkskrankenhaus Obermain einwies. Seitdem war Gusselnikov mehrmals in der Psychiatrie und wurde konstant medikamentös behandelt. Auf Anfrage des Leiters der Zentralen Rückführung Nordbayern, der das Ausreiselager untersteht, stellte der Chefarzt des Bezirksklinikum trotz mehrerer gegenteiliger Gutachten der
behandelnden Ärzte fest, dass Gusselnikov nach Fürth eingewiesen werden kann. Gusselnikov, der sich seit Mai wieder in der geschlossenen Abteilung des Bezirksklinikums befindet, soll heute entlassen und nach Fürth ins Ausreiselager überstellt werden. Ein Vorgang, der zeigt, dass der Berhördenwille auch ernsthafte gesundheitliche Bedenken ignoriert, wie Florian Dotzler von Res publica feststellt.