Ulrich Kleemann erläutert in diesem Vortrag seine –im Dezember 2011– publizierte und im Auftrag der "Rechtshilfe Gorleben" erstellte– Studie zu den geologischen Hinter- und Untergründen des Gorlebener Salzstocks. Diese Studie erregte große Aufmerksamkeit, da Kleemann als einer der ganz wenigen Geologen die Bundestanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) massiv angriff und ihre Wissenschaftlichkeit in Frage stellte.

In diesem Vortrag stellt er voran, dass es sich bei seiner Studie nicht um eine direkte geologische Studie mit eigener Datenerhebung, sondern um eine reine Literaturstudie handelt. Es sollte untersucht werden, womit die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ihre unverständlicher Weise, sehr positive Beurteilung des Gorlebener Salzstocks begründet.
Dabei stieß der Geologe auf eine Vielzahl von Unstimmigkeiten und wissenschaftlich zweifelhaften Winkelzügen, mit denen die BGR ihre Meinung als „wissenschaftlich“ versucht darzustellen.
Kleemann kritisiert aber: Die Daten und Fakten, die Fachstudien, die den Fachgutachten dieser Behörde zugrunde liegen, sind zu einem Großteil der Fachöffentlichkeit nicht bekannt. Dies ist einfach zu erklären: Es handelt sich überwiegend um Studien aus dem eigenen Haus, die sich der Kritik der Fachöffentlichkeit entziehen.
Kleemann sieht eine der Ursachen in der Grundausrichtung dieser Behörde darin, dass sie direkt, weisungsgebunden, dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist. Dort fällt die Abwägung zwischen Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsbetrachtungen für den Bau und Betrieb eines atomaren Endlagers relativ einseitig zu Gunsten der Wirtschaftlichkeit aus.
Zudem sei die BGR eine nahezu unangefochtene Definitionsinstanz, die auch deshalb eine große Macht besitze, da sie die größte Auftraggeberin für geologische Arbeiten, Studien und Gutachten sei. Davon hängen immer mehr Institutionen und Studiengänge mit ihren Drittmitteln ab – das will niemand riskieren.

Kleemann bezeichnet das Vorgehen der BGR in Bezug auf die Bewertung des Salzstocks Gorleben für in weiten Bereichen wissenschaftlichen Dilletantismus. Wichtige externe Fachgutachten wurden gar nicht zur Kenntnis genommen, andere dagegen, die schon nicht mehr in der aktuellen Diskussion und bereits wissenschaftlich obsolet sind, wurden zitiert (z.T. aus dem Jahre 1923!)
Es wurden diverse, für die korrekte Bewertung der geologischen Gefahren und die langzeitigen Standsicherheit für den Salzstock nicht zur Kenntnis genommen.
Kritische Gutachten wurden von der BGR mit ihren Eigengutachten leichtfertig vom Tisch gewischt, die jeweiligen GutachterInnen angegriffen und als Dilletanten dargestellt.
Besonders brisant ist der Stellenwert der BGR in der Fachdiskussion deshalb, weil sie DIE Fachbehörde ist, die nun die Definitionsmacht über den Salzstock Gorleben hat und diese Macht bei der Erstellung der „Vorläufigen Sicherheitsanalyse Gorleben“ (VSG) nutzen wird, um dieses „Gutachten“ unanfechtbar und zum Referenzgutachten für alle weiteren Endlagerforschungen zu machen. Mit dem Forschungsvorsprung von 1,6 Milliarden Euro und 20 Jahren intensiver Beforschung weiß man, welche Fragen man stellen muss und wie man die Kriterien so designt, dass ein anderer Standort keine Chance hat. Insofern dürfe befürchtet werden, dass die „Weiße Landkarte“ keine ist, solange Gorleben nicht aus der Endlagersuche komplett herausgenommen und stillgelegt ist.

Die begleitende Powerpoint-Präsentation (als pptx, ppt und pdf zusammen in ein ZIP-Archiv komprimiert) kann herunter geladen werden unter:

http://www.lagatom.de/download/Kleemann-...