Was diese Regierung sich leistet ...

ID 4850
 
... kann nur noch mit sehr viel gutem Willen als ernst zu nehmende Politik akzeptiert werden. Die Gegenseite könnte es kaum böser hinkriegen.
Audio
02:38 min, 3793 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.09.2003 / 18:52

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Arbeitswelt, Wirtschaft/Soziales
Entstehung

AutorInnen: Götz Rubisch, Radio Corax
Radio: corax, Halle im www
Produktionsdatum: 08.09.2003
keine Linzenz
Skript
Im Morgengrauen ein Blick aus dem Fenster - Nebel. Noch kaum ein gelbes Blatt an den Bäumen und doch schon die Ahnung vom Herbst. Das ist diese Jahreszeit, wo man merkt, was alles hätte sein können und doch nicht mehr sein wird - diesmal nicht und wohl auch nicht im nächsten Jahr.
Herbst in Deutschland. Aus dieser Stimmung heraus scheint unser Land regiert zu werden, wenn man dieses teils ängstliche Kriechen und andererseits hämische Treten überhaupt noch Regieren nennen will.
Dosenpfand? Die Discounter zählen ihre Zusatzeinkünfte und bewerfen sich zum Spaß mit kleinen Blechplättchen, die sie Zwangspfandmünzen nennen. Vor Lachen finden sie kaum noch in den Schlaf.
Lkw-Maut? Die Brummi-Bosse kichern sich eins und wissen, dass sie ganz prima überwintern werden. Nichts und niemand wird sie stören, nicht einmal ein Gesetz.
Auch die Pharma-Industrie weiß, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Sollte es wirklich einmal eng werden, kann sie die Regierung kaufen. Hat einer erstmal diese Erfahrung gemacht, raubt ihm nichts mehr den Schlaf.
Auf der anderen Seite - dort, wo die Lasten drücken - regt sich kaum ein Lüftchen, der Widerspruch bleibt moderat, das Nein hält sich sehr in Grenzen.
Dass aus Arbeitsplätzen Jobs werden sollen und aus einem Einkommen ein Tagelohn, will kaum jemand so richtig wissen.
Dass einer, den man schwerverletzt aus dem Autowrack schneidet, für die Tage in der Intensivstation mehr zahlen wird, als ihn das nächste Blech kostet, will heute noch niemand glauben.
Jahrzehntelang Beiträge zur Rente einzuzahlen, um dann doch für die letzten Jahre auf Existenzminimum gesetzt zu werden? Das können die doch nicht machen! Ach, wirklich nicht?
Verhungern wird keiner, meint Clement. Aber das muss reichen, meint er auch.
Arme, Kranke, Arbeitslose sind der letzte Ausweg, den deutsche Politiker sehen. Dass BMW im letzten Jahr zwei Milliarden Gewinn machte und trotzdem nicht einen roten Heller Gewerbesteuer zu zahlen brauchte, sehen sie nicht. Noch wollen sie's nicht sehen.
Der Herbst wartet auf Deutschland.