Grenzenlos: Arisierung der Felina durch Ricard Greiling

ID 52526
 
Der Arisierer Richard Greiling
Das Thema der heutigen Sendung ist die Arisierung der Mannheimer Firma Herbst, besser bekannt unter dem Namen FELINA.
Michael Caroli, der Mannheimer Stadthistoriker, hielt im Februar 2011 ein Referat über die Arisierung der in Mannheim bekannten Firma Felina. Es ging bei dem Referat nicht nur um die Produkte der Firma, die Frauen schöner machen, sondern um die Machenschaften während der NS-Zeit, in der die Firma arisiert, d.h. weit unter Wert verkauft werden musste.
Michael Caroli betonte in seinem Referat, dass die Historikerin Frau Dr. Fritsche gerade von der Universität Mannheim beauftragt worden war über die Arisierung in Mannheim zu forschen. Ihr Buch, dass auch die arisierten Opfer behandelt, wird voraussichtlich Ende Januar 2013 erscheinen. Es wird etwa 800 Seiten umfassen und mit Spannung erwartet. Ein kleiner Teil der Finanzierung wird auch von der Heinrich-Vetter-Stiftung getragen, dessen Stifter ironischer Weise selbst zu den großen Arisierern hier in Mannheim gehörte.

In dem Referat kommen zwei Namen des Öfteren vor: Die jüdische Familie Herbst und der Arisierer Richard Greiling und dessen Erben.

Der 25jährige Eugen Herbst, jüdischen Glaubens, Sohn des Kaufmannes Isaak Herbst, gründete mit knappem Startkapital 1886 die Firma, die als Korsettgeschäft begann und später den in Mannheim wohlbekannten Namen Felina erhielt. Der Unternehmer Eugen Herbst legte bereits 1900 den jüdischen Glauben ab. Er und sein Bruder schlossen sich daraufhin der freireligiösen Gemeinde an. Eugen Herbst nahm am 1. Weltkrieg teil und kämpfte auf der Seite Deutschlands. Ferner nahm er am politischen Leben der Stadt Mannheim teil. Vorerst war er als Stadtverordneter der „Linksliberalen freiheitlichen Volkspartei“ aktiv und später als Abgeordneter der „Deutschen Demokratischen Partei“. Eugen Herbst war also faktisch ein respektierter Bürger und Unternehmer in Mannheim. Für die Nazis in ihrem Rassenwahn galt das jedoch alles nicht.

Richard Greiling wurde laut der Munzinger-Archiv GmbH von 1952 am 13. Febr. 1882 in Schlesien geboren. Dort besuchte er die Volksschule und danach die Handelsschule in Deutsch-Krone. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem er zuletzt als Hauptmann teilnahm, gründete er im Jahre 1919 in Dresden die Greiling-Zigarettenfabrik.
Unter seiner Leitung wuchs die Fabrik im Verlauf eines Jahrzehnts zu einem Unternehmen mit 4000 Arbeitern und einem Jahresumsatz von 100 Millionen Reichsmark heran. 1930 wurde das Unternehmen von Richard Greiling an den Reemtsma-Konzern verkauft.
Richard Greiling. gründete darauf im Jahre 1931 in Zürich die Zigarettenfabrik Mahalla-A.G. Unter der Naziherrschaft arisierte Richard Greiling mehrere Betriebe und vergrößerte damit sein Vermögen. Nach dem Kriege war er weiterhin aktiv.
1952 wirkt er als Geschäftsführer und Mitinhaber
der Greiling-Werke GmbH. Wäschefabrik, in Mannheim,
der Felina GmbH., Miederfabrik in Mannheim,
der Greiling GmbH. Schuhfabrik in Mannheim und
der 1950 gegründeten Augusta Hotel GmbH. In Mannheim.
Als Richard Greiling starb, übernahmen die Erben die Firmen. Sie waren nicht sehr erfolgreich. Zwei Tage vor Weihnachten 1981 wurde der Insolvenzantrag gestellt. Manfred Greiling wollte sich nicht mehr finanziell beteiligen, weshalb auch die Banken kein Geld mehr nachschießen wollten. Die Verschuldung in Höhe von 8 Millionen DM wurde einvernehmlich zu 70 % an die Gläubiger zurückgezahlt. Kurzfristig erholte sich die Firma wieder und wurde dann noch in den 80er Jahren an einen Schweizer Investor verkauft.
Jetzt übernimmt der Mannheimer Stadthistoriker Michael Caroli des Wort:
Audio
01:00:00 h, 55 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 06.12.2012 / 17:03

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Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache:
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Klaus Richard
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 06.12.2012
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Arisierer Richard Greiling
Das Thema der heutigen Sendung ist die Arisierung der Mannheimer Firma Herbst, besser bekannt unter dem Namen FELINA.
Michael Caroli, der Mannheimer Stadthistoriker, hielt im Februar 2011 ein Referat über die Arisierung der in Mannheim bekannten Firma Felina. Es ging bei dem Referat nicht nur um die Produkte der Firma, die Frauen schöner machen, sondern um die Machenschaften während der NS-Zeit, in der die Firma arisiert, d.h. weit unter Wert verkauft werden musste.
Michael Caroli betonte in seinem Referat, dass die Historikerin Frau Dr. Fritsche gerade von der Universität Mannheim beauftragt worden war über die Arisierung in Mannheim zu forschen. Ihr Buch, dass auch die arisierten Opfer behandelt, wird voraussichtlich Ende Januar 2013 erscheinen. Es wird etwa 800 Seiten umfassen und mit Spannung erwartet. Ein kleiner Teil der Finanzierung wird auch von der Heinrich-Vetter-Stiftung getragen, dessen Stifter ironischer Weise selbst zu den großen Arisierern hier in Mannheim gehörte.

In dem Referat kommen zwei Namen des Öfteren vor: Die jüdische Familie Herbst und der Arisierer Richard Greiling und dessen Erben.

Der 25jährige Eugen Herbst, jüdischen Glaubens, Sohn des Kaufmannes Isaak Herbst, gründete mit knappem Startkapital 1886 die Firma, die als Korsettgeschäft begann und später den in Mannheim wohlbekannten Namen Felina erhielt. Der Unternehmer Eugen Herbst legte bereits 1900 den jüdischen Glauben ab. Er und sein Bruder schlossen sich daraufhin der freireligiösen Gemeinde an. Eugen Herbst nahm am 1. Weltkrieg teil und kämpfte auf der Seite Deutschlands. Ferner nahm er am politischen Leben der Stadt Mannheim teil. Vorerst war er als Stadtverordneter der „Linksliberalen freiheitlichen Volkspartei“ aktiv und später als Abgeordneter der „Deutschen Demokratischen Partei“. Eugen Herbst war also faktisch ein respektierter Bürger und Unternehmer in Mannheim. Für die Nazis in ihrem Rassenwahn galt das jedoch alles nicht.

Richard Greiling wurde laut der Munzinger-Archiv GmbH von 1952 am 13. Febr. 1882 in Schlesien geboren. Dort besuchte er die Volksschule und danach die Handelsschule in Deutsch-Krone. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem er zuletzt als Hauptmann teilnahm, gründete er im Jahre 1919 in Dresden die Greiling-Zigarettenfabrik.
Unter seiner Leitung wuchs die Fabrik im Verlauf eines Jahrzehnts zu einem Unternehmen mit 4000 Arbeitern und einem Jahresumsatz von 100 Millionen Reichsmark heran. 1930 wurde das Unternehmen von Richard Greiling an den Reemtsma-Konzern verkauft.
Richard Greiling. gründete darauf im Jahre 1931 in Zürich die Zigarettenfabrik Mahalla-A.G. Unter der Naziherrschaft arisierte Richard Greiling mehrere Betriebe und vergrößerte damit sein Vermögen. Nach dem Kriege war er weiterhin aktiv.
1952 wirkt er als Geschäftsführer und Mitinhaber
der Greiling-Werke GmbH. Wäschefabrik, in Mannheim,
der Felina GmbH., Miederfabrik in Mannheim,
der Greiling GmbH. Schuhfabrik in Mannheim und
der 1950 gegründeten Augusta Hotel GmbH. In Mannheim.
Als Richard Greiling starb, übernahmen die Erben die Firmen. Sie waren nicht sehr erfolgreich. Zwei Tage vor Weihnachten 1981 wurde der Insolvenzantrag gestellt. Manfred Greiling wollte sich nicht mehr finanziell beteiligen, weshalb auch die Banken kein Geld mehr nachschießen wollten. Die Verschuldung in Höhe von 8 Millionen DM wurde einvernehmlich zu 70 % an die Gläubiger zurückgezahlt. Kurzfristig erholte sich die Firma wieder und wurde dann noch in den 80er Jahren an einen Schweizer Investor verkauft.
Jetzt übernimmt der Mannheimer Stadthistoriker Michael Caroli des Wort: