Buen Vivir – die lateinamerikanische Idee vom „Guten Leben“

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Attac-Mitglied und Lateinamerika-Kenner Werner Rätz hofft, dass das Schlagwort „Buen Vivir“ auch europäische WachstumskritikerInnen und AntikapitalistInnen unter einer Idee und Parole vereinen könnte.
Audio
12:49 min, 18 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 04.02.2013 / 01:31

Dateizugriffe: 532

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache:
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Kathrin Vogel, Michael Liebler, William Bastidas
Radio: RadioZ, Nürnberg im www
Produktionsdatum: 04.02.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Um das Gute Leben gings am Donnerstag abend im Vortrag von Werner Rätz im Rahmen der Lateinamerika Woche in Nürnberg. Werner Rätz dürfte Einigen vielleicht kein Unbekannter sein. Er vertritt die Informationsstelle Lateinamerika im Koordinationskreis von Attac.

Das Gute Leben, das „Buen Vivir“ ist in Lateinamerika stehender Begriff und dort seit einiger Zeit vieldiskutiertes Thema. Grundthese: Die Dinge und die Lebensverhältnisse die ein Mensch braucht, um sicherzustellen dass er gut lebt und nicht schlecht, diese Dinge stehen ihm zu. Und dazu gehören nicht nur materielle Dinge, wie ein Dach über dem Kopf, sondern zum Beispiel auch eine intakte Umwelt.

Ähnliche Debatten gibt es übrigens auch in Europa. In Frankreich zum Beispiel wird diskutiert, das Recht auf Glück in die Verfassung aufzunehmen. In Ecuador und Bolivien – man höre und staune - ist Buen Vivir allerdings bereits Teil der Verfassung.

Für Europa ist aber eigentlich klar, dass solche Rechte irgendwie mit dem herrschenden Wirtschaftssystem zusammenpassen müssen. So versucht man beispielsweise unter dem Begriff „green economy“ Ideen zu entwickeln, wie Wirtschaftswachstum kapitalkonform aber gleichzeitig umweltschonend geht. Dagegen stellen linke Akteure wie der Ecuadorianer und Wirtschaftswissenschaftler Alberto Acosta das „Buen Vivir“ über die rein ökonomischen Interessen.

Nicht zuletzt hat das Konzept des „Buen Vivir“ seine Wurzeln auch in den Kämpfen indigener Völker. Und das ist von Bedeutung. Aus der indigenen Tradition heraus findet das zwangsläufige Ziel aller kapitalistischen Gesellschaften - das Ziel stetigen Wirtschaftswachstums - kein Verständnis. Und: Buen Vivir ist nur in Kooperation und Solidarität der gesellschaftlichen Kräfte zu erreichen.

Sind also Ecuador und Bolivien auf dem Weg in den Post-Kapitalismus. Oder noch besser: Können wir Europäer diesem Weg folgen? Oder haben wirs da mit einem der üblichen Spiegelgefechte der Linken zu tun? Immerhin sind die gesellschaftlichen und politischen Realitäten auch in den beiden lateinamerikanischen Ländern vom "Buen Vivir" Lichtjahre entfernt.

Das „Gute Leben“, Thema des Vortrags von Werner Rätz am Donnerstag bei der Lateinamerikawoche in Nürnberg. Kathrin Vogel und Michael Liebler waren für Radio Z dabei und unterhielten sich mit dem Referenten:

Kommentare
04.02.2013 / 17:53 Matthieu, Radio Dreyeckland, Freiburg
interessant, danke!
wurde gespielt am 04.02.2013