Focus Europa Nachrichten 28. 2. 13

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##Motorgeräusche stressen Krabben
##Atomgespräche mit Iran verlaufen im Ungewissen ##Türkischer Minister wirft EU "Gangster-Stil" bei der Vergabe von Visas vor
##Sloweniens Regierung nach Korruptionsvorwürfen auseinandergebrochen und zurückgetreten
##Britischer Fischereiminister findet Rückwurfverbot für Fisch unzureichend
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.02.2013 / 16:29

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Internationales
Serie: Focus Europa
Entstehung

AutorInnen: Jan
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 28.02.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Krabben im Stress

Ganz schön viel Lärm macht der Mensch mit seinen Schiffsschrauben im Meer. Die Bewöhner der feuchten Gefilde werden davon gestresst. Dieser Stress wurde bisher schon bei Walen, Delphinen, Fischen und Tintenfischen nachgewiesen. Das gleiche berichten Matthew Wale und sein Team von der University of Bristol in den Biology Letters, einem Fachjournal der britischen Wissenschaftsgesellschaft Royal Society nun sogar von Krabben.

Die Biologen haben Strandkrabben gefangen und sie Schraubengeräuschen ausgesetzt. Sie stellten als Folge der Geräusche einen um bis zu 67 % erhöhten Sauerstoffverbrauch der Tiere fest. Sie stellten zugleich fest, dass der erhöhte Suaerstoffverbrauch nicht auf eine erhöhte Bewegungsaktivität der Tiere zurückzuführen ist. Daher schließen sie auf eine höhere Stoffwechselaktivität aufgrund der Geräusche und betrachten dies als Stress.

Vor zwei Jahren hatten spanische Wissenschaftler von der Universitat Politècnica de Catalunya im Rahmen eines Großprojektes Schalltraumata bei Kopffüsslern nachgewiesen. Sinneszellen und Nervenfasern waren beeinträchtigt.

Schon länger bekannt sind Schädigungen von Delphinen und Walen, so wie von Fischen. Verursacher der Geräusche können neben Schiffsschrauben auch Öl- und Gasbohrungen, sowie Offshore-Windanlagen sein.


Atomgespräche mit Iran verlaufen im Ungewissen

Nach zweitägigen Verhandlungen gingen gestern die Gespräche über das iranische Atomprogramm in Kasachstan ohne greifbares Ergebnis zu Ende. Lediglich die Fortsetzung der Gespräche zunächst im März auf Expertenebene in Istanbul und im April erneut in Kasachstan steht bisher fest.

Mit Iran verhandeln die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland. Auch die Europäische Union ist durch ihre Außenbeauftrage Baronesse Catherine Ashton vertreten. Viel über den Inhalt der Gespräche war nicht zu erfahren. Ashton bezeichnete sie als „nützlich“, dem Iran seien Vorschläge unterbreitet worden. Aus Diplomatenkreisen wurde kolportiert, dass Iran es erwäge als Gegenleistung für die Aufhebung aller Sanktionen die Anreicherung von Uran auf 20 % einzustellen. Iran besitzt bereits einen größeren Vorrat an auf 20 % angereichertem Uran, angeblich nur für medizinische Zwecke. Außerdem wird in Iran auch auf 5 % angereichert. Für Atomwaffen wäre eine Anreicherung auf etwa 90 % notwendig.

In der Öffentlichkeit wurde allerdings bisher wenig wahrgenommen, dass es im Atonstreit nicht nur um Uran geht. Neben Uran spielt auch die Möglichkeit der Herstellung einer Plutonium-Bombe eine Rolle. Eine Anlage zur Herstellung von schwerem Wasser, mit dessen Hilfe sich Plutonium herstellen ließe, hat Iran in Arak im Betrieb. Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien wird der Zugang zu Arak seit längerem verwehrt. Laut einem Bericht des Daily Telegraph sollen Satellitenbilder aufsteigenden Dampf in Arak zeigen, der auf den Betrieb eines Schwerwasserreaktors in Arak hinweisen könnte. Damit ließe sich Plutonium brüten.

Die USA und andere Staaten verdächtigen Iran, ein heimliches Atomwaffenprogramm zu verfolgen. Insbesondere Israel sieht sich als potentielles Ziel einer iranischen Atombombe.




Türkischer Minister wirft EU „Gangster-Stil“ bei der Vergabe von Visas vor

In einer Rede anlässlich der Eröffnung der 25. Messe für Keramik, Bad und Küche, Unicera in Istanbul ging der türkische Wirtschaftsminister Mehmet Zafer Caglayan hart mit der Visa-Praxis der Union ins Gericht. Caglayan hob hervor, dass für Brasilianer, Kanadier, Koreaner und Japaner keine solchen Probleme gebe, ein Visum für den Schengenraum zu bekommen, wie sie für Türken existieren. „Nun frage ich mich, ob es auf der Weltkarte eine Veränderung gegeben hat?“ fuhr Caglayan fort. „Seit wann sind Japan und Korea Mitglieder der EU? Wenn diese Frage gestellt wird, dann können sie uns keine Antwort geben. Dann sprechen sie von Schengen. Das ist doch Gangster-Stil und auch Schengen-Stil“, so der türkische Wirtschaftsminister.

Die Reisefreiheit für Türken in die damalige EWG wurde der Türkei bereits vor Jahrzehnten zugesagt, aber nie umgesetzt. Auf türkischen Druck und auch als Folge verlorener Gerichtsprozesse hat Deutschland einige Erleichterungen eingeführt, etwa für LKW-Fahrer, hält aber generell an sehr restriktiven Bestimmungen bei der Vergabe von Visa fest. In Verhandlungen fordert die EU von der Türkei als Gegenleistung für die Befreiung von der Visumspflicht, ein Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge, die über die Türkei in die EU gekommen sind.


Sloweniens Regierung nach Korruptionsvorwürfen auseinandergebrochen und zurückgetreten

Nach Korruptionsvorwürfen ist in Slowenien die Regierung von Ministerpräsident Janez Jansa auseinandergebrochen und zurückgetreten. Jansa wurde durch Alenka Bratusek, die Vorsitzende der größten Oppositionspartei Sloweniens, Positives Slowenien, abgelöst. Die 42-jährige hat nun zwei Wochen Zeit, um eine neue Regierung in Ljubljana zu bilden.



Britischer Fischereiminister findet Rückwurfverbot für Fisch unzureichend

„Ich bin enttäuscht, dass einige der Maßnahmen, die notwendig sind, um den Bann zu implementieren sind nicht so ambitioniert, wie ich es erhofft hatte“, sagte der Britische Fischereiminister Richard Benyon.

In der nacht zum Mittwoch hatten sich die Fischereiminister der EU auf einen Bann des Rückwurfs von Fischen ins Meer geeinigt. Der Bann soll in zwei Stufen 2014 und 2016 in Kraft treten. Jährlich werden Millionen Tonnen toter Fische ins Meer zurückgeworfen, weil die betreffenden Fische weniger einbringen als andere oder um Quoten einzuhalten. Nach Angaben der UNO ist der Rückwurf von Fisch bei den Fischereiflotten der EU-Länder am schlimmsten.

Auch das Europa-Parlament und die EU-Kommission hatten das Rückwurfverbot gefordert.Ebenso über eine Millionen Menschen, die sich an der Online-Kampagne Avaaz beteiligt hatten. Die Fischereiminister Spaniens, Portugals und Frankreichs setzten jedoch Ausnahmen für ihre Fischer durch. Das ein bestimmter Prozentsatz des Fangs unter gewissen Bestimmungen zurückgeworfen werden darf, erschwert natürlich eine Kontrolle noch mehr als sie es ohnehin schon ist.

Viele wichtige Fragen sind ohnehin noch in Detailverhandlung zu klären. Dies betrifft auch die Umsetzung des Beschlusses des Europäischen Parlamentes in Straßburg gegen eine Überfischung der Bestände. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe sind 90% der Bestände im Mittelmeer und 47% der bestände im Atlantik überfischt.