Nachdenkseiten: Brüderle, Futzis und andere fehlprogrammierte Typen

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Die Nachdenkseiten lassen Brüderles Futzi-Rede nicht unkommentiert.
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mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 12.03.2013 / 18:59

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Nachdenkseiten.de bei Radio LORA München
Entstehung

AutorInnen: Claudia
Kontakt: michael.barnikel(at)gmail.com
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 12.03.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
ANMOD
Der Begriff �Futzi� bezieht sich auf das englische Wort f�r �unscharf, verschwommen�. Davon kann umgangssprachlich abgeleitet werden �eine Person, die viel Aufhebens macht, �bertrieben oder geziert ist, z. B. Computer- oder Werbefutzi� - soweit die Erkl�rung von Wikipedia.
Rainer Br�derle von der Freien Demokratischen Partei definiert �Futzi� als einen fehlprogrammierten Typ, der kein FDP-Mitglied ist.
Wolfgang Lieb kommentiert die Rede, die Br�derle letztes Wochenende auf dem FDP-Parteitag hielt.

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TEXT
Br�derle: �Wir �berlassen unser Land nicht diesen Fuzzis, diesen fehlprogrammierten Typen�; von Wolfgang Lieb.

Was der Parteivorsitzende und vor allem der Spitzenkandidat in ihren Reden boten, war nicht einmal kabarett- sondern � im schlechten Sinne � comedy-reif. Dem Zuschauer, der nun nicht gerade der �Ultra-Szene� der FDP angeh�rt, m�ssen die Ansammlung von Kalauern den Angstschwei� �ber das Niveau der politischen Auseinandersetzung im bevorstehenden Wahlkampf auf die Stirn getrieben haben. Die Reden �hnelten eher Aufputschritualen einer ver�ngstigten Horde von Fu�ballfans, deren Verein im Abstiegskampf steht und die sich mit Hassges�ngen auf den politischen Gegner Mut einzubl�uen versuchte.
Das ganze Armutszeugnis der FDP zeigt sich darin, dass R�sler, der auf diesem Parteitag eigentlich abges�gt werden sollte, mangels Alternative, wieder zum Hoffnungstr�ger hochgejubelt und dass der Meuchelm�rder Br�derle, ein wegen seiner Zoten wochenlang untergetauchter Eigentorsch�tze, zur �Sturmspitze� umetikettiert wurde.
Ich habe mir das tats�chlich angetan und den vorgezogenen Parteitag der FDP in der K�seglocke Berlin auf Phoenix angeschaut. Ich habe mir vorgestellt, wie das Kasperletheater, das R�sler und Br�derle vor einer Ansammlung von Claqueuren auff�hrten, auf einen normalen Menschen wirken muss. Mir ist dabei eine Kritik des fr�heren Bundespr�sidenten Richard von Weizs�cker durch den Kopf gegangen, n�mlich dass die Parteien �machtversessen� auf einen Wahlerfolg und �machtvergessen� im Hinblick auf die Inhalte von Politik seien. Das scheint mir in besonderem Ma�e auf die FDP zuzutreffen. Soviel Umarmungen mit dem Dolch im Gewande gab es selten auf einem Parteitag. Statt inhaltlichem Programm billige Kalauer �ber die politischen Gegner:
Die Gr�nen wollten den �Obrigkeitsstaat nicht mit der Pickelhaube sondern auf Birkenstock-Sandalen�. Die SPD plane eine �Steuererh�hungsorgie� und damit einen �Anschlag auf die Mitte unserer Gesellschaft�. Die CDU sei beim �Kampf gegen Mehrbelastungen schon l�ngst umgefallen�. Solche Phrasen drosch R�sler. St�ndig reklamierte er f�r sich und seine Partei, dass sie sich als einzige der �Lebenswirklichkeit� stelle, dabei merkten er und der auf Applaus programmierte Saal nicht einmal mehr, dass sie sich von dieser Wirklichkeit Lichtjahre entfernt haben. Offenbar fiel gar nicht mehr auf, wenn einfache logische Widerspr�che in eine politische Aussage gepackt wurden. So etwa wenn R�sler auf die �Lebenswirklichkeit� hinwies, dass es in bestimmten Regionen und Branchen gar keine Tarifpartner mehr zum Aushandeln von Tarifvertr�gen �ber L�hne mehr gebe. Und dennoch will er das Aushandeln von L�hnen diesen nicht mehr vorhandenen Tarifpartnern �berlassen. Leistung m�sse sich eben wieder lohnen, wiederholte er zum hunderttausendsten Mal. Wir w�rden den Kindern etwas nehmen, wenn man das Sitzenbleiben in der Schule abschaffte, n�mlich Niederlagen durch Flei� in einen Sieg zu verwandeln. R�sler war sogar stolz darauf, dass die Kanzlerin die FDP als �eine Pr�fung Gottes� karikiert hat. �Daf�r sind wir da�, sagte er und fand sich dabei sichtlich witzig. �Frei zu denken und frei zu handeln�, das sei seine und der Partei �berzeugung. Offenbar selbst dann, wenn das Denken und Handeln absolut sinnfrei ist: �Deutschland geht es gut, den Menschen geht es gut�. Vielleicht deshalb, weil eine solche Rede offenbar auch von der versammelten Berichterstattung nicht mit Hohngel�chter aufgenommen wird, kann R�sler das Gef�hl haben, dass �Deutschland das coolste Land� ist. Die Zeit verleiht ihm daf�r sogar das Lob eines �witzigen Rhetorikers�. Um bei den Jugendlichen besser anzukommen, sollte er sich vielleicht noch steigern und beim n�chsten Mal vom �geilsten� Land reden.
Wenn man denkt, das Niveau kann nicht mehr weiter sinken, dann kommt Zoten-Br�derle:
Die FDP sei �das Kompetenzzentrum der Bundesregierung�, �wir haben das gemacht!�. �Ohne Eurokrise h�tten wir Vollbesch�ftigung�, wir brauchten keinen Mindestlohn, die FDP sei schlie�lich f�r das �B�rgergeld�, die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften vereinnahmte er zu �b�rgerlichen Paaren im besten Sinne des Wortes�, das �Streben nach Gl�ck� �ndere sich nicht mit dem 65. oder 67. Lebensjahr, deshalb soll jeder Deutsche so lange arbeiten d�rfen, wie er m�chte. Die �Generation Silberlocke mit iPad� tr�ume nicht vom Ruhestand. Die Gr�nen seien eine sp�te Vereinigung von �Marx und Morgenthau�, sie seien �Bionade-Biedermeier�. Die Schweizer mit ihrer Abzocker-Initiative, das sei �FDP pur�. Rot-Rot-Gr�n wolle die �Lufthoheit �ber die Kinderbetten�, �einmal DDR war genug�. Steinbr�ck sei ein �Sprachroboter� der Linken in der SPD, der von der �Verelendung� Deutschlands rede. Steinbr�ck sei dar�ber hinaus eine �Fettn�pfchensuchmaschine Wer gegen deutsche Export�bersch�sse sei, wolle den Mangel umverteilen. Die Opposition hole �die Wohlstandsvernichtungswaffen� raus, Trittin wolle einen �Mao-Zuschlag� polemisierte er gegen die Wiedereinf�hrung einer Verm�genssteuer. (An wessen Wohlstand er dabei nur dachte?)
Br�derle hatte wohl Comedy-Gag-Schreiber f�r seine Rede engagiert und dazu noch schlechte. Es sagt alles �ber das Niveau dieses Parteitags, dass die Delegierten krampfhaft nach nahezu jedem Satz begeistert geklatscht haben. Br�derle ist eine selbsternannte �Sturmspitze�, die ein Eigentor nach dem anderen schie�t und seine Fans �berschlagen sich dennoch in minutenlangem Beifall.
Der stern bescheinigte Br�derle, dass er Wahlkampf exzellent k�nne. Wenn das, was er geboten hat, exzellenter Wahlkampf sein soll, dann kann einem bis zum 22. September nur noch grauen. �Da brennt der Baum� wie Br�derle meinte, also machen wir das kommende halbe Jahr auf �Ballermann�.

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ABMOD
Soweit der Kommentar von Wolfgang Lieb, der betitelt wurde mit dem Zitat von Br�derle: �Wir �berlassen unser Land nicht diesen Fuzzis, diesen fehlprogrammierten Typen�. Wir haben ihn der kritischen Website Nachdenkseiten.de entnommen.

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http://www.nachdenkseiten.de/?p=16471
Autor: Wolfgang Lieb
Sprecherin: Claudia f�r Radio LORA M�nchen

Kommentare
13.03.2013 / 16:57 coloradio Dresden, coloRadio, Dresden
Magazin am 13.03.13
gesendet im Magazin. Danke