Queer Theory und Queer Politics : Thesen zur deutschsprachigen Queer-Debatte

ID 55827
 
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Vortragsdokumentation der Vorlesungsreihe "Jenseits der Geschlechtergrenzen" der AG QueerStudies http://agqueerstudies.de
Audio
52:49 min, 60 MB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 07.05.2013 / 04:16

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur, Schwul, Frauen/Lesben
Serie: jenseits der geschlechtergrenzen
Entstehung

AutorInnen: Franziska Rauchut
Radio: FSK, Hamburg im www
Produktionsdatum: 07.10.2012
CC BY-ND-NC
Creative Commons BY-ND-NC
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
"We are here, we are queer – we are used to it"? Zwei Jahrzehnte Queer Theory in der BRD sind Anlass genug, Bilanz zu ziehen: Welches Provokationspotential entfaltet queere Politik und Theorie heutzutage im deutschsprachigen Raum, welchen Anfeindungen und Kritiken war und ist die Queer Theorie ausgesetzt? Welche Modifikationen haben den Queer-Begriff und seine Inhalte geprägt, und welche gesellschaftlichen und strukturellen Normierungen machen das Queer-Projekt bis heute unabdingbar? Nur wenige Schlagworte und Begriffe wurden in den akademischen Debatten der letzten 20 Jahre so stark aufgenommen und lebhaft diskutiert wie queer (engl.: seltsam, pervers, sonderbar). Der notwendig unbestimmte Kampfbegriff aus dem Kontext der US-amerikanischen Lesben-, Schwulen-, Bi-, Transsexuellen- und Transgender-Bewegung der 1980er/1990er Jahre und sein zugehöriges Konzept ebneten sich den Weg in den Diskurs der akademischen Wissensbildung und modifizierten dabei herrschende Politikkonzepte. Queer fungierte als Identitäts-, Subjekt-, Ausschluss- und Normierungskritik. Das Konzept hinterfragte herrschende Geschlechter- und Sexualitätsordnungen sowie die heterosexuelle Matrix von sex-gender-desire. Queer Theory ging Bündnisse mit feministischen, antirassistischen und kapitalismuskritischen Ansätzen ein und bildete analytische Allianzen mit Cultural, Disability, Gender sowie Postcolonial Studies und vielen mehr. Protagonist_innen kämpften um Institutionalisierung und gegen Vereinnahmung in der und durch die Akademie.

Der Vortrag beinhaltet sowohl genealogische Betrachtungen zum queeren Aktivismus im US-amerikanischen und deutschsprachigen Raum, zur Veränderung und Beanspruchung des Queer-Begriffs durch verschiedene Gruppierungen, zu zentralen Denkmodellen und theoretischen Zugängen der Queer Theory als auch zu Institutionalisierungs- und Disziplinbildungsbestrebungen sowie zu queerer Kritik und Kritik an queer: Welche neuen Freiräume hat “Queer” der Politik eröffnet, was blieb auf der Strecke und wie weit unterscheidet sich das deutsche “Queer”-Konzept von seinen Ursprüngen in den USA? Provokant gefragt: (Wie) Bleibt der Begriff in (der) Bewegung?