Erdogan verurteilt Putsch in Ägypten und droht vor allem der eigenen Opposition

ID 58069
  Extern gespeichert!
AnhörenDownload
Der türkische Ministerpräsident hat den Putsch und die Menschenrechtsverletzungen in Ägypten heftig kritisiert. Doch nebenher benutzt er die Ereignisse in Ägypten, um Proteste gegen ihn selbst pauschal zu diskreditieren und seinen Gegnern zu drohen.
Audio
07:29 min, 7014 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 21.08.2013 / 13:16

Dateizugriffe: 45

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Religion, Politik/Info, Internationales
Serie: Focus Europa Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: Jan Keetman
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 21.08.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Außen- und innenpolitisch tritt der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als der lauteste Verteidiger von Menschenrechten und Demokratie in Ägypten auf. Doch zugleich benutzt er die Ereignisse, um die in diesem Sommer so heftig in Erscheinung getretene Opposition gegen seine Regierung anzuschwärzen und überhaupt alle zu diskreditieren, die seinen eigenen zunehmend autokratischen Regierungsstil kritisieren. Zwischen den Zeilen tauchen sogar Drohungen auf, demnächst seinerseits mit eiserner Faust durchzugreifen.

Hintergrund ist natürlich Erdogans eigene Sicht auf die türkische Protestbewegung. Demnach ist sie ein internationales Komplott, mal der Zinslobby, mal einiger ausländischer Medien, um der Türkei zu schaden. Dies geschieht entweder weil man so auf höhere Zinsen hofft oder weil man keine starke Türkei will. Mehr oder weniger ist es auch ein Komplott gegen die Muslime.

In Ägypten sieht Erdogan nun die gleichen Mächte am Werk oder deutet dies zumindest unübersehbar an.

Wer sind die Mächte gegen die Erdogan kämpft? So genau wird das nie. Natürlich gehört jegliche Opposition im Inneren, insbesondere die kemalistisch-laizistische dazu. Doch insgesamt hält sich Erdogan vage. Seine Zuhörer sollen es selbst begreifen, dass das alles irgendwie zusammengehört, die Putschisten in Ägypten, die westlichen Medien, die westlichen Regierungen, die Opposition im eigenen Lande, die falschen Muslime und die, die gar keine Muslime sind, natürlich auch.

In einer Rede in der Stadt Bursa am 17. August hat Erdogan dies alles meisterhaft zusammengepackt. Dabei fehlte es nicht an versteckten Drohungen, die nebenher in den Text eingestreut sind. Die Toten werden nicht in der Erde bleiben, sagt Erdogan. Das heißt in türkischem Sprachgebrauch, sie werden gerächt werden. Die Toten in Ägypten, an wem gerächt, von wem gerächt?
Die wegen Ägypten schweigen, sollen sich nicht beschweren, wenn sie an der Reihe sind. Das wird schon deutlicher, denn es kann auch auf das angebliche Schweigen der Opposition im eigenen Land zu Ägypten gemünzt werden.
Am Ende der Rede steht dann noch einmal eine bildhafte Drohung gegen alle Gegner, die man allerdings auch nur symbolisch verstehen kann.

Vieles was Erdogan in seiner Rede sagt, kann man nur unterstreichen, es hat einen Militärputsch in Ägypten gegeben und das neue Regime begeht scheußliche Verbrechen wie die Ermordung wehrloser Menschen auf einem Gefangenentransport. Die Reaktion des Westens kann man durchaus als feige und prinzipienlos bezeichnen. Dass hinter dem Putsch aber viel eher nicht der Westen, sondern der Osten in Gestalt der saudischen Monarchie steht, deutet Erdogan indessen nur am Rande ein wenig an.

Vor allem versucht er die Ereignisse aber in den Rahmen einer Art Vernichtungskrieges gegen gutgläubige Muslime zu stellen:

So weit die Einleitung. Den Rest gibt es nur zu hören.

Das Projekt wird co-finanziert von der Europäischen Union im Rahmen des vom Europäischen Parlament subventionierten Ausbildungsförderungsprogramms im Bereich Kommunikation.
Das Europäische Parlament ist nicht involviert in die Vorbereitung und ist in keinem Fall verantwortlich für oder gebunden durch die Information oder Meinungen, die im Kontext des Projekts geäußert werden. In Übereinstimmung mit den anwendbaren Gesetzen sind einzig die Autor_innen, Interviewpartner_innen, Publizist_innen oder Rundfunkveranstalter_innen verantwortlich. Das Europäische Parlament kann nicht haftbar gemacht werden für direkten oder indirekten Schaden, der aus der Umsetzung des Projekts resultieren könnte.