'Die technik schlägt zurück' im Okober

ID 59575
 
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DIe Themen:
Monatsnews
Internetzensur in China
Videoüberwachung in Sachsen-Anhalt
Surfen in Freifunknetzwerken - Schutz vor NSA und Co.?
Ankündigung Hackover, 1.-3.11.2013 in Hannover


CC Musik: Windpearl, Strad, Syntharmony, Soeren Grevebaeck, Strobotone, Steven Smirney
Audio
01:00:00 h, 55 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.10.2013 / 00:35

Dateizugriffe: 251

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Die Technik schlägt zurück
Entstehung

AutorInnen: franziska, fredi, raffaello
Radio: radio flora, Hannover im www
Produktionsdatum: 28.10.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Auch diesen Monat gab es mal wieder eine ganze Reihe an Nachrichten, die Einblicke in die Entwicklungen um Datensammlungen und
Ueberwachungsmassnahmen gewaehren. Abseits der Enthuellungen aus den NSA Dokumenten, die Edward Snowden aus dem Reich der
Geheimdienste mitbrachte passiert naemlich noch viel mehr.
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Zu den prominenteren Nachrichten gehoeren sicherlich die Plaene der Regierung im Kreml, welche ihr Russlandweites
Telekommunikationueberwachungssystem SORMS fuer die Ueberwachung der Olympischen Spiele in Sotschi ausbauen wollen.
Die JournalistInnen Andrei Soldatov and Irina Borogan haben einem Artikel des Guardian zufolge aus einer ganzen Reihe von
Einzelveroeffentlichungen ein Bild zusammengetragen, das darstellt, was der russische geheimdienst FSB derzeit
so plant. Wie zu den Olypischen Spielen in London wird die Ueberwachung mal wieder lueckenlos sein. und
es steht zu vermuten, das nicht nur nach Terroristen gesucht wird. Die nulltoleranz Politik der Russischen Regierung gegenueber
Homosexuellen und ihren Sympathisanten gilt als einer der ersten Betaetigungsfelder des FSB zu den Olympischen Spielen. Mit SORMS soll
die gesamte Telekommunikationsinfrastruktur lueckenlos ueberwacht werden. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufuegen. Wie realistisch solche
Plaene sind, steht oftmals auf einem anderen Blatt. Aber das Beispiel China zeigt, mit welcher freizuegigkeit Staaten handeln
koennen, wenn sie es darauf anlegen. Ein Bericht von Reporter ohne Grenzen beschreibt die Situation von journalisten und Journalistinnen
im diesem riesigem Land. Mit Hauke Gierow von Reporter ohne Grenzen sprach Radio Corax aus Halle:

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http://www.freie-radios.net/59015
Internet Zensur in China
http://www.freie-radios.net/mp3/20130930...
7.21
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Aber nicht nur in Russland und China wird emsig weitergearbeitet am Aufbau von Ueberwachung und Datenspeicherung.

In Sachsen-Anhalt ist mal wieder sehr gut zu sehen, wie einzelne Ereignisse von Hardlinern dazu genutzt werden, um zum Beispiel
die Videouebrwachung aller Menschen im oeffentlichem Raum Stueck fuer Stueck zu erweitern.
Im konkreten Fall ging es dieses mal um die Nazischmierereien in Salzwedel zum 3. oktober 2013. Der Landtagsabgeordnete der CDU
Stahlknecht griff in diesem Zusammenhang auf den Ueberwachungsreflex als Antwort zu rechtsradikalen umtrieben zurueck.
Hierzu fuehrte die tagesaktuelle
Redaktion von Radio Corax aus Halle ein Interview mit Sebastian Striegel. Er ist der innenpolitische Sprecher der
Landtagsfraktionen "Bündnis 90/Die Grünen".
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http://www.freie-radios.net/59162
20131007-gesprchzur-59162.mp3
8 min

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Das war Sebastian Striegel von Buendnis90/Die Gruenen im Interview bei Radio Corax.

Wie die New York Times Mitte Oktober berichtete, wird Big Data immer wichtiger fuer die lokale Polizeiarbeit. Die Stadt Oakland hat
zum Beispiel in den letzten Jahren viele millionen Dollar alleine fuer Ueberwachungsequipment und dadran angeschlossene Computersysteme
ausgegeben. Nicht nur Ueberwachungskameras, sondern auch Schalldetektoren, die Schusswaffengebrauch erkennen sollen werden in Oakland
und vielen anderen Staedten massenhaft verbaut. Polizeiautos bekommen automatisierte Systeme zur permanenten Nummernschilderkennung und
Fahrgastdaten aus dem lokalem oeffentlichen Verkehr werden vernetzt und protokolliert.
Der Clou dieser ganzen Systeme ist dann aber das, was mit Big Data umschrieben wird: die zentrale Speicherung dieser ganzen
Informationen und die Technologien, um aus diesen riesigen Datenbergen verwertbare Informationen zu extrahieren und miteinander
in Kontext setzen zu koennen. Selbst Daten aus den sogenannten Social Networks sollen in diesem Zusammenhang mitgenutzt werden.
In Oakland zum Beispiel raeumte Libby Schaaf vom Oakland City Council, denn auch ein, das es mithilfe der gesammelten Daten schon
auch moeglich waere, von Menschen die sich nichts haben zuschulde kommen lassen, sehr genaue Profile zur erstellen.
Erst im Jahr 2012 haben Nachforschungen ergeben, das alleine in Oakland Ueberwachungsausruestung fuer 1.8 Millionen US Dollar
ungenutzt blieben, weil sie aus verschiedenen Gruenden nicht eingestzt werden konnte, oder Hersteller oder Dienstleistungsfirmen
nach dem Einkauf Pleite gingen. Aber der Markt fuer Ueberwachungstechnologien ist ein Wachstumsmarkt. IBM schreibt dazu in einem
Werbetext zu einem Produkt von ECM Universe namens "Rapid Content Analytics for law enforcement":

<quote>
"Mit ECM Universe Rapid Content Analytics (RCA) fuer Strafverfolgungsbehoerden ist ein Gefaehrdungsanalysetool, welches
bisher nur Spitzenorganisationen wie der Homeland Security und anderen US Bundebehoerden zur Verfuegung stand, nun fuer alle Boehoerden
der Polizei verfuebgar, unabhaengig von Groesse und Wirkungsbereich.

Diese Loesung, aufbauend auf IBM Content Analytics, bietet sowohl eine Ueberwachung Sozialer Medien als auch ein forensische Datenanalyse
an. Sie ermoeglicht schnelle Analysen von Online Inhalten, basierend auf vorgegebenen bekannten Sprachmustern bereits gespeicherter
Straftaeter.
Es koennen:
-Netzwerke wie Twitter, Facebook, Google Groups und andere Communities in Echtzeit ueberwacht werden.
-Textanalysen zur Fruehwarnung durchgefuehrt werden, verbale Drohungen und Angriffe erkannt und mit den gespeicherten Profilen
bereits registrierten Menschen in Zusammenhang gebracht werden.
-Eine Fallverwaltung fuer Ueberwachungsmassnahmen gefuehrt werden.
-Freie Datenanalysen auf Terabytes von Einzeldokumenten durchgefuehrt werden, um bisher unentdeckte Zusammenhaenge aufzuzeigen.
-Automatische Benachrichtigungen fuer Ermittlungsbeamte erzeugt werden, wenn verdaechtige oder bedrohliche Nachrichten in die
ueberwachten Netze eingestellt werden
-Eine Grafische Darstellung ueber alle Ergebnisse erzeugt werden.
"
</quote>
(Quelle: http://www-01.ibm.com/software/ecm/offer...)

Wohin solche Ueberwachungsmittel fuehren koennen ist nicht nur an der Privatnutzung der NSA-Daten durch deren Mitarbeiter der NSA zu
sehen. Im falle des
Russlandweiten Systems SORMS hat jetzt der Abgeordnete Alexander Chinschtejn von der Regierungspartei Geeintes Russland verlauten
lassen, das es ja garnicht schlimm sei, wenn der FSB nun anhaltslos alle Telekommuniktionsnutzung ueberwachen koenne. Es haben ja
nur die menschen etwas zu befuerchten, die sich etwas zuschulde kommen lassen.

Wie schnell das mit dem "sich etwas Zuschulde kommen lassen" geschehen kann, erfuhren Anfang Oktober drei Jugendliche. Ein 14 jaehriges
Maedchen und und ein 15 Jahhre alter Junge kuessten sich. Ein Freund fotografierte sie dabei und postete das Bild bei Facebook.
Dieses brachte die drei ins Gefaengnis, weil erzkonservative Muslime so etwas nicht gerne sehen. Erst Massenhafte Proteste bewirkten
eine entlassung aus dem Gefaengnis. Wie Heise Online mitte des Monats berichtete drohen zwei Jahre Haft. Der Prozess steht noch aus.

Aber nicht nur Staaten und Staatsorgane wissen die heutzutage anfallenden Datenberge zu nutzen. Die meisten Alltagsdaten fallen immer
noch bei den Betreibern der weltweiten Netzdienste und den Telekommunikationsanbietern an. Die New York Times berichtete Anfang Oktober
von einigen Firmen und deren Faehigkeiten, nicht nur aus der Nutzung eines einzelnen Geraetes, also zum Beispiel dem Webbrowser auf
dem PC, auf individuelle User schliessen zu koennen, sondern dies auch ueber verschiedene Geraete hinweg zu realisieren.
Die Firma Drawbridge vermarktet eine Technologie, die Nutzer an verschiedenen Geraeten, sei es morgens das Smartphone
oder mittags der PC bei der Arbeit, Abends der PC zuhause oder das Tablet auf dem Sofa, identifizieren kann. Dieses geschieht
zwangslaeufig nicht mehr mit cookies oder aehnlichen Funktionen, sondern basiert ausschliesslich auf das Surfverhalten, technischen
Profilen, wie den genutzten Apps oder den Geraeteeigenschaften und weiteren Metadaten wie z.B. den Nutzungszeiten.
Die entwickelten Personenprofile sind teilweise so genau, das sie aus Datenschutzgruenden mittlerweile garnicht in gaenze fuer den
Verkauf an Werbekunden genutzt werden koennen. So wird zumindest der Senior Vizepraesident Rahul Bafna
der Firma Flurry von der New yotk times zitiert. Flurry einwickelt eine Software, welche App-Entwickler fuer Smartphones einbinden
koennen, um ihre Werbefinanzierten Apps fuer den Werbemarkt interessanter zu gestalten.

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Surfen in Freifunknetzwerken - Schutz vor NSA und Co.?

Freifunk - die Idee eines dezentrales Internets in NutzerInnenhand zum anonymen und kostenfreien surfen. Wie verbreitet sind Freifunknetzwerke, wie funktioniert und wie finanziert sich Freifunk und vor allem: ist man beim surfen in Freifunknetzwerken vor Überwachung durch NSA, Prism etc geschützt?
Diese Fragen stellte Radio Corax Christian Heise vom Förderverein Freie Netzwerke.

11 min.

Kommentare
29.10.2013 / 14:52 Birgit, Radio Dreyeckland, Freiburg
auf festem Sendeplatz am 4.11.
Danke sehr!