Polizeiterror gegen Immigrant*innen in Griechenland

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Täglich werden hunderte Immigrant*innen in Griechenland von der Polizei aufgehalten und eingesperrt. Sie sind in dem wirtschaftlich gebeutelten Staat nicht erwünscht. Die EU unterstützt die Versuche von Griechenland die Grenze zur Türkei abzuriegeln und sogenannte Illegale abzuschieben.
Wie mit Immigrant*innen in Griechenland umgegangen wird, ist beängstigend - vor allem wenn man bedenkt, dass Polizei und die Nazi-Partei Goldene Morgenröte eng verbunden sind.
Imre war in Griechenland und hat für von unten die Geschichte mitgebracht, wie die Griechische Polizei die Straßen nach rassistischen Gesichtspunkten zu "säubern" versucht.

Audio
12:17 min, 20 MB, mp3
mp3, 224 kbit/s, Stereo (32000 kHz)
Upload vom 12.12.2013 / 13:15

Dateizugriffe: 619

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: von unten
Entstehung

AutorInnen: imre
Radio: RadioHelsinki, Graz im www
Produktionsdatum: 12.12.2013
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
BEITRAGSSCRIPT

Sound Shootings

Exarchia liegt ganz nahe zum Zentrum von Athen. Es ist bekannt als Gebiet, in dem anarchistische und antifaschsitische Gruppen stark sind. Hier in Exarchia finden immer wieder Aufstände gegen die Autortität statt wie zum Beispiel 2008 und schon 1973 startete der Widerstand gegen die Diktatur hier. Es ist einer der wenigen Orte in Athen, in denen sich Immigrant*innen bisher einigermaßen sicher fühlen können. Mitglieder der Nazi-Partei Goldene Morgenröte und andere rassistische Gruppen können sich in diesem Gebiet nicht frei bewegen. Denn auch nach einigen Räumungen von besetzten Häusern durch die Griechische Polizei ist die anarchistische Bewegung stark in Exarchia. Doch die Polizei hat es in den letzten Jahren vermehrt geschafft Drogenbanden und Junkies in das Viertel zu drängen. So hat die Polizei einen Grund in und um Ex Archia präsent zu sein.

Sirene

In kleinen Gruppen stehen sie herum. Teilweise schwer bewaffnet und mit Brustpanzer. Ein Polizist schlägt bedrohlich mit dem Schlagstock gegen seine Brust, als wir vorbeigehen.

Das Viertel gilt als gefährlich und tatsächlich - an einem Sonntag im November kommt es zu einer Schießerei zwischen Drogenhändlern. Nach der Schießerei ist nur eine Menschenmenge zu sehen und ein Motrorrad, das am Boden liegt. Der große Bogen um die Menschenmenge hat sich als kluge Idee herausgestellt.

Denn die Polizei hat diese Situation ausgenutzt um gegen Immigrant*innen vorzugehen, wie wir am nächsten Tag erfahren sollten.
In der Nähe von Exarchia, liegt der zentrale Platz Omonia - dort hat die Polizei nach der Schießerei begonnen Immigrant*innen zu kontrollieren und einzusperren.

ATMO kurz...

Wir befinden uns vor einem Cafe im Zentrum Athens, das von kurdischen Flüchtlingen betrieben wird. Hier treffen wir auf Mustafa. Er ist als Erasmus-Student aus der Türkei nach Griechenland gekommen - also legal im Land. Er war einer von jenen, die an diesem Abend kontrolliert worden sind.

STOPPING

Mustafa, zwei seiner Freunde, und drei Immigrant*innen müssen auf dem Omonia Platz stehen bleiben. Immer mehr Immigrant*innen werden aufgehalten. Alle müssen sich in einer Reihe aufstellen und stehen bleiben.

OFFICER

Einer der Polizisten spricht von einer ganz normalen Kontrolle. Doch nicht jeder am Omonia Platz wird in dieser Nacht kontrolliert.

RACISM 1

Weiße hält die Polizei nicht auf.

RACISM 2

Die Polizei spricht von einer normalen Kontrolle, doch vorbeigehende Griech*innen werden nicht behelligt. Fünfundzwanzig Personen, Immigrant*innen, Drogendealer, Prostituierte und ausländische Studierende stehen in einer Reihe auf dem Platz. Nach zwanzig Minuten wird ihnen befohlen in die nahegelegene Polizeistation zu gehen, einer hinter dem anderen, eskortiert von der Polizei. Niemand darf sprechen.

WAY TO STATION 2

Auf der Polizestation ist es für Mustafa und seine Freunde kaum möglich darauf hinzuweisen, dass sie legal im Land sind. Die Polizisten weigern sich mit ihnen Englisch zu reden.

SPEAK GREEK 2

Mein Land, meine regeln - sagt der Polizist. Immigrant*innen sind in Griechenland einer gewissen Willkür ausgeliefert. Denn sie sind im Moment das Hauptziel der Griechischen Polizei.

Im August 2012 wurde von der Griechischen Regierung das Programm Xenios Zeus gestartet. Namensgeber ist der Griechische Gott Zeus, der auch der Patron der Gastfreundschaft ist. Der Name ist reiner Zynismus, geht es doch darum Immigrant*innen ohne Papiere außer Landes zu bringen. Verhaftet wurden dieses Jahr schon 36.000 Immigrant*innen laut der Griechischen Polizei. Derzeit gibt es fünf Abschiebegefängnisse in Griechenland - 5.000 sogenannte Illegale sind derzeit in ihnen untergebracht. Bis ende 2014 baut die griechische Regierung neue Lager und will 10.000 Menschen unterbringen.

Der politische Aktivist Stellos nennt das Ding beim Namen

CONCENTRATION CAMPS

Längst ist es in Griechenland normal bei den Abschiebegefängnissen von Konzentrationlagern zu sprechen. Der Journalist Christos erzählt uns wie die öffentliche Meinung gegenüber dieser Konzentrationslager ist.

ILLEGAL COSTLY 2

Mehr als ein Griechischer Student würde also ein eingesperrter Immigrant kosten, schreiben die Boulevardmedien. Nicht dass die Immigrant*innen gerne ihre Zeit dort verbringen würden. "Das Europäische Guantanamo" werden Abschiebelager wie in Amigdaleza oder Korinthos genannt. Jeweils um die tausend immigrant*innen sind in diesen lagern untergebracht. Dutzende, manchmal sogar hunderte müssen sich eine Toillette teilen. 70 bis 80 personen leben in einer zelle. nur zwei mal am tag dürfen die gefangenen eine runde spazieren gehen.

griechenland wurde aufgrund der zustände für immigrant*innen und asylwerber*innen bereits elf mal verurteilt vom europäischen gerichtshof für menschenrechte. derzeit ist es illegal asylwerber*innen nach griechenland abzuschieben, auch wenn sie dort eigentlich einen asylantrag stellen müssten.

griechenland ist jenes land, das am meisten genutzt wird von immigrant*innen und geflüchteten, um in die eu zu kommen. mittlerweile fungiert das land selbst als gefängnis. denn wer sich illegal in griechenland aufhält darf nach einer neuen gesetzgebung weder drin bleiben, noch das land verlassen. wie auch der griechische journalist christos berichtet.

GREECE PRISON

auf der straße müssen sich immigrant*innen ständig vor kontrolle fürchten. sogar jene, die papiere haben. der politische aktivist stellos erzählt, wie das dann abläuft

TAKING THEM 1+2

Manchmal werden die Papiere vor den Augen der Kontrollierten zerrissen, um einen Grund zu haben die Immigrant*innen einzusperren.

Mustafa, wir kennen ihn schon, ist ja eines nachts von der Polizei auf dem Omonia Platz kontrolliert und auf die Polizeistation gebracht worden er erzählt wie es in der Polizeistation aussieht.

CELL + AT THE STATION 2

In der Zelle stinkt es, das Klo ist dreckig und zwei Menschen müssen sich ein Bett teilen. Nachdem Mustafa einen Blick in die Zelle erhaschen konnte, dürfen er und seine freunde plötzlich gehen, obwohl noch nicht alles geklärt scheint.

LET GO SCREAMING

Immer mehr Immigrant*innen werden in die Zelle gedrängt, es sind schon an die fünfzig. Aus der Zelle hört Mustafa das Schreien der Polizisten. Er und seine Freunde, die legal im Land sind sollen nicht mitbekommen was mit den so genannten illegalen Immigrant*innen passiert, vermutet er.

BAD THINGS


Wir wissen nicht was mit den Immigrant*innen passiert ist, die in jener Nacht aufgehalten worden sind. Vermutlich müssen sie sich mittlerweile mit 80 anderen eine Zelle teilen - in einem der Abschiebegefängnisse außerhalb Athens, in einem der Konzentrationslager von Griechenland.







Kommentare
13.12.2013 / 18:48 Torben, Radio Unerhört Marburg (RUM)
Gespielt am 13.12.13 bei RUM Marburg Gleis 16.
Vielen Dank!