Je me souviens. Ich erinnere mich. Georges Perec

ID 60992
 
Georges Perec gehört zu den wichtigsten Autoren der französischen Nachkriegsliteratur – in Deutschland wird sein verstreutes Werk gerade wiederentdeckt. Er war neben Raymond Queneau eines der bekanntesten Mitglieder von OuLiPo, der „Werkstatt für potentielle Literatur“, einer Gruppe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die mit sprachlichen Formen experimentieren und sich selbst willkürliche Regeln auferlegen. In seinem Roman „La Disparation“, in der deutschen Übersetzung „Anton Voyls Fortgang“, verzichtete Perec ganz auf den Buchstaben E.
Für Perec bedeutete die formale Beschränkung, sich umso stärker auf die Beobachtung des „Gewöhnlichen und Infragewöhnlichen“ zu konzentrieren, die „kleinen Stücke des Alltäglichen“ vor dem Verschwinden zu retten: „Zu Anfang kann man nur versuchen, die Dinge zu benennen, eines nach dem anderen, oberflächlich, sie aufzuzählen, sie anzuführen, und das so banal wie möglich und gleichzeitig so genau wie möglich, und dabei versuchen, nichts zu vergessen.“
Für Perec als französischen Juden, der als Kind im Versteck die Shoah überlebte, während sein Vater in der französischen Armee fiel und seine Mutter in Auschwitz ermordet wurde, war das Alltägliche nie normal. Sein Kampf gegen das Vergessen schloss die Erinnerung an die Shoah stets mit ein; die Rettung der Erinnerung, das Aufzeichnen von kleinsten Puzzlestücken der Beobachtung ist auch ein Kampf gegen die Drohung der Vernichtung.
Die zweistündige Sendung wird einen Mitschnitt aus dem Kostprobenabend der Vers- und Kaderschmiede im Hamburger Polittbüro senden und sich auf die Suche machen nach den Spuren der Geschichte in Perecs Werk und den Spuren, die er selbst hinterlassen hat.
Audio
02:00:20 h, 55 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 02.01.2014 / 19:24

Dateizugriffe: 2

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Entstehung

AutorInnen: Redaktion 3 des FSK
Radio: FSK, Hamburg im www
Produktionsdatum: 02.01.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Im Frühjahr 2014 wird die Vers- und Kaderschmiede im Polittbüro eine szenische Lesung aus Georges Perecs Werk auf die Bühne bringen. Perec gehört zu den wichtigsten Autoren der französischen Nachkriegsliteratur – in Deutschland wird sein verstreutes Werk gerade wiederentdeckt. Er war neben Raymond Queneau eines der bekanntesten Mitglieder von OuLiPo, der „Werkstatt für potentielle Literatur“, einer Gruppe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die mit sprachlichen Formen experimentieren und sich selbst willkürliche Regeln auferlegen. In seinem Roman „La Disparation“, in der deutschen Übersetzung „Anton Voyls Fortgang“, verzichtete Perec ganz auf den Buchstaben E.
Für Perec bedeutete die formale Beschränkung, sich umso stärker auf die Beobachtung des „Gewöhnlichen und Infragewöhnlichen“ zu konzentrieren, die „kleinen Stücke des Alltäglichen“ vor dem Verschwinden zu retten: „Zu Anfang kann man nur versuchen, die Dinge zu benennen, eines nach dem anderen, oberflächlich, sie aufzuzählen, sie anzuführen, und das so banal wie möglich und gleichzeitig so genau wie möglich, und dabei versuchen, nichts zu vergessen.“
Für Perec als französischen Juden, der als Kind im Versteck die Shoah überlebte, während sein Vater in der französischen Armee fiel und seine Mutter in Auschwitz ermordet wurde, war das Alltägliche nie normal. Sein Kampf gegen das Vergessen schloss die Erinnerung an die Shoah stets mit ein; die Rettung der Erinnerung, das Aufzeichnen von kleinsten Puzzlestücken der Beobachtung ist auch ein Kampf gegen die Drohung der Vernichtung.
Die zweistündige Sendung wird einen Mitschnitt aus dem Kostprobenabend der Vers- und Kaderschmiede senden und sich auf die Suche machen nach den Spuren der Geschichte in Perecs Werk und den Spuren, die er selbst hinterlassen hat.

Kommentare
06.01.2014 / 14:25 Tobias, Radio Z, Nürnberg
tolle Sendung!
habe die Sendung am 6.1. gekürzt im Stoffwechsel bei Radio Z gesendet, danke!
 
06.01.2014 / 16:37 Ralf, Radio Corax, Halle
am Dienstag zwischen 15 und 17 Uhr
vielen Dank nach HH
 
06.01.2014 / 17:39 Johanna, Radio Dreyeckland, Freiburg
wird gesendet
in zwei Folgen am 6. und 7.1. Musik musste leider leicht gekürzt werden, um 2 x 60 min zu erhalten. danke!!
 
04.03.2014 / 22:26 Frau Mann, Wüste Welle, Tübingen
gesendet
am 18.01.2014 in MANNcherlei Austauschbeitraege - vielen Dank!