Tho­mas von der Os­ten-Sa­cken: Von Bagdad nach Damaskus

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Tho­mas von der Os­ten-Sa­cken (Frei­er Pu­bli­zist und Ge­schäfts­füh­rer von Wadi e.V.) sprach am 2. April in Berlin über die der­zei­ti­ge Si­tua­ti­on im Nahen Osten und ana­ly­siert die Aus­wir­kun­gen des Stur­zes von Sad­dam Hussein auf die um­lie­gen­den Län­der.
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01:03:35 h, 52 MB, mp3
mp3, 113 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.04.2014 / 22:37

Dateizugriffe: 395

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: An­ti­deut­schen Ak­ti­on Ber­lin
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 02.04.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Länge: 63:34 min

Eine Ver­an­stal­tung der An­ti­deut­schen Ak­ti­on Ber­lin
am Mitt­woch den 2. April 2014 um 19:30 Uhr
In der Schank­wirt­schaft Lai­dak, Bo­ddin­str. 42/43, Ber­lin

Be­frei­ung oder fai­led sta­tes?

März 2011, in der sy­ri­schen Stadt Daraa schrie­ben ei­ni­ge Kin­der den Slo­gan „Das Volk will den Sturz des Re­gimes“ an meh­re­re Wände. Dar­auf­hin wur­den sie von den sy­ri­schen Si­cher­heits­be­hör­den ver­haf­tet und ge­fol­tert. Die so­for­ti­ge Frei­las­sung der Kin­der war das Haupt­an­lie­gen für die ers­ten Pro­tes­te. Mitte März er­öff­ne­ten die Si­cher­heits­kräf­te bei einer wei­te­ren De­mons­tra­ti­on das Feuer, min­des­tens vier Men­schen ver­lo­ren ihr Leben. Im Wei­te­ren grif­fen die Pro­tes­te auf viele an­de­re Städ­te in Sy­ri­en über. Drei Jahre, zwei UN-Beobachter­mis­sio­nen, weit über drei Mil­lio­nen Flücht­lin­ge, zehn­tau­sen­de Ver­haf­tun­gen und 120.000 Tote spä­ter ver­han­delt die in­ter­na­tio­na­le Welt­ge­mein­schaft nach wie vor über ein Ende der Ge­walt.

Was einst als Auf­stand gegen Baschar al-As­sad be­gann ist in einem blu­ti­gen Bür­ger­krieg ge­en­det. Wäh­rend die sy­ri­schen Si­cher­heits­kräf­te ge­mein­sam mit ira­ni­schen Revolutionsgardisten und li­ba­ne­si­schen Hiz­bol­lah­kämp­fern bru­tal gegen die Op­po­si­ti­on vor­ge­hen, kämp­fen die Auf­stän­di­schen unter Füh­rung der Frei­en Sy­ri­schen Armee gegen zwei Feinde und ge­ra­ten immer wei­ter in die De­fen­si­ve. Die zahl­reich ein­ge­si­cker­ten Al-Qai­da-Ter­ro­ris­ten ver­fol­gen ihre ei­ge­ne Agen­da, wo­durch die eth­ni­schen und kon­fes­sio­nel­len Konflik­te in­ner­halb Sy­ri­ens noch wei­ter auf­bre­chen.

März 2003, die Ko­ali­ti­on der Wil­li­gen unter Füh­rung der US-Ame­ri­ka­ner in­ter­ve­nier­te im Irak. Es dau­er­te kaum sechs Wo­chen bis zur end­gül­ti­gen Be­frei­ung Bag­dads. Nur ein Jahr später ent­steht eine re­prä­sen­ta­ti­ve ira­ki­sche Über­gangs­re­gie­rung, doch der Bür­ger­krieg ist kaum noch auf­zu­hal­ten. Die USA war­fen vor allem dem Iran und Sy­ri­en vor, nichts gegen das Ein­drin­gen aus­län­di­scher Kämp­fer zu tun. Die un­zäh­li­gen An­schlä­ge zwi­schen Sun­ni­ten und Schii­ten for­der­ten fast schon täg­lich Dut­zen­de Men­schen­le­ben, wäh­rend im Nord­irak die kur­di­sche Be­völ­ke­rung ihre Au­to­no­mie von Bag­dad for­cier­ten.

Nach dem end­gül­ti­gen Abzug der ame­ri­ka­ni­schen Kampf­trup­pen 2011 be­ru­hig­te sich die Lage nur kurz­fris­tig. Die Span­nun­gen zwi­schen den Schii­ten und Sun­ni­ten füh­ren immer wie­der zu ter­ro­ris­ti­schen An­schlä­gen. Der ira­ki­scher Mi­nis­ter­prä­si­dent, Nuri al-Ma­li­ki, ehe­ma­li­ger Lei­ter des so ge­nann­ten Dschi­had-Bü­ro zur Ko­or­di­nie­rung der Op­po­si­ti­on gegen Sad­dam Hussein in Sy­ri­en, gilt vie­len Sun­ni­ten als ver­län­ger­ter Arm der ver­hassten Ira­ner. Ma­li­ki setz­te in den obe­ren Rän­gen des Mi­li­tärs und der Ge­heim­diens­te fast aus­schließ­lich Schiiten ein, wes­halb sich, im Kampf gegen die ira­ki­sche Zen­tral­re­gie­rung, immer wie­der sun­ni­ti­sche Stäm­me den Al Qai­da-Ter­ro­ris­ten an­schlie­ßen.

Ägyp­ten, Tu­ne­si­en, Li­by­en und Bah­rain, der so ge­nann­te ara­bi­sche Früh­ling hat bis­her in kei­nem Land Früch­te ge­tra­gen. Der Ver­such der Mus­lim­brü­der­schaft das neu ent­stan­de­ne Macht­va­ku­um für sich aus zu nut­zen, ist nicht nur in Ägyp­ten ge­schei­tert. Die alten Eli­ten kämp­fen mit aller Macht um ihre Pfrün­de, ma­ro­die­ren­de Is­la­mis­ten grei­fen Chris­ten, Demokraten sowie Ge­werk­schaf­ter an und bei­na­he allen ge­sell­schaft­li­chen Ak­teu­ren gilt der Staat immer noch als per­sön­li­che Beute. Eine de­mo­kra­tisch ge­sinn­te Op­po­si­ti­on ist nur in we­ni­gen Län­dern aktiv, zu­meist ist sie in der ab­so­lu­ten Min­der­heit.

Der Re­fe­rent Tho­mas von der Os­ten-Sa­cken (Frei­er Pu­bli­zist und Ge­schäfts­füh­rer von Wadi e.V.) spricht über die der­zei­ti­ge Si­tua­ti­on im Nahen Osten und ana­ly­siert die Aus­wir­kun­gen des Stur­zes von Sad­dam Hus­sein auf die um­lie­gen­den Länder.

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