Nach „ökonomischer Wende“ liegt Portugal in der Schuld von Angola

ID 64432
 
AnhörenDownload
Weil das diese Woche als „good news“ durch die Medien getrieben wird ...
Auch im Handelsblatt von heute, Freitag dem 13. Juni:
(...)
„Nachdem gerichtlich ein Teil des von Kreditgebern geforderten Sparprogramms in Portugal gekippt wurde, verzichtet das Land auf eine letzte Milliardenzahlung. Damit wird es vorzeitig von Kreditgebern unabhängig. „
„Portugal verzichtet damit auf die letzte Tranche aus dem EU-Hilfsprogramm. Lissabon wolle damit verhindern, dass das im Mai ausgelaufene Hilfsprogramm wieder aufgenommen werden müsse, sagte Finanzministerin Maria Luís Albuquerque am Donnerstag.“

Manchmal verstehe ich die Welt nicht so richtig. Die erste Frage, die ich mir als Handelblatt stellen würde wäre ja erstens, wie kann sich Portugal das plötzlich leisten?
Aus dem luftleeren Raum ? Oder weil mans gerade will ?
Oder ist man nicht so daran interessiert diesen Sachverhalt zu genau darzustellen?

Hier jedenfalls die Schlagzeile aus dem „Guardian weekly“ vom 6.Juni.14
http://www.theguardian.com/world/2014/ju...
„Portugal indebted to Angola after economic reversal of fortune.“
„Nach ökonomischer Wende liegt Portugal in der Schuld von Angola.“
Hieraus (...)
„Kein Zweifel, es war ein kräftiger Händedruck, aber das Lächeln wirkte schon ziemlich gezwungen. Zeit: der 17. November 2011. Ort: Luanda.
Pedro Passos Coelho, der portugisische Premierminister hatte gerade einen Übereinkunft mit dem angolesischen Präsidenten José Eduardo dos Santos abgeschlossen, der für Portugal sowohl ein Schnäppchen, als auch eine zutiefst demütigende Angelegenheit war.“
(...)
Angola heischt heute um Anerkennung und macht ziemlich deutlich, wo das Geld herkommt.“ Meinte der französische Historiker Yves Léonard.“

Damit man mal ne ungefähre Vorstellung von den Größenordnungen bekommt:
In einer detailierten Untersuchung O Poder Angolano em Portugal (Angolan power in Portugal) hat Ceslo Filipe – stellvertretender Direktor des Wirtschaftsmagazins „Jornal de Negócios“ - die angolesischen Aktiva in Portugal aufgelistet. Es sind zwischen 10 und 15 Milliarden Euro die in verschiedenen Beteiligungssparten:
Medien, Energiesektor, Banken, Immobilien und Landwirtschaft
angelegt sind.

Zur Vervollständigung hier noch ne kleine Landeskunde aus der Wikipedia zu Angola.

Angola ist formell ne normale Mehrparteiendemokratie. In Wirklichkeit herrscht jedoch ein autoritäres Regime, in dem die reale Macht bei Präsident José Eduardo dos Santos liegt.
2010 wurde eine neue Verfassung beschlossen, nach der der Vorsitzende der stärksten Partei automatisch Staatspräsident und Regierungschef wird; damit wurde die Amtsausübung durch José Eduardo dos Santos nach 18 Jahren auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Die Verfassung hebt durch eine Reihe von Mechanismen zugleich die Gewaltenteilung auf und sanktioniert damit den bestehenden Zustand in Form eines autoritären Präsidialsystems.

Dank seiner hohen Einkünfte aus der Erdölförderung (und das ist der springende Punkt) hat in Angola gleichzeitig mit dieser politischen Entwicklung nicht nur der Wiederaufbau der zerstörten Städte, Dörfer und Infrastrukturen stattgefunden, sondern eine bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung. Diese geht allerdings einher mit einem außerordentlich hohen Maß an Korruption und an sozialer Ungleichheit.
Nach Südafrika und Nigeria ist Angola übrigens die drittgrößte subsaharische Ökonomie.

Gesprochene Presseschau/Kommentar.
(Portugiesisch ist nicht gerade meine Stärke. Sorry!)
Audio
03:32 min, 3306 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 13.06.2014 / 10:45

Dateizugriffe: 387

Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Kurt
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 13.06.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Weil das diese Woche als „good news“ durch die Medien getrieben wird ...
Auch im Handelsblatt von heute, Freitag dem 13. Juni:
(...)
„Nachdem gerichtlich ein Teil des von Kreditgebern geforderten Sparprogramms in Portugal gekippt wurde, verzichtet das Land auf eine letzte Milliardenzahlung. Damit wird es vorzeitig von Kreditgebern unabhängig. „
„Portugal verzichtet damit auf die letzte Tranche aus dem EU-Hilfsprogramm. Lissabon wolle damit verhindern, dass das im Mai ausgelaufene Hilfsprogramm wieder aufgenommen werden müsse, sagte Finanzministerin Maria Luís Albuquerque am Donnerstag.“

Manchmal verstehe ich die Welt nicht so richtig. Die erste Frage, die ich mir als Handelblatt stellen würde wäre ja erstens, wie kann sich Portugal das plötzlich leisten?
Aus dem luftleeren Raum ? Oder weil mans gerade will ?
Oder ist man nicht so daran interessiert diesen Sachverhalt zu genau darzustellen?

Hier jedenfalls die Schlagzeile aus dem „Guardian weekly“ vom 6.Juni.14
http://www.theguardian.com/world/2014/ju...
„Portugal indebted to Angola after economic reversal of fortune.“
„Nach ökonomischer Wende liegt Portugal in der Schuld von Angola.“
Hieraus (...)
„Kein Zweifel, es war ein kräftiger Händedruck, aber das Lächeln wirkte schon ziemlich gezwungen. Zeit: der 17. November 2011. Ort: Luanda.
Pedro Passos Coelho, der portugisische Premierminister hatte gerade einen Übereinkunft mit dem angolesischen Präsidenten José Eduardo dos Santos abgeschlossen, der für Portugal sowohl ein Schnäppchen, als auch eine zutiefst demütigende Angelegenheit war.“
(...)
Angola heischt heute um Anerkennung und macht ziemlich deutlich, wo das Geld herkommt.“ Meinte der französische Historiker Yves Léonard.“

Damit man mal ne ungefähre Vorstellung von den Größenordnungen bekommt:
In einer detailierten Untersuchung O Poder Angolano em Portugal (Angolan power in Portugal) hat Ceslo Filipe – stellvertretender Direktor des Wirtschaftsmagazins „Jornal de Negócios“ - die angolesischen Aktiva in Portugal aufgelistet. Es sind zwischen 10 und 15 Milliarden Euro die in verschiedenen Beteiligungssparten:
Medien, Energiesektor, Banken, Immobilien und Landwirtschaft
angelegt sind.

Zur Vervollständigung hier noch ne kleine Landeskunde aus der Wikipedia zu Angola.

Angola ist formell ne normale Mehrparteiendemokratie. In Wirklichkeit herrscht jedoch ein autoritäres Regime, in dem die reale Macht bei Präsident José Eduardo dos Santos liegt.
2010 wurde eine neue Verfassung beschlossen, nach der der Vorsitzende der stärksten Partei automatisch Staatspräsident und Regierungschef wird; damit wurde die Amtsausübung durch José Eduardo dos Santos nach 18 Jahren auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Die Verfassung hebt durch eine Reihe von Mechanismen zugleich die Gewaltenteilung auf und sanktioniert damit den bestehenden Zustand in Form eines autoritären Präsidialsystems.

Dank seiner hohen Einkünfte aus der Erdölförderung (und das ist der springende Punkt) hat in Angola gleichzeitig mit dieser politischen Entwicklung nicht nur der Wiederaufbau der zerstörten Städte, Dörfer und Infrastrukturen stattgefunden, sondern eine bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung. Diese geht allerdings einher mit einem außerordentlich hohen Maß an Korruption und an sozialer Ungleichheit.
Nach Südafrika und Nigeria ist Angola übrigens die drittgrößte subsaharische Ökonomie.

Gesprochene Presseschau/Kommentar.

Kommentare
15.06.2014 / 13:48 Jens, coloRadio, Dresden
Wird gesendet auf coloradio am 16.6.14 zwischen 21 u. 22 Uhr.
Vielen Dank!
 
16.06.2014 / 17:57 Michael:Rasenspieler, bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
On air@sonar
Danke für´s Bereitstellen-ElvisCostelloLebt!