Deso Dogg & Co: Gangsta-Rap und Jihadismus

ID 65468
2. Teil
Denis Cuspert alias Deso Dogg war einmal ein Gangster-Rapper. Jetzt kämpft er als Jihadist in Syrien. Felix Sowa geht der Frage nach, wie Gangster-Szene und Jihadismus zusammenhängen.
Audio
08:52 min, 12 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 04.08.2014 / 16:08

Dateizugriffe: 156

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Felix Sowa
Radio: RadioZ, Nürnberg im www
Produktionsdatum: 04.08.2014
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
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In der Musik des Berliner Rappers Denis Cuspert, alias Deso Dogg, ging es lange um die typischen Gangsta-Rap Themen: Kriminalität, Gewalt und die böse Gesellschaft, die einem keine anderen Handlungsoptionen bietet als das harte Leben auf der Straße.
Biografisch passt der Gangsta-Rap des Sohns eines Ghanaers und einer Deutschen wie die Faust aufs Auge. 1975 in Berlin geboren verließ der Vater die Familie, als Cuspert noch ein Kleinkind war. Mit dem Stiefvater gab es ständig Probleme. In seiner Jugend war Cuspert Mitglied einer Gang. Zusammen mit seinem späteren Musik-Partner Charnell klaute und prügelte er sich durch die Straßen Berlins, was Cuspert mehrere Haftstrafen einbrachte. Dank dieser Street Credibility konnte Cuspert als Deso Dogg mehrere CDs veröffentlichen und an der Tour des US-Rappers DMX teilnehmen. Ein Lied Cusperts wurde in dem ARD-Film „Zivilcourage“ verwendet.

2010 verkündete Cuspert jedoch als islamischer Prediger unter dem Namen Abu Maleek aufzutreten. Die Rapperkariere war vorbei. Cuspert produzierte fortan salafistische Kampf-Naschids.

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Cuspert ist nicht der einzige Ex-Rapper, der sich später dem Jihadismus zuwandte. Der Däne Abderrozak Benarabe, auch bekannt als „Big A“ verbüßte aufgrund seiner Aktivitäten als Gangster und Drogendealer Jahrelange Haftstrafen. Eine Doku zeigt, wie Big A in Syrien am Jihad teilnimmt und aus Dänemark Kriegsmaterial für seine Glaubensbrüder nach Syrien transportiert.

Mit der jihadistischen Radikalisierung in Deutschland beschäftigt sich der Politikwissenschaftler Dirk Baehr. Wie kommt es, dass junge Männer wie Big A und Denis Cuspert, die in einem urbanen Millieu aufwuchsen und einen westlichen Lebensstil pflegten, radikale Islamisten und später Jihadisten wurden?

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In seinen späteren Youtube-Videos rief Denis Cuspert als Abu Maleek unter anderem zum heiligen Krieg auf. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelte wegen Volksverhetzung. 2012 setzte sich Cuspert zunächst nach Ägypten ab. Dann zog er nach Syrien in den Jihad.

Heute nennt sich Cuspert alias Deso Dogg alias Abu Maleek nur noch Abu Talha Al-Almani. In einem seiner unzählige Webvideos schwört er unter anderem Abu Bakr al-Baghdadi, Anführer der Terrororganisation Islamischer Staat, die Treue. Mehrmals wurde Cuspert schon tot gemeldet. Ein neues Video aus Syrien zeigt jedoch, dass er am Leben ist. Der Clip zeigt erbeutete Panzer auf einem Gasfeld im nördlichen Homs, welches der Islamische Staat am 17. Juli 2014 eroberte. Deutlich ist Cusperts Stimme zu erkennen.

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Ein weiteres Video zeigt einen deutschsprachigen Jihadisten inmitten unzähliger Leichen, der sich über die Getöteten lustig macht. Ein Mann, der Denis Cuspert zu sein scheint, schlägt mit einem Schuh einer toten Person ins Gesicht.

Ein Ex-Gangster-Rapper als Jihadist in Syrien. Welche Gefahr stellt die jihadistische Rekrutierung von jungen Männern aus dem Gangster-Millieu in Deutschland dar? Für den Politiologen Dirk Baehr sind trotz des drastischen Falls Denis Cuspert viele dieser Personen Maulhelden.

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Kommentare
05.08.2014 / 16:37 Tagesaktuelle Redaktion, Radio Corax, Halle
gesendet
heute im Mittagsmagazin. Danke dafür.
 
06.08.2014 / 11:22 Max, coloRadio, Dresden
gesendet am 5.8.14
Als Zip-FM-Ersatz angespielt und auf den kompletten Artikel verwiesen. Vielen Dank!