Biometrische Totalerfassung von der Vermessung des Schädels zur Analyse der DNA





Seit dem 19. Jahrhundert werden Gesichter vermessen und fotografiert, Fingerabdrücke genommen und analysiert. Auch zur Identifizierung Einzelner, v.a. aber zur Konstruktion von „Täterprofilen“.

Allein anhand der Gesichtsform oder des Finger-abdrucks wollten Kriminalanthropologen „Kriminelle“ erkennen können. Verdächtig – und zwar durch biologische, in den Körper hineingelesene Merkmale – wurden Kolonisierte, ImmigrantInnen, Arme, Wandernde, als „degeneriert“ Klassifizierte, Prostituierte.

Heute gelten der Fingerabdruck und sein „genetischer“ Nachfolger als wertfreie Techniken der „Täteridenti-fizierung“. Doch längst bemüht sich die forensische Genetik, die DNA-Analysen zu interpretieren, um daraus Rückschlüsse auf Herkunft, „Ethnie“, Gesichts-form oder Haarfarbe ziehen und Phantombilder anfertigen zu können. Die Konstruktion „krimineller Identitäten“ anhand biologischer Merkmale erfährt mit der Gentechnik neuen Auftrieb. Die Erprobung biometrischer Totalerfassung, Zugangskontrollen und Videoüberwachung mittels automatischer Gesichts-erkennung oder Iris-Scan und Massen-Gentests (Screenings) gelten heute als „normal“.

Erika Feyerabend gibt einen Einblick in Geschichte, Gegenwart und Folgen der Biometrie als „politischer Technologie“ der Kontrolle.


Erika Feyerabend aus Essen ist Soziologin und Journalistin und aktiv bei „BioSkop – Forum zur Beobachtung der Biowissenschaften und ihrer Technologien“