"Wir sind jung. Wir sind stark." - mit einem Spielfilm den deutschen Mob erklären?

ID 68678
 
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Rezension zum aktuellen Kinofilm von Burhan Qurbani
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03:05 min, 4326 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.02.2015 / 14:50

Dateizugriffe: 957

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: Gleis 16
Entstehung

AutorInnen: nora
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 05.02.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
mgl. Abmoderation:
Der Film läuft seit 22. Januar 2015 in den deutschen Kinos. Mehr Infos unter: http://jungundstark.de/ und in den zahlreichen erschienen Kritiken.

Skript:
Wir sind jung. Wir sind stark. - Der Versuch mit einem Spielfilm den deutschen Mob zu erklären

Derzeit läuft in den deutschen Programmkinos der Spielfilm „Wir sind jung. Wir sind stark.“ vom Regisseur Burhan Qurbani. Der Film betrachtet die Brandanschläge von Rostock-Lichtenhagen im jahr 1992 aus der Perspektive einer Clique deutscher Jugendlicher die zu maßgeblichen Tätern werden. Drehbuchautor Martin Behnke und Burhan Qurbani haben sich dabei NICHT vorgenommen, zu klären, was damals wirklich passiert ist, sondern wollen mit dem Film einen Beitrag zur Diskussion liefern WIE „ganz normale deutsche“ Jugendliche dazu kommen Häuser anzuzünden in denen sie Nicht-Deutsche vermuten. „Das waren keine Nazis, das waren unsere Kinder.“ hätte man 1992 häufig in Rostock gehört, so Martin Behnke in einem Publikumsgespräch zum Film in Marburg am 4. Februar.
Der gewählte Zeitpunkt, den Film in die deutschen Kinos zu bringen könnte passender nicht sein – auch bei PEGIDA und Co gehen ja gerade angeblich keine Nazis auf die Straße, sondern „besorgtes deutsches Volk“.
Und trotzdem müssen alle, die nichts ins Raster von „deutsch aussehen“ passen, Angst haben. Mensch könnte sagen „schon wieder“, wenn die Angst für die von Rassismus Betroffenen zwischendurch jemals aufgehört hätte.
„Wir sind jung. Wir sind stark.“ kann bei mir viele Pluspunkte gewinnen: unter anderem mit der starken Rolle von Lien, einer ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiterin – für mich die einzige Sympathieträgerin im Film. Aber es gibt auch viele anstrengende Szenen: Nazismusik als Soundtrack eines Badeausflugs und eine Sexszene vor dem Hintergrund der Pogromstimmung. In beiden Fällen frag ich mich ob das dramtaturgisch wirklich nötig war.
Der Film kann das Geschehene weder erklären, noch Antworten liefern auf die Frage nach dem Was nun tun. Alles in allem liefert er aber einen wertvollen Beitrag zu einer Diskussion, die in diesem Land öfter und konsequenter geführt werden sollte: Wieso fällt dem deutschen Mob angesichts des von ihm mit verursachten Leid von Migrant_innen so oft nicht besseres ein als nochmal zuschlagen?

Wieso setzen sich so wenige Menschen wirklich mit den Ursachen auseinander, die schließlich alle Menschen betreffen? Wieso beteiligen sich die meisten daran, die Konkurenzspirale immer und immer weiter zu drehen und kommen nicht auf die Idee dem Kapitalismus gemeinsam etwas entgegenzusetzen statt?
Aber, das wäre dann auch schon wieder ein anderer Film...

Kommentare
07.02.2015 / 14:56 Timo, Querfunk, Karlsruhe
wird gesendet
09.02.15
 
09.02.2015 / 08:35 hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM)
in Frühschicht 9.2.2015
gesendet. Danke!
 
09.02.2015 / 13:00 AL, coloRadio, Dresden
wird
am 14.2. gesendet. Danke.