"Es regnet schon seit mehreren Tagen." So ähnlich lautet eine Handynachricht von den Daheimgebliebenen aus Syrien an die Geflüchteten in Deutschland. Die Verwandten in Deutschland wissen, dass mit "Regen" vom Himmel fallende Bomben gemeint sind. Nur wäre es zu gefährlich, das so zu schreiben. Das Handy könnte gefunden werden. Dies ist eine Szene eines Theaterstücks einer Theatergruppe aus Amateurschauspielern syrischer Flüchtlinge und einiger Deutscher aus Leipzig, das am 6. Februar im Projekttheater in der Dresdner Neustadt im Rahmen des Forum 13. Februar und der "Initiative Weltoffenes Dresden" stattfand und welches "Free Syrian Angst" heißt. Eine andere Szene beschreibt den Besuch auf einer deutschen Behörde, um einen Krankenschein für einen Arztbesuch zu bekommen. Der syrische Journalist hat in Deutschland, dem fremden Land, seine Sprache verloren. Er muss alles noch einmal lernen. Die deutschen Theaterbesucher werden mit der Situation des Deutschkurses konfrontiert, in dem eine Schauspielerin den Zuschauern auf arabisch die erste Konversation in der fremden Sprache beizubringen versucht. Und immer wieder werden die Lernversuche durch Albträume vom Krieg unterbrochen. Dieser ist im Stück sowieso immer wieder präsent und sei es durch Telefonate mit den Zurückgebliebenen. Die Schauspieler spielen ihre eigenen Erfahrungen. Sie sprechen von ihren ursprünglichen Hoffnungen, einige hatten Hoffnungen in die Revolution, und wie sie Syrien in 10 Jahren sehen. Aber die Schauspieler repräsentieren nur einen bestimmten Teil der Exilsyrier. Ein syrischer Theatergast hatte die Schauspieler am Anfang des Stücks auf Arabisch beschimpft und dann das Theater verlassen. Für deutsche Zuschauer werden die Ereignisse in Syrien zu irreal gewesen sein. Für sie wird wohl eher die Situation als Flüchtling in Deutschland in Zeiten von Legida und Pegida ein Anknüpfungspunkt gewesen sein. Es war ein sehr reales Stück und ein sehr Emotionales. Am Ende des Stückes geht es um Gemälde eines Künstlers aus Aleppo, in denen Krieg und Folter verarbeitet wurden. Die Gemälde konnten nach Deutschland gebracht und ausgestellt werden. Nach dem Stück fand ein Gespräch mit dem Publikum statt, welches hier in Ausschnitten dokumentiert ist. "Free Syrian Angst" ist eine Theaterproduktion der Initiative Ost-Passage Theater in Kooperation mit dem soziokulturellen Zentrum "Die VILLA" und dem Müzik-Stüdyo.74, mit freundlicher Unterstützung von gruppe tag und DramaVision, gefördert im Rahmen des Projektes "Zwischen Exil und Verantwortung" vom Fonds Soziokultur und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.