3 Minuten vor 12 (Teil 1/2)

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Die geopolitische Lage ist derzeit sehr kritisch. Der Ton zwischen den Supermächten verschärft sich, Kriege um knappe Rohstoffe fordern viele Opfer, vor allem im Mittleren Osten, und der Mensch zerstört seinen Lebensraum, die Erde.

All das und noch mehr schlägt sich in der sogenannten "Doomsdayclock" nieder, die nach dem Zweiten Weltkrieg von einigen Atomphysikern der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ ins Leben gerufen wurde. Sie soll der Menschheit als Mahnung dienen. Schlägt diese Uhr 12, dann droht der Weltuntergang. Aktuell steht sie auf 3 Minuten vor 12. Eine so späte Uhrzeit gab es seit der Hochphase des Kalten Krieges nicht mehr.

Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die aktuellen Probleme der Menschheit, versucht sie zu interpretieren und ihre Zusammenhänge zu erklären.
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15:06 min, 14 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 25.03.2015 / 12:32

Dateizugriffe: 618

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Religion, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Emanuel
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 25.03.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Transkript
3 Minuten vor 12 (Teil 1)

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Habt Ihr es schon gehört? Wir haben 3 Minuten vor 12! Ja richtig! Und vor ein paar Tagen war es noch 5 vor 12! Und jetzt?! „Stimmt doch gar nicht, was labert der da?!“, wird der ein oder andere beim Blick auf seine eigene Uhr denken. Die Rede ist natürlich von der sogenannten „Doomsdayclock“ oder zu deutsch „Atomkriegsuhr“. Wer den Film „Watchmen“ kennt, der weiß vermutlich wovon ich hier rede, hielt es aber vermutlich, ebenso wie ich, für ein fiktives Storyelement eben jenes Filmes oder hat ganz einfach noch nie davon gehört.

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Die Realität sieht so aus: Diese „Doomsdayclock“ gibt es tatsächlich, wurde 1947 von den Wissenschaftlern der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ ins Leben gerufen. Sie dient dazu, die Welt darüber zu informieren, wie weit sie von einem Atomkrieg entfernt ist. Schlägt diese ominöse Uhr Punkt 12, dann ist „Doomsday“, also Weltuntergang. Das ganze wird rein subjektiv anhand vom geopolitischen Klima ermittelt. Also vereinfacht ausgedrückt: Wie wahrscheinlich wird es, dass Nation A gerne Nation B atomar ausradieren möchte? 1947 sah da die Lage natürlich noch viel einfacher aus, da es einfach weniger Atommächte gab und es ein klares Feindbild gab im Westen: Den Kommunismus.

Heute sieht die Welt etwas anders aus, glaubt man der Ideologie der westlichen Welt. Heute bedroht der feindselige Russe, der islamistische Terrorismus, einige zwielichtige Schurkenstaaten und der menschengemachte Klimawandel die aktuelle Weltordnung. Wie die Wissenschaftler jedoch genau diese Uhrzeit des jüngsten Gerichtes berechnen, ist nicht bekannt. Fest steht, diese Uhr ermahnt uns, ab einer gewissen Uhrzeit besser friedlicher zu sein, wenn wir nicht in einer Apokalypse enden wollen. Ohne jetzt Panik verbreiten zu wollen, aber: So daneben liegt diese Uhr vielleicht gar nicht. Das ergibt zumindest eine Übersicht auf geopolitische Ereignisse. Es wird keine schöne Übersicht und der Tenor dürfte tatsächlich etwas pessimistisch wirken, es sei denn man schafft sich selbst ein Bewusstsein für die kritische Lage in der Welt und versucht mit seinen Mitteln, die Welt zu einer besseren zu machen.

Wo genau liegt also die Begründung für das 3 Minuten vor 12 der Atomphysiker?

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1. Peak Oil: Wie uns der „Saft“ ausgeht

Tatsächlich dürfte die Hauptursache für die angespannte politische Lage weltweit das Erreichen des Ölfördermaximums liegen. Für die „global player“, also die Elite oder die 1% oder auch die „stinkreichen Multimilliardäre“, die grauen Eminenzen, oder wie auch immer man diese Minderheit nennen möchte, sind es nicht die fremden Kulturen, Hautfarbe oder Religion, von denen sie sich bedroht fühlen. Tatsächlich ist das nur ein Problem für die 99%, also für den rest der Welt. Aber auch nur von denen ist es ein Bruchteil, der im Fremdenhass seinen Frust, darüber entlädt, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Nein, die Angst der Elite ist das Versiegen des Öls. Ursache für Kriege auf der ganzen Welt ist meistens im Öl zu finden. Öl ist es, der den Kapitalismus im Moment noch am Leben hält.


Ein Blick auf die Weltkarte macht schnell bewusst, dass Kriege vor allem in den ölreichen Gebieten dieser Welt stattfinden. Gebiete mit einer hohen Zahl wertvoller Ressourcen. Betrachtet man dann, wer diese Kriege initiiert oder unterstützt, ob diese Nationen ihr Ölfördermaximum, also das sogenannte „Peak Oil“ bereits überschritten haben und in seine Beobachtung dann noch den Ölbedarf dieses Landes einbezieht, dem wird schnell ein Licht aufgehen und die Wurzel des meisten Übels auf diesem Planeten entdecken: Die Gier nach dem „schwarzen Gold“. Das Heroin unserer modernen Gesellschaft. Wir müssen einsehen, dass wir Junkies und die arabischen Staaten unsere Dealer sind. Und die NATO Staaten müssen sich, notfalls mit Waffengewalt, um Nachschub kümmern.

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Natürlich können Regierungschefs mit ihren Armeen nicht einfach in ein fremdes Land einmarschieren und sich Ölreserven unter den Nagel reißen. Selbst die desinteressierteste Bevölkerung würde da nicht mitspielen und massiv dagegen protestieren. Anders sieht es da schon aus, wenn man Feindbilder produziert. Kurz nochmal auf die Karte gesehen: Wo waren gleich die meisten Ölreserven dieser Welt? Achja. Im Mittleren Osten. Welche Religion ist dort vorherrschend? Der Islam. Man denke nun kurz an einen Terroristen. Welches Bild schießt einem, vor allem nach 9/11 als erstes in den Kopf? Vermutlich bei den meisten ein Muslim, vielleicht sogar das ganz klassische Klischee, also bärtiger Mann mit Turban und Sprengstoff um den Bauch. Das Feindbild wurde erfolgreich kreiert und in unsere Köpfe eingepflanzt. Fehlt nur noch ein Kriegsgrund, um in ein ölreiches Land einzumarschieren. Die 5 Länder mit den größten Erdölreserven sind Venezuela, Saudi-Arabien, Kanada, Iran und Irak. Wir sind ihre Beziehungen zu den USA und der NATO?

- Rang 1, Venezuela, liefert ca. 15% der US-amerikanischen Erdölimporte. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind jedoch des öfteren, sagen wir „gereizt“. Vor allem weil die USA den venezolanischen Sozialismus und den aktuellen Präsidenten, Nicolás Maduro, den Nachfolger von Hugo Chavez, nicht anerkennen. Chavez war übrigens auch schon nicht geduldet. Nach seinem Tod, soll seine Nachfolge nicht demokratisch geregelt worden sein. Da Venezuela quasi vor der Haustür der USA liegt, ist es hier schwierig der US-amerikanischen Bevölkerung einen Krieg um Ölreserven zu verkaufen. Doch das ist auch gar nicht immer nötig. Im Fall Venezuela bediente man sich Putschversuchen, um eine Regierung an die Macht zu bekommen, die den USA wesentlich freundlicher gegenüber stehen würde. Das ist bisher jedoch nicht geglückt, ist aber bewiesenermaßen versucht worden.

- Rang 2, Saudi Arabien: Der Westen, also die NATO, pflegt hervorragende Kontakte mit dem dort herrschenden Königshaus. Im Austausch für Öl bekommt Saudi Arabien z.B. Waffen und natürlich Geld. Hier besteht einfach nicht die Notwendigkeit für einen Krieg, den man ggf. sogar verlieren könnte. Saudi Arabien gilt als Partner und Freund im Mittleren Osten.

- Rang 3, Kanada: Kanada ist ein enger Verbündeter der USA und Mitglied der NATO. Das dortige Öl gehört bereits dem Westen. Mit Kanada kann relativ frei verhandelt werden. Das sichert auch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, auch NAFTA genannt. Das Freihandelsabkommen vornehmlich Konzernen nützen und weniger dem normalen Bürger, sei hier mal außen vor gelassen.

- Rang 4, Iran: Der Iran steht nun schon seit einiger Zeit auf der Liste der sogenannten Schurkenstaaten der USA. Öl ist hier, ähnlich wie in Venezuela, nicht in den Händen privater Konzerne. Der Staat, nicht die Wirtschaft, gibt vor, wie und mit wem verhandelt wird. Dem Iran, oder zumindest der Regierung, wird Antisemitismus vorgeworfen. Dieser These steht die Theorie gegenüber, dass die iranische Regierung nur kritisch der aktuellen Regierung Israels gegenüber steht, insbesondere deren Siedlungspolitik und dem Umgang mit Palästinensern. Das berühmte Zitat vom damaligen Präsidenten Ahmadinedschad, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden, entpuppte sich als eine falsche Übersetzung, die sich medial scheinbar mühelos verbreitet hat. Die korrekte Übersetzung wäre gewesen, dass das israelische Regime beendet werden müsste. Außerdem wird dem Iran der Bau einer Atomwaffe vorgeworfen, was aber nicht bewiesen ist und vom Iran selbst bestritten wird. Atomkraft würde nur zur Energiegewinnung eingesetzt. Man kann dem Iran zwar innenpolitisch einiges vorwerfen, wie etwa unterdrückte Frauenrechte und Homophobie. Außenpolitisch jedoch kann man nicht davon sprechen, das Land sei ein Aggressor. Der Iran ist übrigens dennoch von NATO und US-amerikansichen Militärbasen eingekreist. Zufall?

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- Rang 5, Irak: Hier folgt die eigentlich Kernthese, bei der etwas weiter ausgeholt werden muss. Saddam Hussein war vor 1990 ein Verbündeter der USA. Vor allem während des 1. Golfkrieges von 1980-1988 war der gemeinsame Feind der Iran. Der Irak und westliche Nationen trafen sich regelmäßig und schlossen Geschäfte ab, die eben kooperierende Nationen miteinander so verabreden. Die USA bekamen irakisches Öl für Waffen und militärisches Knowhow. Dann jedoch überfiel Saddam Hussein wegen geschäftlicher Differenzen im August 1990 Kuwait und annektierte es. Da wirtschaftliche Interessen noch nicht als Grund ausreichte, um die amerikanische Bevölkerung von einem Krieg zu überzeugen, musste die Regierung tiefer in die Trickkiste greifen. Die sogenannte „Brutkastenlüge“ wurde in den Mainstreammedien verbreitet.

[Falschaussage des kuwaitischen Mädchens]

Eine 15jährige kuwaitische Krankenschwester trat vor die Kameras und berichtete, wie irakische Soldaten während ihrer Invasion in Kuwait, Neugeborene aus Brutkästen nahmen und sie zum Sterben auf den kalten Boden lagen. Heute wissen wir jedoch, dass das 15jährige Mädchen die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA war. Sie war keine Krankenschwester und ihre gesamte Geschichte war gelogen. Die Öffentlichkeit lies sich jedoch, von der für diese medientaugliche Inszenierung engagierten PR-Firma, täuschen und der Widerstand für einen Einmarsch in den Irak war gebrochen. Der 2. Golfkrieg, bzw. den 1. Irakkrieg, war geboren. Basierend auf einer durch die Medien lancierten Lüge entstand also ein Krieg, der innerhalb von etwas mehr als einem halben Jahr unzählige Tote forderte. „Unzählige“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, da die Opferzahlen je nach Quelle im vier- sogar sechstelligen Bereich lagen. Dieser Krieg wurde nicht aus humanitären Gründen oder zur Friedenssicherung geführt, sondern es ging darum, dem Irak nicht die Befehlsgewalt über riesige kuwaitische Ölmengen zu überlassen. Dem Irak wurde nach seiner heftigen Verwüstung durch Bombardierung gestattet, Öl für Lebensmittel einzutauschen. Saddam Hussein blieb vorerst an der Macht.

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Auch der 3. Golfkrieg wurde mit einer Lüge begründet. Allerdings noch wesentlich plumper und weniger aufwendig als beim 2. Golfkrieg, aber auch wieder mit einer fingierten Aussage vor einem Ausschuss. Diesmal ging nicht einmal eine tatsächliche Bedrohung von anderen Ländern vom Irak aus. Es wurde schlicht behauptet, der Irak hätte biologische Massenvernichtungswaffen, basierend auf Geheimdienstinformationen. Hussein wäre damit in der Lage die USA oder seine Verbündeten zu attackieren. Überzeugend präsentierte der damalige Außenminister, Colin Powell, die angeblichen Beweise vor der UN.

[Colin Powell's UN Speech 00:07 – 00:16]

Diese Lüge wurde etliche Male von der damaligen Bush-Administration wiederholt. Die Ängste vor Angriffen auf das eigene Land waren auch 2003 in den USA noch sehr präsent. 9/11 lag erst zwei Jahre zurück, Angst vor Terroranschlägen waren noch immer allgegenwärtig und der Irak war seit dem 2. Golfkrieg ein immer noch taugliches Feindbild, das zufälliger Weise auch eines der ölreichsten Länder der Welt ist. Die US-Regierung machte sich die Angst ihrer Bevölkerung, zusammen mit den gefälschten Beweisen zu Nutze, um dann schließlich, absolut völkerrechtswidrig und ohne Absegnung der UN einen Krieg um Rohstoffe zu führen. Den Krieg kann man ohne Untertreibung als Gemetzel bezeichnen. Er dauerte zwar nur ca. 6 Wochen, forderte aber 115.000 – 600.000 zivile Opfer und zusätzlich viele Verletzte mehr. Die eingesetzte Uranmunition der alliierten Streitkräfte hat heute noch Einfluss auf die Gesundheit der irakischen Bevölkerung. Alte Kulturstätten wurden verwüstet und Menschen wegen Terrorverdacht verschleppt. Als ob das noch nicht genug wäre, sind alle Verantwortlichen dieses völkerrechtswidrigen Krieges noch auf freiem Fuß, anstatt als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden.

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Ernüchternd muss man feststellen, dass diese Öl-Junkies in teuren Anzügen wohl alles tun würden, um an ihren Stoff zu kommen. Da die Ölreserven jedoch immer knapper werden, dürfte diese militarisierende Entwicklung nur noch schlimmer und verzweifelter werden, bevor es besser wird. Daher gilt es so schnell wie möglich vom Öl wegzukommen, erneuerbare Energien auszubauen und als Bürger stets Kriege um Rohstoffe abzulehnen. Schätzungen gehen davon aus, dass unsere bekannten Ölvorkommen noch vor 2030 erschöpft sein werden. Die USA haben den mit Abstand größten Bedarf. Ist es Zufall, dass die USA eine sehr aggressive Weltmacht sind?

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2. Das Chaos im Mittleren Osten

Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man den Mittleren Osten als destabilisiert bezeichnet. Federführend für dieses Chaos, waren sicherlich auch die militärischen Kampagnen der NATO, allen voran jedoch der USA nach 9/11. Seit 2001 gab es Kriege in Afghanistan, im Irak, Libyen und mehrere Stellvertreterkriege an denen die NATO zumindest indirekt beteiligt war. Nach diesen militärischen Interventionen konnte nie davon die Rede sein, dass die Verhältnisse in den entsprechenden Ländern besser wurden. Im Gegenteil. Vor allem die Lage der Bevölkerungen, in den betroffenen Gebieten, verschlimmerte sich. Das Ergebnis war vor allem verminte und mit Uranmunition versuchte Landstriche, zerstörte Infrastrukturen und Kulturstätten, chaotische Verwaltungsapparate und vor allem viel Tod und Armut, die Menschen dazu veranlasste, ihre Heimat zu verlassen. Als die geopolitischen und wirtschaftlichen Ziele erreicht wurden, als die Ressourcen gesichert waren, wollte man von dem angerichteten Chaos am besten gar nichts mehr wissen. Allen voran George W. Bush verkaufte der Öffentlichkeit den letzten Irakkrieg als Erfolg: „Mission Accomplished!“

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Dem Chaos in Syrien und dem Irak entsprang der Extremismus, denn auf Gewalt folgt nicht selten Gegengewalt. Eine Gewaltspirale, die sich in Flüchtlingsströmen und Anschlägen in Europa auswirkt. Eine Auswirkung, die sich in Europa wiederum in Fremdenhass und Rechtsextremismus sogar in der Mitte der Bevölkerung niederschlägt. PEGIDA hat nur das an die Öffentlichkeit getragen, was viele Bürger bereits hinter vorgehaltener Hand über Europa und dessen Einwanderer gedacht haben. Nun ist die Bevölkerung gespalten in PEGIDA-Sympathisanten, deren Gegner und mittendrin der Islam, der sich bei jedweder Gewalt von Islamisten distanzieren muss, als ob nicht ohnehin klar wäre, dass sich Gewalt und Religion im Normalfall ausschließen und Gewaltverbrechen, wie kürzlich in Frankreich, Taten von religiösen Renegades sind.

Der „Islamische Staat“, eine Organisation, die sich in Syrien und dem Irak entwickelt hat, ist vor allem ein Kind der NATO und weniger des Islam. Der IS ist ein Verbund aus all jenen, denen die USA nach 9/11 den Krieg erklärt hat. Der IS besteht aus Extremisten, weil sie glauben, sie müssten ihre getöteten oder verschleppten Familienmitglieder rächen, ihr Land zurückerobern und ihren Glauben schützen.
Der IS rekrutiert dafür junge Moslems, auch in europäischen Ländern, die dort wegen ihrer Stigmatisierung und Fremdenfeindlichkeit ala PEGIDA, aber auch durch immer stärker werdende nationalistische Parteien, keine Perspektive haben. Die politische und mediale Erzeugung des Feindbild „Islam“, haben viele an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie finden beim IS eine Ersatzfamilie, die sie zur Abwechslung mal willkommen heißt, statt auszugrenzen. Sie erhalten beim IS eine Aufgabe und auch eine überdurchschnittliche Bezahlung. Dass viele nicht einmal genau wissen, wofür der Koran steht und oft wenig religiös sind, spielt keine Rolle.

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Der IS ist das Ergebnis aus fast 15 Jahren „Krieg gegen den Terror“. Ein Krieg, der unzähliges unschuldiges Leben kostete, den Islam dämonisierte und zur Religion des Terrors machte. Dabei sind die Kriege der NATO ebenso Terror. Nur eben staatlich geförderter Terrorismus und oft nicht mal mit demokratischem Mandat. Dieser staatliche Terrorismus, hat vor allem ein Ziel: Die Umsetzung von Wirtschaftsinteressen mit Waffengewalt und den Fortbestand des aktuellen Raubtierkapitalismus. Man ist sicherlich kein „IS-Versteher“ oder Befürworter ihrer Taten, wenn man sich auch folgendes vorstellt. Eine verdrehte Welt nämlich. Würden wir nicht auch zu Extremismus tendieren müssen, wenn z.B. der Irak uns bombardiert, unser Land illegal besetzt hält, unsere Kulturstätten und ganze Landstriche verwüstet und unsere Familien tötet, entführt und foltert? Extremismus jedoch ist nie richtig und führt nur zu mehr Gewalt. Genau das erleben wir nun im Mittleren Osten.

Ein weiterer Krisenherd also, der zur aktuellen Doomsday-Uhrzeit beigetragen haben könnte, da sie auch ein Indikator für die Unfähigkeit der Politiker ist, den Weltfrieden zu bewahren und im Gegenteil sogar noch zu einer weiteren Eskalation beitragen.

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Kommentare
25.03.2015 / 12:45 Emanuel, Radio Unerhört Marburg (RUM)
Wurde gesendet bei...
...Radio Unerhört Marburg in der Sendung "Gleis 16" am 25.02.2015 und 27.02.2015.
 
02.04.2015 / 10:53 Jochen,
gesendet am 2.4.2015 um 10 Uhr
im Arbeitsweltradio im FRS. Danke.