Asia-Pazifik NGO-Forum, Peking +10. Frauenkonferenz in Bangkok

ID 7123
 
Vom 30. Juni bis 3. Juli fand in Bangkok Ein Treffen von Nichtregierungs-Frauenorganisationen aus der Asiapazifik Region in Vorbereitung auf Peking +10 statt.
Was wurde erreicht seit der grossen Weltfrauenkonfernz 1995 in Peking? Wo happert es mit der Umsetzung der Aktionsplattform von Peking zur Gleichstellung von Frau und Mann? Welche neuen Herausforderungen stellen sich den Frauen seit 1995, wie die Auswirkungen der Globalisierung auf die Situation der Frauen? Dieses und vieles Mehr diskutierten ueber 800 Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen in verschiednen Plenen und Workshops. Radio LoRa war dabei. Ein Bericht mit O-Toenen aus den Reden und Erklaerungen.
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24:22 min, 11 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.07.2004 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Frauen/Lesben, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Bianca Miglioretto, Radio LoRa
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 05.07.2004
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
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Das Asia-Pazifik NGO-Frauenforum Peking + 10.

Einige erinnern sich sicher noch vor 9 Jahren fand in Peking die Legendäre 4. UNO-Frauenweltkonferenz statt. Die grösste Frauen weltkonferenz, die es je gab. An der neben den Delegationen der verschiedenen Staaten unzählige Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen aus der ganzen Welt teilnahmen.

An der Weltfrauenkonferenz in Peking wurde die Aktionsplatform von Peking zur Gleichstellung von Frau und Mann verabschiedet. Dies ist eines der umfassensten Dokumente, für die Gleichstellung der Frauen, das je auf internationaler Ebene verabschiedet wurde.

Seither setzen sich in vielen Ländern staatliche und nichtstaatliche Organisationen für die Umsetzung der Pekinger Aktionsplattform ein. In der schweiz ist dies die NGO-Koordination Post Beijing Schweiz.

Nächstes Jahr ist es zehn jahre nach Peking, dazu wird es wieder ein Konferenz geben. Was wurde erreicht was nicht. Wo ist handlungsbedarf, welche Faktoren haben sich veränder und müssen angegangen werden, wie z.B. die Auswirkungen der Globalisierung auf Frauen. Vor 10 Jahren sprach noch niemand gross von Globalisierung.

In Bangkok fand vom 30. Juni – 3. Juli die Vorbereitungskonfernz von Nichtregierungsorganisationen der Asia-Pazifik Region statt. Über 800 Frauen und einige Männer aus 35 Ländern trafen sich für 4 Tage und diskutierten die Errungenschaften und vor allem die Mängel der Umsetzung der Pekinger Aktionsplattform.

Musik
Eröffnet wurde die Konferenz wie es in Thailand üblich ist von einem Abgesandten des Königs, der das Engagement der Thailändischen frauen, allen voran der Nichtregierungsorganisation Thai Women Watch lobte. Sie haben sich in Thailand selbst, aber auch in der ganzen Region für die Umsetzung der Pekinger Aktionsplattform stark gemacht.

Es folgten in den folgenden Tagen 4 Plenen zu verschiedenen aktuellen Themen mit Reden von ganz unterschiedlichen Frauen. Am Nachmittag gab es ein Vielzahl von Workshops zu Gewalt gegen Frauen, Menschenrechten, Junge Frauen, Gesundheit, Umwelt, Globalisierung und ökonomische Rechte und vieles mehr.

O-ton Patricia Licuanan.

Die Präsidentin des Asia-Pazifik NGO-Forums Patrizia Licuanan aus den Philippinen eröffnete das erste Plenum mit einer Rede zum Thema: Die Erfolge der Frauen feiern ... Strategien entwickeln die Probleme anzugehen.
Sie hob hervor, dass gerade im Bereich Gewalt gegen Frauen in den letzten 10 Jahren viel erreicht wurde. Die meisten Länder in der Asia-Pazifik Region haben ihre Gesetze angepasst oder neue verabschiedet um Frauen besser vor Gewalt zu schützen. Vielerort gibt es spezial ausgebildete Polizeieinheiten, die bei Gewalt gegen Frauen zum Einsatz kommen. Weiter wird vor allem in der Sexindustrie vermehrt der HIV-AIDS Problematik aufmerksamkeit geschenkt.
Auch die Frauenbewegung selbst hat sich weiterentwickelt und arbeitet heute viel grenzüberschreitender. Seien dies Länder Grenzen aber auch Grenzen der Identitätspolitik, respektive die Verbindung von Identitäten und wie diese ineinanderspielen, wie Rasse, Ethnie, Alter, Klasse, Religion, Sprache, sexuelle Orientierung, Behinderung, Migrantinnen oder Flüchtlingsstatus.
Patricia Licuanan meinte, es gibt viel zu feiern, was wir in den letzen 10 Jahren erreicht haben, aber es gibt auch noch Ungerechtigkeiten die wir dringend und verstärkt angehen müssen. Allen voran Armut, Globalisierung, niedriege Löhne, Versorgungsknappheit in der Landwirtschaft, Sozialabbau, Bildung und die wieder verstärkte Kommodifizierung von Frauen in den Medien.
Sie sagte, es gibt sehr wohl Gründe zum Feiern, aber auch viele Herausforderungen, die auf uns warten.

O-Ton Farida Shaheed

Im zweiten Plenum ging es um Religion und wie diese von den Regierungen benützt wurde um frauen zu unterdürcken. Komischerweise trug dieses Plenum den Titel "Asiatische Frauen in islamischen Gesellschaften: Perspektiven und Strategien.
Das plenum wurde von Farida Shaheed eröffnet und sie kritisierte als erstes aufs schärflste diese Titel und warum an dieser Konfernz die Situation der Musliminnen speziell herausgepickt wird und nicht generell von religiösem Fundamentalismus gesprochen wird. Sie fragte warum es kein plenum zu jüdischen, Hinduistischen, Christlichen oder budistischen frauen im Asien gebe. Als ob die Situation aller muslimischen Frauen in Asien ein und dieselbe wäre und als ob sie speziell Musliminnen einzig und allein über ihre Religion definieren lassen. Sie wies auf den wachsenden christlichen, jüddischen und hinduistischen Fundamentalismus hin. Und ging mehr auf die Frage ein, wie religiöser Fundamentalismus auch vom Staatsapparat genutzt wird um Frauen zu unterdrücken. Denn was all diese religösen fundamentalismen gemeinsam haben, sie basieren auf patriarchalen Werten.

Sie wies auch speziell auf die Rolle der Medien hin, die von den Fundamentalistischen Gruppierungen und auch von konservativen Kräften in den Regierungen genutzt werden um ideologische Patriarchate zu propagieren.

O-Ton Claire
Im dritten Plenum ging es um die transnationale Frauenbewegung: Herausforderungen und zukünftige Strategien in der Zeit von Globalisierung und Krieg.
Ein weit gefasster Titel und entsprechend unterschiedlich waren die Beiträge der verschiednene Frauen.
Während Claire Slatter von der Pazifik-Insel Fiji vor allem die Auswirkungen der Globalisierung und von Krieg hervorhob. Konzentrierte sich nandita Shah aus Indien darauf wie wir den Frauenkampf in Zukunft führen sollen

O-Ton Nandita
Es gab eine Zeit als wir völlig fasziniert waren vom Slogan Schwesterlichkeit ist global. Diesen Slogan müssen wir umkehren, heute geht es nicht mehr nur darum, uns zu verschwestern, es geht um Solidarität, es geht auch nicht immer um globale Verschwesterung sonder transnationale Solidarität unter Frauen.
Die Frauenbewegung hat sich von einer vereinheitlichten Bewegung zu einer vielfältigen Bewegung in der die Unterschiede anderkannt und respektiert werden entwickelt.
Auch Nandita ging darauf ein wie die verschiedenen Identitäten uns prägen und wie eine Frau immer mehrere Identitäten hat und diese manchmal gegensätzlich sind. Manchmal ist eine Identität dominant und stellt alle anderen in den Hintergrund, z.B. bei religiöser oder ethnischer Verfolgung.

Musik

Am letzten Tag der FrauenKonferenz der NGOs aus dem AsiaPazifik raum zu Peking + 10 die vom 30 Juni – 3. Juli in Bangkok statt fand ging es darum Abschlussdokumente zu verabschieden.

Eines war vom Anfang der Konferenz an klar. Alle NGOs sind sich einige. Sie wollen auf keinen Fall, dass die Aktionsplattform von Peking and der Uno-Konferenz Peking +10 im nächsten Jahr neu verhandelt wird. Dieses Papier soll auf keinen Fall verändert werden. Denn heute sind viele Regierungen viel konservativer als noch vor 1o Jahren und wenn die Aktionsplattform neu verhandelt würde, ist besteht eine riesige Gefahr, dass die klaren Forderung für eine tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann verwässert werden. Deshalb konzentrierten sich alle Forderungen die aus den Workshops hervorgingen auf die Umsetzung der Aktionsplattform und wo spezieller Handlungsbedarf ist, weil sich die Situation seit 1995 verändert hat.

Die Frauen der Nichtregierungsorganisation der Asia-Pazifik Region werden ein sogenannte grosse Lila Buch zusammenstellen, in denen sie alle Forderungen aus den Workshops und Plenen aufnehmen werden und in einer UNO-gerechten Sprache verfassen werden. Dieses werden sie dann an die Konferenz Peking + 10 mitnehmen.

Der Grundstein für diese Broschüre wurde hier an der Konfernez gelegt. Der Vorschlag geht nun via Email in die vernehmlassung zu allen NGOs, es können also auch diejenigen ihre Kommentare abgeben, die nicht an der Konfernenz in Bankok waren. Die Vernehmlassung dauert bis Ende August und dann wird die endgültige Fassung verfasst.

Gleichzeitig wurde am letzten Samstag in Bangkok eine Konfernzerklärung verabschiedet. Diese gab einiges zu diskutieren im Plenum aber es war möglich, dass sich die rund 800 Frauen innerhalb von 2 Stunden auf eine recht umfassendes aber nicht allzulange Erklärung einigen konnten.

Diese wurde feierlich der stellvertretenden UNO-Vertreterin für Asia-Pazifik am Ablschlussplenum überreicht. Hier einige zeilen aus der Konferenzerklärung

O-Ton

Musik
An der Konferenz haben auch viele junge Frauen teilgenommen, die sich immer wieder lautstark zu wort gemeldet haben und darauf beharrten, dass Junge Frauen speziell vermekrt werden und die Diskriminierung junger Frauen hervorgehoben wird.
Dieses engagement der jungen frauen wurde natürlich auch sehr begrüsst. Aber für einige der Jungen frauen waren die allten gestandenen Feministinnen zu radikal.

Zum Abschluss der konferenz sprach Pam Rajput von der indischen frauenallianz, eine der ältesten Konferenzteilnehmerinnen zur Zusammenarbeit zwischen den Generations.
Dieses sehr schöne Statement möchte ich zum schluss in voller Länge von rund 2 Minunten laufen lassen und werde es anschliessend übersetzen.

O-Ton

Freundinnen.
In den Gängen des Forums hörten wir flüsternde Stimmen von jungen frauen, die sagten Diese Frauen machen Angst.
Freundinnen Ich bin mir sicher das dies positive Bemerkungen waren, die von ihren Respekt für uns zeichnen.
Ich möchte Euch sagen, wir bedrohliche, gefährliche Frauen tiefe Wunden mit uns tragen, Wunden der Unterdrückung, der Entwürdigung die wir in der Öffentlichkeit und im privaten erlebten.
Lasst mich auch daraufhinweisen, dass wir glücklich darüber sind, dass wir gefürchtet werden zum Beispiel von den grossen Finanzinstitutionen wie Weltbank und IWF, der WTO und den Muiltinationalen Firmen.
Wir sind glücklich eine Bedrohung für die konservativen Kräfte darzustellen, diese Kräfte, die unsere Freiräum einschränken wollen.
Wir geniessen es bedrohlich zu sein und wir hoffen wenn die jüngere Generation heranwächst, wird sie ebenso bedrohlich sein wie wir, damit sie die Erfolge, die wir errungen haben, nicht verloren gehen.

Das war ein Bericht zum Asia-Pazifik NGO-Forum das am Samstag in Bangkok zu Endeging. Zusammengestellt und produziert von Bianca.

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