Veranstaltung zum Gedenken an die ermordeten Mitglieder der Mannheim-Heidelberger Lechleiter Antifa-Widerstandsgruppe

ID 72588
Gedenkveranstaltung alles (Hauptteil)
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Einführung der VVN BdA von Fritz Reidenbach, Abschiedsbrief von Ludwig Neischwander, Rede von OB Peter Kurz, Grußwort des DGB und Rede einer Verteterin des AK Antifa im JUZ in Selbstverwaltung Friedrich Dürr
Lokale Termine
Musik: Gesang und Gitarren Bernd Köhler und Hans Reffert

Gesamtveranstaltung (Rohmateril mit noch zu schneidenden teilweise zu vielen Störgeräuschen)
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55:05 min, 50 MB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 03:06

Dateizugriffe: 619

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, SeniorInnen, Arbeitswelt, Musik, Kinder, Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: Grenzenlos
Entstehung

AutorInnen: grenzenlos Reinhard
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 16.09.2015
Folgende Teile stehen als Podcast nicht zur Verfügung
Begrüßung Fritz Reidenbach Positionen und Forderungen VVN BdA
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08:31 min, 7980 kB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 13:46
Abschiedsbrief von Ludwig Neischwander
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02:14 min, 2099 kB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 14:01
Rede von OB Peter Kurz
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14:37 min, 13 MB, mp3
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Grußwort von Mathias Rudolf, DGB-Jugend
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01:48 min, 1688 kB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 15:02
Rede von Laura vom AK Antifa im JUZ in SV Friedrich Dürr
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05:46 min, 5403 kB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 15:26
Dank an alle Mitwirkenden und lokale Termine
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01:38 min, 1525 kB, mp3
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Upload vom 16.09.2015 / 15:40
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Skript
"Flucht ist der Ausdruck der Verhältnisse, die deutsche und europäische Politik wesentlich zu verantworten haben."

weitere Infos:

http://mannheim.vvn-bda.de/lechleiter-gr...

Lechleiter-Gruppe

Wer war die Lechleiter-Gruppe?

Wegen aktivem Widerstand gegen den Naziterror und den von Hitler begonnenen Angriffskrieg wurden am 15. September 1942 und am 23. Februar 1943 insgesamt 19 Mitglieder der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter in Stuttgart auf dem Schafott ermordet.

Warum wurden diese Menschen hingerichtet?

Jährliches Gedenken am Lechleiterplatz

Jährliches Gedenken an die Lechleiter-Gruppe

Sie haben ihre Opposition und ihren Widerstand gegen Hitler und seine Terrorherrschaft auch nach 1933 aktiv betrieben. Die Antifaschistinnen und Antifaschisten der Lechleitergruppe bekämpften den Rassenwahn und die Kriegs- und Expansionspolitik durch Wort und Schrift.
Sie waren Aufklärer unter lebensgefährlichen Bedingungen. Jedes Treffen, jedes Flugblatt, jede Solidarität und jede Nutzung von alternativen Informationsquellen wie z.B. Schriften, Bücher oder Radiosendungen waren lebensgefährlich.
Als die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion 1941 überfiel, gab die Gruppe die illegale Zeitung „Der Vorbote“ heraus. Ihr Motto lautete:
„Hitler hat den Krieg begonnen – Hitlers Sturz wird ihn beenden!“

Wer waren die Mitglieder der Lechleiter-Gruppe?
Es waren Arbeiter, Angestellte, Hausfrauen und Rentner, die überwiegend in Mannheim lebten und arbeiteten. Einige Mitglieder kamen auch aus Heidelberg und Jlvesheim. Sie waren politisch links stehend, aktive

Mitglieder der Gewerkschaft, Sozialdemokraten, Sozialisten oder Kommunisten, die bereits vor 1933 als betriebliche Funktionäre oder als gewählte Abgeordnete tätig waren. So gehörten Henriette Wagner und Georg Lechleiter als Abgeordnete der KPD dem Mannheimer Gemeinderat an, Georg Lechleiter war auch gewähltes Mitglied des Badischen Landtages.

Wie hat die Gruppe ihre Arbeit organisiert?

Mitglieder der Gruppe waren in 7 Mannheimer Großbetrieben beschäftigt. Material aus Betrieben und aus Radiosendungen wurden zu Artikeln verarbeitet, per Bote nach Heidelberg zum Schreiben gebracht. Dort wurden Wachsmatrizen beschrieben und erneut per Bote zurück nach Mannheim gebracht. Im Keller von Philipp Brunnemer in Mannheim Gartenstadt stand ein Abziehapparat mit dem die Zeitung gedruckt wurde. Die gedruckten Zeitungen wurden von Jakob Faulhaber an die Mitglieder in den Betriebsgruppen verteilt, die sie an zuverlässige Kollegen und Mitstreiter verteilten.
Inhaltlich wurde Stellung gegen den Krieg bezogen, über die Gewinner am Krieg geschrieben und die Siegesmeldungen der Nazis durchleuchtet. In der letzten Ausgabe des Vorboten hieß es:
„Die wahren Herrscher vom 3. Reich, die Herren von Kohle und Stahl, mitsamt ihrem willfährigen Schwarm mittlerer und kleinerer Ausbeuter haben unter der Naziherrschaft geradezu unglaubliche Gewinne aus den Knochen der Arbeiter heraus geschunden..“

Die Verdoppelung des Kapitals bei Lanz, Grün und Bilfinger, bei der Steinzeug u.a. wurde angeprangert. Die Arbeiter mussten Lohnstopp, steigende Preise und ständig knapper werdende Lebensmittel dafür in Kauf nehmen. Die Antifaschisten haben ihre Argumente gegen den Krieg dargelegt und ihre Zukunftsvisionen eines demokratischen, antifaschistischen und sozialistischen Deutschlands vorgestellt.

Wie reagierten die Nazis?

Denkmal am Lechleiterplatz



Jegliche Opposition war den Nazis ein Dorn im Auge. Sie bespitzelten und bekämpften die Opposition und deren aktiven Widerstand. Vier Ausgaben des „Vorboten“ konnten erscheinen, die 5. Ausgabe wurde beschlagnahmt. Die Gestapo kam der Gruppe durch Verrat auf die Spur. Ende Februar 1942 wurden frühmorgens über 60 Männer und Frauen aus Wohnungen oder Betrieben verhaftet.

32 von ihnen wurde der „Prozess“ gemacht. Es gab 19 Todesurteile, 8 lange Zuchthausstrafen, KZ-Haft und Verbannung ins Strafbataillon 999. Die Namen der hingerichteten und bei der Folter umgekommenen Mitglieder sind unvergessen:

Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Rudolf Langendorf, Käthe Seitz und Alfred Seitz, Philipp Brunnemer, Ludwig Moldrzyk, Anton Kurz, Eugen Siegrist, Robert Schmoll, Max Winterhalter, Daniel Seizinger, Johann Kupka, Rudolf Maus, Henriette Wagner, Albert Fritz, Ludwig Neischwander, Richard Jatzek, Bruno Rüffert

Bei Verhören ermordet:
Hans Heck, Fritz Grund, Hans Probst

Welche Lehren ziehen wir aus ihrem Widerstand für heute?

Mit ihrem Mut Nein zu sagen, sind sie Vorbild für uns. Sie haben der ganzen Welt gezeigt, dass Widerstand auch in dunkelster Zeit möglich war. Und uns als Antifaschistinnen und Antifaschisten ermuntert, heute aktiv gegen Kriegseinsätze und faschistische Hetze einzutreten. „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“, dieser Schwur der selbstbefreiten KZ-Häftlinge 1945 in Buchenwald ist und bleibt unser Handlungsmotiv als VVN-Bund der Antifaschisten.
Jährlich treffen wir uns am 15. September am Georg-Lechleiter-Platz zur Gedenkveranstaltung für die ermordeten Mitglieder der Widerstandsgruppe.

Was geschah mit den Tätern?

Kurt Burchardt, der Hauptdenunziant der Lechleitergruppe, war Unterscharführer der SS. Er wurde nach 1945 zu 8 Jahren Arbeitslager verurteilt.
Sondergerichtsvorsitzender Hermann Cuhorst, der in Stuttgart bei 16 Verhandlungen gegen Antifaschisten den Vorsitz führte und einige Todesurteile fällte, wurde wegen „fehlender“ Beweise freigesprochen, da die Akten bei Bombenangriffen verbrannt seien, wie es hieß. Seine Beamtenrechte wurden ihm abgesprochen.
Viele Täter aus der Justiz bekamen nach 1945 gute Pensionsgehälter oder konnten erneut im Justizapparat ihre Karriere fortsetzen.


Rassistische Gewalt gehört in Deutschland 2015 zum Alltag!

Eine Erklärung der Solidarität mit den Flüchtlingen

Organisiert von Nazi-Kadern, kann sich der Mob tagelang zusammenrotten, um Menschen, die hierher geflohen sind, zu bedrohen. Im Schutz der Nacht werden Häuser angezündet, in die sie einziehen sollen.Es ist die Aufgabe der politisch Verantwortlichen, das zu verhindern! Das erklärte der Bundesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) zum rechten Terror gegen Flüchtlinge in diesen Tagen:

Seit Pegida sind Hass und Gewaltphantasien überall öffentlich präsent. Die Vertreter und Vertreterinnen der Politik, die sich in den letzten Wochen entsetzt zeigen und pro-klamieren, es dürfe nicht sein, was seit Monaten täglich passiert, haben es zugelassen. Da werden Hassparolen zu „Sorgen der Menschen“, da werden Versammlungs- und Meinungsfreiheit reklamiert, wo es gegen Menschenwürde geht.

Warum werden diese Nazi-Mobilisierungen erlaubt?

60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Verfolgung, Umwelt-katastrophen und den Verwüstungen der globalen Wirtschaftsordnung, die immer mehr Menschen die Lebensgrundlagen raubt. Die wenigsten von ihnen schaffen es weiter als in ein Nachbarland. Die aktivsten, entschiedensten, mutigsten wagen den Weg über das Meer, um die Festung Europa zu erreichen. Tausende von ihnen ertrinken unterwegs.

Die europäische Abschottungspolitik ist verantwortlich für das Elend der Flüchten-den.

Die Antwort der Regierenden auf die humanitäre Katastrophe, die ihre Politik verur-sacht, lautet, man müsse Schleppern das Handwerk legen. Die Verteidigungsministerin (!) möchte Tunesien bei der Sicherung der Grenzen unterstützen, in Afrika wird mit Dik-tatoren verhandelt, wie sie Bürger und Bürgerinnen an der Ausreise hindern sollen. Die Liste angeblich sicherer Herkunftsländer wird immer länger.

Die Antwort auf die Katastrophe ist offensichtlich ein entschiedenes „weiter so...“

Ca. 800.000 Flüchtlinge werden bis Ende 2015 hier erwartet – und eines der reichsten Länder der Welt erklärt täglich den Ausnahmezustand: Geflüchtete werden in Contai-nern, Zelten und Turnhallen untergebracht, Landkreise und Gemeinden erklären sich „überfordert vom Ansturm der Flüchtlinge“. (Un-)Verantwortliche Minister erregen sich über „Wirtschaftsflüchtlinge“, die nur „in unsere Sozialsysteme“ einwandern wollen.

So schaffen Politiker das Ressentiment, dessen gewaltsamen Ausdruck sie nun bekla-gen.

„Bekämpfung der Fluchtursachen“ bedeutet eine grundsätzliche Änderung der Struktur der Weltwirtschaft und der Politik. Es sind die Auflagen von IWF und Weltbank, die Menschen in vielen Ländern der Welt ihrer Existenzgrundlagen berauben. Es ist die Po-litik der Destabilisierung „ungeliebter“ Regierungen, die Lieferung von Waffen in Krisengebiete, die Kriege befeuern, es ist die Kooperation mit Diktatoren und Kleptokraten, die dafür sorgt, das die Verhältnisse bleiben, wie sie sind.

Flucht ist der Ausdruck der Verhältnisse, die deutsche und europäische Politik wesentlich zu verantworten haben.

Wir fordern eine grundsätzliche Abkehr von der Politik der Abschottung.
Wir fordern die menschenwürdige Aufnahme der Geflüchteten.
Wir fordern das Verbot der NPD und aller anderen Nazistrukturen und -umtriebe.

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten

http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1480_ras...