Die erste soziale Klasse erblickt das Licht der Welt Mesopotamien Teil I

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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
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Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Arbeitswelt, Politik/Info
Serie: grund.funk
Entstehung

AutorInnen: Jörg Albert
Radio: bermuda, Mannheim im www
Produktionsdatum: 02.10.2015
Folgender Teil steht als Podcast nicht zur Verfügung
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Michael Hudson Landmonopolisierung - Geburt einer Klasse


Den Autor, den wir euch heute vorstellen wollen, heißt Michael Hudson, sein Essay auf deutsch:

Landmonopolisierung, Staatskrisen und Schuldenerlasse der Antike

Michael Hudson ist eine recht vielseitiger Mensch. Schon seine Biografie liest sich spannend:

Sohn linksradikaler Eltern aus Chicago - er selbst ist Leo Trotzkis Patensohn. Der Eispickel, mit dem der Revolutionär ermordet wurde, gehörte seiner Tante.

Später studierte Hudson Literatur und so wurde ihm auch die Verwaltung der US-Rechte aus den Werken des ungarischen Marxisten Georg Lucacz anvertraut. Später - nach dem Tod der Witwe Trotzis, Natalia Sedova 1962, sollte er das selbe mit Trotzkis Schriften machen. Aber kein Verlag interessierte sich Anfang der 60er Jahre sonderlich für Trotzki.

Irgendwann interessierte sich auch Hudson nicht mehr so sehr für radikale Politik und so fand er sich unter dem Einfluss von US-Sozial- und Wirtschaftreformer wieder. Das führte ihn zum Studium der Ökonomie und später ins Zentrum des Universums selbst - in die Wall Street in New York.

Hudson lernte die “Theorien über den Mehrwert” von Karl Marx kennen, er kennt die Schriften der Autoren, auf die sich Marx bezieht wie Adam Smith, David Ricardo John Stuart Mill , Thomas Robert Malthus, und. die ökonomische Schule der Physiokraten. Mit Hyman Minski - der die erste Theorie über Finanzkrisen formulierte - hat er lange zusammengearbeitet.

Husdons Themen allerdings aus seiner Tätigkeit für Banken und US-Regierungsagenturen. Hudson war lange Zeit Teil des Systems selbst

Als Analyst für die Savings Banks Trust Company untersuchte Hudson die Zusammenhänge zwischen Ersparnissen, Hypothekenzinsen und Immobilienpreise. Sein Ergebnis: Je mehr die Banken verleihen, um so mehr steigen die Immobilienpreise und befeuerten so das Wachstum (auf dem Papier) des Reichtums der US-Mittelklasse der Nachkriegszeit. Doch Darlehen und Hypothekenzinsen müssen abbezahlt werden - und werden vom verfügbaren Einkommen abgezogen. Irgendwann geht das nicht mehr, die Zahlungen übersteigen den vermeintlichen Wertezuwachs. Es stockt die Wohlstandsmaschine. Diese Blase platzte in der Finanzkrise 2008 .

Dieser Papierwohlstand - schuldenfinanziert - ist nach Hudson ein Phänomen der Geschichte, angefangen dort, wo Mehrprodukt und Mehrwert im großen Maßstab entstanden: im Mesopotamien der Bronzezeit.

Der Übergang von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern und Viehzüchtern lag da schon etwa zehntausend Jahre zurück. Mit der “Neolithischen Revolution” war die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und damit die Erzeugung von Mehrprodukt einher gegangen. Mehrprodukt - oder Surplus - bedeutet hier, dass mehr agrarische Produkte geerntet werden konnten als vom Produzenten für die eigene Ernährung nötig waren.


In Hudsons Essay geht um die Anfänge von dem, was wir heute Kapital, Ausbeutung, Schuldendruck und Entstehung einer besitzenden Klasse und natürlich Klassenkämpfe nennen.

Aus dem Mesopotamien des 3. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung stammen die ersten schriftlichen Überlieferungen von Menschen überhaupt: die in weichen Ton gedrückten Zeichen der Keilschrift.


Parallel zur Keilschrift entwickelte sich ein weiterer entscheidender Innovationsschub in der Produktivität, die sog Secondary Products Revolution - man benutzt Tiere, bevor man sie verzehrt.

Es kamen auf: Rinder als Zugtiere, Es entsteht der Pflugackerbau, Rad und Wagen, Hauspferd und Esel, Eier, Milch, Wolle, die Grünland-Weidewirtschaft - der Anbau von Olivenbäumen und Rebstöcken fallen ebenfalls in die Zeit der Secondary Products Revolution.

Hudsons Essay beschreibt die sozialen Konsequenzen dieser neuen Epoche: Die Auseinandersetzung der traditionellen Gemeinwesen mit einer neu entstehenden parasitären Landaristokratie. Wer wird der Nutznießer dieser neuen Fülle an Mehrprodukt, an mehr an Wohlstand sein?


Der US-amerikanische Anthropologe David Graeber hat in seinem sehr gründlich recherchierten Buch “Schulden - die ersten 5 tausend Jahre” im entsprechenden Abschnitt stark auf Hudsons Untersuchung aufgebaut. Graeber und Hudson gehören zu den Theoretikern der Anti-Globalisierungsbewegung, der Occupy-Wall-Street-Aktivitäten, der Schuldenerlass-Bewegung unserer Tage.

Graeber und Hudson setzen allerdings unterschiedliche Akzente: Graebers Schwerpunkte liegen in der anthropologisch/ ethnologischen Untersuchung traditioneller Stammesgesellschaften, in sozialpsychologischen und kulturellen Akzenten der Herrschaft des Menschen über den Menschen. Bei Hudson steht die Konfrontation von Gruppen von Individuen - von Klassen - im Brennpunkt. Und Klassen handeln nach Interessen.

Sein Patenonkel Leo wäre stolz auf ihn gewesen.

Hier der erste Teil der Ãœbesetzung. Der deutschsprachige Text ist nachzulesen und herunterzuladen unter leistungsbilanz.wordpress.com, die Ãœbersetzung ist von unserem Freund Luis Vernet. Am Mikrofon ist Monika Ohl-Albert