Zwischen 7.500 und 8.500 Menschen demonstrierten am 12. Oktober 2015 für Pegida in Dresden. Das schreibt "durchgezählt", ein Projekt 3er Studenten zur genauen Erfassung der Anzahl der Pegidademonstrationsteilnehmer. [1] Schauen wir uns mal 3 der zentralen Aussagen an, die Pegida-Anführer Lutz Bachmann und Ex-OB-Kandidatin Tatjana Festerling gesagt haben: Lutz Bachmann sagte dort:

-o-Ton Bürgerkrieg- [2]

Was? Hat er da was von einem Bürgerkrieg gesagt? Hören wir es nochmal:

-o-Ton Bürgerkrieg-

Wir stellen uns die Frage, wie er das meint. Er geht also davon aus, die Regierungen holen Flüchtlinge ins Land, was zu einem Bürgerkrieg führen wird. Nun, ein Großteil der Flüchtlinge sind syrische Bürgerkriegsflüchtlinge und da gibt es keine Entscheidungsfreiheit für europäische Regierungen. Diese kommen und müssen ja irgendwo bleiben. Woanders geht es kaum, doch dazu später. Wenn Lutz Bachmann dann meint, dass das Kommen der Flüchtlinge zu einem Bürgerkrieg führen würde, was könnte dagegen getan werden? Vielleicht die Menschen willkommen heißen, ihnen in Deutschland eine Perspektive und Teilhabe an der Gesellschaft geben und sich miteinander austauschen, eventuelle Differenzen abbauen und und und. Doch was mach denn Pegida und all diese Nein-zum-Heim-Initiativen, die Bürgerwehr Freital und der Heimatschutz Meißen, die Schulbesetzer von Dresden-Übigau und die Leute aus Chemnitz-Einsiedel? Das Gegenteil! Woche für Woche, Tag für Tag säen sie Hass, streuen sie falsche Gerüchte und vergrößern Differenzen. Wenn es zu einem Bürgerkrieg käme, dann wäre Pegida diejenige, die ihn verursacht. Plant Pegida etwa schon solch einen Bürgerkrieg und streut schon jetzt das Gerücht, andere wären Schuld? Oder meint Lutz Bachmann einen Bürgerkrieg in einer uneins gewordenen und auseinanderfallenden Europäischen Union?
Hören wir mal, was er am 12. Oktober in seiner Rede noch gefordert hat:

-o-Ton-EU-abschaffen-

Er möchte also die Europäische Union abschaffen. Also bisher haben sich Staaten innerhalb der EU nicht bekriegt. Wenn sie aber abgeschafft wäre, was wäre dann? Gleichzeitig möchte er starke Beziehungen zu Russland. Was wäre das Ergebnis? Die EU als Block gäbe es nicht mehr und die einzelnen Nationalstaaten wären vor allem mit Russland verbunden. Wir erinnern uns noch einmal, was der russische Theoretiker und Anführer der Eurasischen Bewegung Alexander Dugin im April 2013 sagte:

-o-Ton-Alexander Dugin- [3]

Und dieser Alexander Dugin redete zum Thema Geopolitik zum Beispiel auch im Oktober 2013 auf der "Bielefelder Ideenwerkstatt", einem Treffen von Burschenschaften, welches wiederum mitorganisiert wurde von Dirk Taphorn, der später Referent der Dresdner AfD-Stadtratsfraktion war. [4]

Das klingt komisch und verrückt. Eine rechte nationalistische Bewegung -Pegida- arbeitet, ob bewusst oder unbewusst, dann im Endeffekt doch im Sinne neuer imperialistischer Bestrebungen einer anderen Großmacht, in dem Fall von Russland. Ja, es ist verrückt. Sie tragen Deutschlandfahnen, singen die Hymne und fordern zum wiederholten Male die Spaltung Deutschlands. So forderte Tatjana Festerling auch am selben 12. Oktober den Säxit, die Abspaltung Sachsens aus der Bundesrepublik:

-o-Ton-Tatjana Festerling zum Säxit-

Das war nicht das erste Mal, dass bei einer Pegida-Kundgebung separatistische Forderungen gestellt wurden. Bereits am 9. März forderte Tatjana Festerling den Wiederaufbau der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland.

-o-Ton-Tatjana Festerling zum Mauerbau- [5]

Nun, das waren die 3 Aussagen von Pegida vom 12. Oktober. Stellen wir uns also nochmal Säxit, also den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik, und die Ankündigung des Bürgerkrieges im Kontext der geforderten Unterstützung russischer Politik vor, dann bekommen wir nochmal einen ganz anderen Verdacht über Pegida.

Lutz Bachmann hatte auch gegen TTIP gewettert. Im übrigen hatten sich an der Demonstration am 10. Oktober in Berlin gegen TTIP neben vielen Linken auch Rechte aus dem Pegida-Umfeld beteiligt und sind aus Dresden nach Berlin gefahren..

Wir wissen, dass Pegida eine Vorliebe für Wladimir Putin hat. Gleichzeitig ist sie gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Nur, die Flüchtlingszahlen sind durch den syrischen Bürgerkrieg gestiegen. Und der syrische Bürgerkrieg wurde ermöglicht, indem Putin das syrische Regime seit dem Beginn des Aufstands 2011 diplomatisch, militärisch und propagandistisch unterstützt. Die Organisation Adopt a Revolution hat 889 Syrer befragt. [6] Das Ergebnis der Antworten wurde am 7. Oktober vorgestellt und sieht folgendermaßen aus:
1.) Vor dem Assad-Regime fliehen etwa doppelt so viele der Befragten wie vor ISIS.
2.) Mehr als 90% der syrischen Flüchtlinge wollen zurückkehren - aber mehr als die Hälfte nur in ein Syrien ohne Assad.
3.) Eine Flugverbotszone könnte am ehesten verhindern, dass noch mehr Menschen aus Syrien vertrieben werden, glauben die Befragten.
Nun mögen viele Leute sagen, jeder fälscht seine Statistik wie er will. Derjenige hat nun aber inzwischen die Möglichkeit selbst genug Syrer in Deutschland anzutreffen um selbst nachzufragen. Und er wird auf ähnliche Ergebnisse kommen. Solange der syrische Krieg weitergeht, solange Assad bleibt, müssen Menschen weiter fliehen und da gibt es auch keine Entscheidungsmöglichkeit, ob sie von Deutschland aufgenommen werden sollen oder nicht. Sie müssen aufgenommen werden.


[1] https://durchgezaehlt.wordpress.com/2015...
[2] https://www.youtube.com/watch?v=-FB-jv3-B-k
[3] http://www.evrazia.tv/content/aleksandr-... Der größte Teil des Interviews in deutscher Übersetzung: https://www.youtube.com/watch?v=e-oH58VA5Rw
[4] http://www.freie-radios.net/68898
[5] http://www.freie-radios.net/69353
[6] https://www.adoptrevolution.org/hintergr...