Walking with our Sisters – Gedenkinstallation für die vermissten und ermordeten indigenen Frauen Nordamerikas

ID 74386
 
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Über 1200 indigene Frauen wurden den letzten 30 Jahren in Kanada entweder als vermisst gemeldet oder ermordet. Die meisten Fälle wurden nie aufgeklärt. die Wanderausstellung Walking with our Sisters (Mit unseren Schwestern gehen) gedenkt dieser Frauen.
Audio
11:04 min, 10 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.12.2015 / 22:47

Dateizugriffe: 1638

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Frauen/Lesben, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Bianca Miglioretto, Radio LoRa und Women\\\'s Media Camp Kanada
Radio: LoRaZH, Zürich im www
Produktionsdatum: 28.12.2015
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
BIM: Über 1200 indigene Frauen wurden den letzten 30 Jahren in Kanada entweder als vermisst gemeldet oder ermordet. Die meisten Fälle wurden nie aufgeklärt, obwohl oft ein ganzes Dorf wusste, wer die junge indigene Fraue umgebracht hat. Die 1200 sind nur die gemeldeten Fälle, es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Diese Gewalt gegen indigene Frauen in Nordamerika muss aufgeklärt und beendet werden.

Im Sommer 2015 fand in Denmon Island, einer kleinen Insel neben Vancouver Island an der Westküste von Kanada ein Frauenmediencamp statt, an dem ich teilnehmen durfte. Als Teil des Camps besuchten wir die Wanderausstellung Walking with our Sisters oder zu Deutsch mit unseren Schwestern gehen.

Im folgenden ein Bericht von dieser Ausstellung der vom Frauenmediencamp zusammengestellt wurde, mit deutscher Übersetzung. Die Moderation ist von Gunargie O’Sullivan

Musik

O-Ton: Es muss ein Umdenken geben bei den Leuten, wie sie über indigene Frauen denken. Wir sind stark und trotzdem wurden wir während so vielen Jahren unterdrückt. Die vermissten und ermordenten Frauen ist Ausdruck davon wie sehr wir unterdrückt wurden. Das muss sich ändern in den indigenen und den nicht-indigenen Gemeinschaften.

Anouk: Wir senden direkt aus der Comox Mehrzweckhalle und wir sitzen inmitten einer Gedenkinstallation, die Walking with our Sisters heisst. Bei mir ist Tracy Bears von der nationalen Koordination und ich möchte mit ihr über die Vamps sprechen. Viele von uns wissen nicht was Vamps sind und was sie darstellen?

O-Ton: Vamp ist der obere Teil eines Mokasins, Mokasins sind die Schuhe, die vielen indigenen Leute tragen. Der Vamp ist der dekorierte Teil des Schuhs. Als Cristy Belcourt ihre Idee für diese Ausstellung Mit unseren Schwestern Gehen hatte, dachte sie, die noch nicht fertigen Mokasins representieren die noch nicht zu ende geführten Leben unser verschwundenen und ermordeten Frauen. Sie sagte sie werde 600 Paare Mokasin-Vamps produzieren, um die zu diesem Zeitpunkt 600 verschwunden und ermordeten Frauen dazustellen. Dann realisierte sie, dass sie alleine niemals 600 Paare produzieren konnte. Deshalb machten sie einen Aufruf Vamp-Paare zu produzieren. Als der Zeitpunkt näher rückte an dem sie die 600 Vamp-Paare brauchte, hatte sie immer noch viel zu wenige und begann in Panik zu geraten. Sie ahnte nicht, dass die meisten Leute bis zum letzten Moment warten und als die Frist abgelaufen war, hatte sie über 1500 Paare Vamps bekommen. Heute sind es über 1900. Sie kommen vor allem aus Nordamerika, aber auch aus Europa, Neuseeland und Australien. Sie sind aus ganz verschiedenen Materialien hergestellt. In der Ausstellung findest Du welche aus Fischschuppen, aus Speckstein, mit Perlen bestickt, Patchwork ...

Anouk: Ich habe einen Vamp aus Seehundfell gesehen.

O-Ton: All diese Vamp stellen geliebte Personen dar. Die Leute drücken ihre Gefühle in der Verziehrung der Vamps aus. Manchmal fühlen wir uns so hilflos, wenn wir eine geliebte Person verlieren. Die Vamps war eine Möglichkeit für die Leute ihre Trauer und ihre Annerkennung gegenüber den Vermissten und Ermordeten auszudrücken.

Anouk: Eine neue Ausgabe sind die Vamps von Kindermokasinen, von Babyschuhen bis Schulkindernschuhe. Was bedeuten diese Kinder-Vamps?

O-Ton: Die Vamps für Kindermokasine sind kleiner und sie stellen die Kinder dar, die in Internatsschulen gehen mussten und nie mehr heim kamen.

O-Ton: Wir wollen nicht dass die jungen Männer sich verloren fühlen, weil sie in der Gemeinschaft keine Aufgabe mehr haben. Denn ihre traditionelle Rolle war zu beschützen. Ihre Aufgabe war es die Geister der Frauen zu beschützen. Das müssen wir wieder herstellen, damit wir den Kreislauf des Missbrauchs unterbrechen können. Wir müssen unsere jungen Männer stärken, damit sie respektvoll sein können und den weiblichen Geist beschützen können.

Anouk: Welche Rolle spielen die Grosseltern, Onkels und Tanten, wenn es darum geht unseren Kindern Sicherheit zu geben und sexuellem Ausbeutung und Menschenhandel zu verhindern.

O-Ton: Es geht nicht nur um Familienangehörige. Ich denke jedes Mitglied der Gemeinschaft sollte alle Kinder so behandeln, wie wenn es ihre eigenen wären. Das ist die Mentalität in den Dörfern. Es gibt nicht Dein Kind und mein Kind und Du kümmerst Dich um Dein Kind und ich kümmere mich um mein Kind. Als Dorf weisst Du, dass was immer du in irgend ein Kind investierst, eine Investition in die ganze Gemeinschaft darstellt. Da muss wirklich ein Umdenken statt finden, damit wir nicht mehr länger diese vestückelte Gemeinschaft haben, in der Du Dich um Deine Probleme kümmerst und ich mich um meine. Wir brauchen eine Gemeinschaft in der alle allen helfen.

O-Ton: Etwas vom Schönsten, was ich als Teil der nationalen Koordination dieser Installationsausstellung gelernt habe, ist dass wo immer wir hingehen, überall gibt es eine lebendige Gemeinschaft, die zusammenarbeitet lange bevor wir kommen. Es ist so schön zu erleben wie die Leute über Zeremonien, Lieder und Tänze, über das Essen zusammenfinden. Wenn wir dann diese Gedenkinstallation aufbauen beobachten wir Fremde, die sich zum ersten Mal gesehen haben und miteinander lachen und weinen. Und gleichzeitig sehr hart arbeiten für die Ausstellung. Die Installation ist im Gedenken an unsere vermissten und ermordeten Frauen. Und das Gute daran ist, neben der Bewusstseinsbildung, dass es Leute zusammenbringt und Beziehungen stärkt, damit wir dieses unglaubliche Soziale Problem gemeinsam lösen können.

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Bim: Die Installation Walking with our Sisters wurde von der kanadischen Indigenen Künstlerin Christi Belcourt entworfen.
Die Gedenkinstallation wurde 2013 zum ersten Mal in Kanada ausgestellt und bereist seither als Wanderausstellung Kanada. Im nächsten Jahr geht die Ausstellung auch in die USA. In der Ausstellung sind die 1900 Vamp-Paare zu sehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und etwa 300 Kindervamps. Früher nahm die kanadische Regierung den indigenen Familien ihre Kinder weg und steckte sie in Internatsschule, wo sie ihre indigene Sprache nicht sprechen durften. Rund 4000 Kinder sind nie mehr aus den Internatsschulen zurück gekommen. Die Kindervamps sind im Gedenken an diese Kinder.

Wer mehr erfahren möchte über Walking with our Sister kann die Webseite www.walkingwithoursister.ca, alles in einem Wort besuchen.

Ihr habt einen Beitrag gehört über die die Gendenkinstallation Walking with our Sisters – mit unseren Schwestern laufen, der vom Frauenmediencamp in Denmon-Vancouver Island produziert wurde, an dem ich teilnahm und die Übersetzung machte.

Kommentare
01.01.2016 / 20:11 Freitagsmagazin, coloRadio, Dresden
wurde
heute gesendet. Danke.
 
05.01.2016 / 08:30 die meike und sabine, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet im mora von heut
danke fürs produzieren. allerdings finden wir die ethno-terminologie etwas problematisch.