zip-fm 17.09.04

ID 7510
 
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00:23 Anmoderation
01:17 Das Massaker von Beslan (Radio Lotte Weimar)
08:40 Nur salbungsvolle Worte? (Sant Anna) (Z Nürnberg)
18:10 Irak: Alles nur noch schlimmer? (LoRa Zürich)
23:53 Neuer Linksverein (Lora München)
29:29 Abmoderation
Audio
30:00 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 17.09.2004 / 00:00

Dateizugriffe: 221

Entstehung

Auteur: wolli
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Date de production: 17.09.2004
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und willkommen zum 329. zip-fm, der Zusammenarbeit der Info- und Politikredaktionen freier Medien.
Heute kommt zip-fm aus Marburg und wir werden uns in vier Beiträgen aus Weimar, Nürnberg, Zürich und München den Irritationen und Ungereimtheiten widmen. Beginnen werden wir mit einem Beitrag von Radio Lotte aus Weimar über die Ungereimtheiten beim Massaker von Beslan. Dann wenden wir uns in einem Interview von Radio Z aus Nürnberg den Versuchen von Otto Schily zu, die Irritationen im norditalienischen Sant Anna zu beseitigen. Anschließend wird Radio LoRa aus Zürich der Frage nachgehen, warum im Irak nicht Friede, Freude, Eierkuchen nach der Beset... ähm dem gewonnenen Kri... warum nicht endlich Frieden einkehrt. Diesen Frieden hätte gerne auch die SPD im Lande, aber Montagsdemos und auch noch ein neuer Linksverein vermiesen ihr das. Dazu gibt's am Ende der Sendung noch ein Interview von Radio Lora aus München.

Beginnen wollen wir aber mit den Ereignissen in Beslan.
Das Massaker von Beslan erfüllt die Welt mit blankem Entsetzen: es ging um hunderte kleine Kinder, die von völlig skrupellosen Unbekannten als Geiseln genommen worden waren. Das Geiseldrama endete mit einem unvorstellbaren Blutbad, dem unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 335 und 500 Menschen, v.a. Kinder zum Opfer gefallen sein sollen. Unabhängige Informationen über diesen angeblich tschetschenischen Terrorakt zu bekommen ist sehr schwierig, über Beslan lag eine Nachrichtensperre und die russische Führung mauert auch nach diesem Desaster wie nach der Geiseltragödie im Theater „Nordost“ in Moskau vergangenes Jahr. Wer die Geiselnehmer waren ist bis jetzt noch unbekannt.
Fritz Burschel von Radio Lotte aus Weimar hatte am 5.9. Gelegenheit mit Oksana (sprich) Schelischewa zu sprechen. Sie ist Aktivistin der russisch-tschetschenischen Freundschaftsgesellschaft mit Sitz in Nishny Nowgorod, die sich um unabhängiges Monitoring der Situation im bürgerkriegsverwüsteten Tschetschenien bemüht.
Fritz Burschel fragte zunächst nach einer Einschätzung der Lage in Beslan.

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Kommen wir nun von einem aktuellen blutigen Verbrechen zu einem vergangenen Kriegsverbrechen in Italien. Über das Massaker von Sant Anna hat zip-fm ja schon öfters berichtet. Diesmal stellt sich die Frage: Nur salbungsvolle Worte oder ein Eingeständnis deutscher Schuld?
Auf jeden Fall war Innenminister Otto Schily Anfang August in Sant Anna. Dort, wo vor 60 Jahren eines der größten Massaker an der italienischen Bevölkerung stattfand. Am 12. August 1944 überfiel die 16. Panzergrenadierdivision "Reichsführer SS" das kleine norditalienische Dorf Sant' Anna di Stazzema und ermordete 560 BewohnerInnen, nur ganz wenige überlebten.
Keine Reise wert war der deutschen Regierung dieses Verbrechen über Jahrzehnte hinweg. Doch die Umstände haben sich geändert: Seit April diesen Jahres ermittelt die Militärstaatsanwaltschaft von La Spezia gegen drei ehemalige SS-Offiziere. Seit Beginn des Prozesses gegen die Mörder von Sant Anna ist der kleine Ort ins Interesse einer breiten internationalen Öffentlichkeit gerückt. Der sich auch die Bundesregierung nicht verschließen kann. Also rückte Otto Schily an, sein Sicherheitstross quälte sich die kilometerlangen Serpentinen ins Dorf hinauf und veränderte die alljährliche Gedenkfeier deutlich.
Lars Reissmann war dabei und berichtet über Schilys Stippvisite in Sant Anna. Er ist beim AK Distomo, der Überlebende und Angehörige von NS-Opfern unterstützt und für Entschädigung eintritt:

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Seit April diesen Jahres stehen drei ehemalige SS-Offiziere in La Spezia vor Gericht - für das Massaker in Sant Anna. Theoretisch, vor Gericht erscheinen werden sie nicht - das haben ihre Verteidiger angekündigt. Die Anklage lautet auf Mord.
In Deutschland schleppen sich die Ermittlungen dahin. Seit Herbst wird gegen rund ein Dutzend Verdächtige ermittelt. Eine Anklage kam bis jetzt nicht zustande. "Eine zähe Veranstaltung" seien die Ermittlungen, meint der Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, Eckhard Maak. Weshalb in Italien schon der Prozess beginne, in Deutschland aber immer noch ermittelt werde, erklärt er so: "In Italien stützen sie sich auf Militärdokumente und argumentieren, dass die formal Verantwortlichen der Einheiten auch in strafrechtlicher Hinsicht die Verantwortung tragen." Dementsprechend werde gegen diejenigen mit dem höchsten Dienstgrad Anklage erhoben. "Wir versuchen aus einer größeren Anzahl von Leuten, die vor Ort waren, diejenigen, die die maßgeblichen Befehle gegeben haben, rauszufiltern. Das ist ein ungleich aufwändigerer Weg", argumentiert Maak.
Deutsche (oder notwendige) Gründlichkeit oder Verschleppung der Ermittlungen? Deutlich unwahrscheinlicher jedenfalls damit zu einer Verurteilung zu kommen. Die wenigen Überlebenden waren Kinder und sollen Täter erkennen, deren Gesichter sie sich kaum in Ruhe einprägen konnten. Weitere mögliche Zeugen sind Angehörige der Division. Doch nur wenn sie selbst nicht beteiligt waren, können sie aussagen. Und der Treueschwur der SS überdauert Jahrzehnte: Fast nie kam es vor, dass ein SSler einen "Kameraden" belastete. Zwar hofft Maak, dass der Prozess in Italien "verwertbare Erkenntnisse abwirft". Zum Stand der eigenen Ermittlungen äußert er sich verhalten: "Wir rechnen schon damit, dass das Bild irgendwann so klar ist, dass wir zu einer Anklage kommen."
Irgendwann. Zu spät wohl für viele Überlebende oder direkte Angehörige der Opfer. Spät genug, um die Täter nicht mehr zur Rechenschaft ziehen zu müssen, die dann verhandlungs- und haftunfähig sind - oder dazu erklärt werden.
Der Prozess in La Spezia geht im Oktober weiter und wir werden dann sicher auch wieder darüber berichten.

Aber nun von einem beendeten Krieg in Italien zu einem nicht endenen Krieg im Irak.
Der Irak scheint weit vom Frieden entfernt, täglich erreichen uns Meldungen über neue Todesopfer. Es stellt sich die Frage, was der Sturz von Saddams Husseins Regime verändert hat. Ist das Leben der Menschen besser oder gar schlechter geworden?
Zum Thema wurde Salam Khedher befragt. Er ist Iraker, Künstler und Sendungsmacher von Radio LoRa Zürich. Von Juni bis August war er im Irak und hat mit Gleichgesinnten JournalistInnen der neu entstehenden freien Medien getroffen.

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Die Mitschnitte des erwähnten Internetradios sind unter www.streamtime.org zu finden. Die Adresse wird am Ende der Sendung noch mal wiederholt.

Hartz 1, Hartz 2, Hartz 3, Hartz 4, dann steht die Merkel vor der Tür. Dieser Spruch verdeutlicht, in welche Richtung Schröder mit seinem sogenannten Reformkurs steuert. Bisher war die alte Dame SPD nur „not amused“, doch nun ist sie alarmiert. Während die Partei mit den Gewerkschaften zankt, haben SPD-Rebellen Anfang Juli den Verein „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ gegründet. Die Linkspartei nimmt Gestalt an. Die Stärke der Wahlalternative ist das partei-politische Vakuum, in das sie stößt. Thomas Händel gehört zum vierköpfigen Vorstand des Vereins und ist hauptamtlich Bevollmächtigter der IG Metall in Fürth. Radio Lora aus München fragte ihn, ob der Zeitpunkt für die Vereinsgründung bewusst gewählt wurde.

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Und wie üblich am Ende hier noch einmal die erwähnte Webadresse zu den Internetradio aus Bagdad
www.streamtime.org
Und falls Ihr immer noch nicht genug habt, sei hier auf unsere eigenen Webseiten verwiesen. Beiträge von Freien Radios könnt ihr nachhören unter
www.freie-radios.net
Und alles zu zip-fm findet ihr unter
www.zip-fm.de
Und am Dienstag gibt es auch wieder ein zip-fm und zwar von Radio Dreyeckland aus Freiburg und ich wünsche euch noch einen schönen Tag.