Alternativen zur etablierten "Sicherheitspolitik" - die 14. Internationale Münchner Friedenskonferenz

ID 75699
 
Parallel zur sogenannten "Sicherheitskonferenz" gab es Mitte Februar in München wieder eine Alternativ-Veranstaltung: Die 14. Internationale Münchner Friedenskonferenz. Sie stand unter dem Motto „Frieden und Gerechtigkeit gestalten – Nein zum Krieg!“. In den Referaten und Diskussionen ging es um Alternativen zur herrschenden so genannten „Sicherheitspolitik“, d.h. um zivile und gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung.
Die Sendung enthält Ausschnitte aus der Hauptveranstaltung der Konferenz, dem internationalen Forum , das am Freitag, dem 12. Februar stattfand.
Audio
46:46 min, 43 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 11.03.2016 / 19:47

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Harald Will
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 11.03.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Mod:

Hier in München gab es wie alle Jahre die zum Super-Event erklärte sogenannte Sicherheitskonferenz. Mit dabei: internationale Polit-Prominenz, Top-Militärs und Vertreter der Rüstungsindustrie. Die Friedensbewegung hielt wie immer dagegen, mit einer Demonstration und einer Menschenkette und mit einer Alternativ-Veranstaltung, der internationalen Münchner Friedenskonferenz. Diese Konferenz war die 14. ihrer Art und sie stand unter dem Motto „Frieden und Gerechtigkeit gestalten – Nein zum Krieg!“. In den Referaten und Diskussionen ging es um Alternativen zur herrschenden so genannten „Sicherheitspolitik“, d.h. um zivile und gewaltfreie Methoden der Konfliktlösung.
Wir bringen in dieser Sendung Ausschnitte aus der Hauptveranstaltung der Konferenz, dem internationalen Forum, das am Freitag, dem 12. Februar stattfand.

Am Mikrofon: Harald Will.

Auch früher waren die Zeiten nicht gerade friedlich, momentan aber scheint es, als gäbe es auf der Welt nur noch Krisen und Kriege. Syrien, Afghanistan, Jemen, Libyen, die Ukraine – das sind nur einige der Länder, in denen es zur Zeit bewaffnete Auseinandersetzungen gibt. Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Entsprechend die Herausforderungen, denen sich die Politik und all diejenigen ausgesetzt sehen, die etwas für eine friedlichere Welt tun wollen. Eine Einführung in die Probleme gab der Moderator des internationalen Forums der Münchner Friedenskonferenz, Clemens Ronnefeldt. Er ist Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes.

Zuspielung 1

Mod:
Zivile Alternativen zur militärischen Lösung von Konflikten sind möglich meint Clemens Ronnefeldt. Als Beispiele nennt er das Atomabkommen mit dem Iran und die Vereinbarung über die Beseitigung der Chemiewaffen in Syrien. Beim entsprechenden politischen Willen, so Ronnefeldt, könnte es für Syrien auch eine Vereinbarung geben, in der ein dauerhafter Waffenstillstand festgeschrieben wird -. und nicht nur eine vorläufige Feuerpause wie jetzt. Ronnefeldt weiter:

Zuspielung 2

Mod:
Erste Referentin beim Internationalen Forum der Münchner Friedenskonferenz war Loretta Napoleoni, Ökonomin und Journalistin. Sie wurde in Italien geboren, lebt inzwischen aber in England und den USA. Napoleoni gilt als ausgewiesene Terrorismus-Expertin. Sie hält regelmäßig Vorträge darüber, aus welchen Quellen sich Terroristen finanzieren und sie berät Regierungen in Sachen Terrorismusbekämpfung. Besondere Aufmerksamkeit hat sie mit einem Buch gefunden, das bei uns unter dem Titel „Die Rückkehr des Kalifats“ erschienen ist. Darin geht es um den so genannten „Islamischen Staat“ und dessen Strukturen. In ihrem Referat bei der Münchner Friedenskonferenz beschäftigte sich Napoleoni mit den Herausforderungen, die vom Kalifatstaat ausgehen.

Zuspielung 3

Mod:
Der IS hat also durchaus Erfolg mit dem Versuch, die Bevölkerung in seinem Herrschaftsbereich für sich einzunehmen. Und man muss befürchten, dass er mit seiner Ideologie in der muslimischen Welt auch dort erfolgreich ist, wo er selbst nicht herrscht. Er kann nämlich auf die Unterstützung von anderen muslimisch-fundamentalistischen Gruppen zählen - etwa in den Staaten Nordafrikas, in Somalia oder weiter im Süden des afrikanischen Kontinents, in Nigeria. Loretta Napoleoni sieht diese Entwicklung mit großer Besorgnis.

Zuspielung 4


Mod:

Wenn Kriege auf dieser Welt geführt werden, dann werden sie sehr häufig mit religiösen Motiven gerechtfertigt, mit angeblichen Wahrheiten, die eine bestimmte Religion bereithält. Der IS und seine Berufung auf den Islam ist nur ein Beispiel von vielen für solche Rechtfertigungen. Religionen sind also oft die Ursache für Konflikte oder zumindest ein Teil des Problems. Sie können aber auch ein Teil der Lösung sein. Darauf machte bei der Münchner Friedenskonferenz der zweite Referent aufmerksam: Markus Weingardt, Politikwissenschaftler mit den Schwerpunkten Religion und Pazifismus, ausserdem Bereichsleiter Frieden bei der Stiftung Weltethos in Tübingen. Weingardt stellt fest: in sehr vielen Friedensprozessen spielten und spielen Akteure mit religiösem Hintergrund eine wichtige, konstruktive Rolle. Und deswegen ist es wichtig, sich mit ihnen zu beschäftigen und von ihnen zu lernen.

Zuspielung 5


Mod:
Wir senden heute Ausschnitte aus den Referaten beim internationalen Forum der Münchner Friedenskonferenz, das Mitte Februar stattfand.

Wir beschäftigen uns jetzt mit der Frage: unter welchen Voraussetzungen sind Vermittler erfolgreich, die sich für die gewaltfreie Lösung von Konflikten einsetzen? Der Politikwissenschaftler Weingart sagt: Diese Vermittler müssen Sach- und Fachkompetenz beweisen, also zum einen über eine genaue Kenntnis der Konfliktursachen verfügen, zum anderen über die Methoden zur Konfliktlösung Bescheid wissen. Darüber hinaus müssen sie Glaubwürdigkeit beweisen, d.h. sie dürfen nicht in einem Konflikt Gewaltfreiheit fordern und im anderen Gewalt dulden. Als dritte Voraussetzung nennt Weingardt Verbundenheit mit den Beteiligten in einem Konflikt, das bedeutet z.B., dass ein Vermittler tatsächlich verstanden hat, was er von Menschen verlangt, wenn er Gewaltlosigkeit fordert. Schließlich gibt es aber noch einen weiteren, sehr wichtigen Punkt:


Zuspielung 6


Mod:
Nirit Sommerfeld, die dritte Referentin des internationalen Forums bei der Münchner Friedenskonferenz ist eine vielseitige Frau: Sie arbeitet als freiberufliche Schauspielerin und Sängerin, hat eine eigene Band und einen eigenen Blog im Internet. Damit nicht genug: Seit 2010 organisiert sie auch Informationsreisen nach Israel und Palästina, um Menschen einen differenzierten Blick auf die aktuelle Situation in der Region zu ermöglichen. Das kommt nicht von ungefähr. Nirit Sommerfeld hat nämlich einen besonderen Bezug zu Israel: Sie ist dort geboren. Bis zum Alter von acht Jahren lebte sie dort. Dann zog sie mit ihren Eltern nach Deutschland, weil der Vater, ein deutscher Jude, in seine alte Heimat zurückwollte, aus der er vor den Nazis geflohen war. Später, als Erwachsene, hat Nirit Sommerfeld noch einmal in Israel gelebt - zwei Jahre lang, von 2007 bis 2009. In dieser Zeit hat sie begonnen, sich für Versöhnungs- und Friedensprojekte in Israel und Palästina zu interessieren. Auf der Münchner Friedenskonferenz berichtete Nirit Sommerfeld ausführlich über diese Projekte.

Zuspielung 7

Mod:

Wenn bei uns von Israel und Palästina die Rede ist, dann meistens in Verbindung mit Drohungen, Gewalt und Krieg. Kaum bekannt ist, wie viele Menschen es dort gibt, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzen. Nirit Sommerfeld hat recherchiert und festgestellt: Die Zahl der verschiedenen Gruppen und Initiativen ist enorm. Genaue Angaben sind schwierig. Je nach Statistik sind zwischen 1.000 und 15.000 Versöhnungs- und Friedensgruppen aktiv. Sicher aber ist: in Israel und Palästina herrscht die größte Dichte an Nichtregierungs-Organisationen weltweit. Es gibt Gruppen, in denen jeweils nur Israelis oder Palästinenser arbeiten. Es gibt aber auch viele, die Mitglieder aus beiden Bevölkerungs-Gruppen haben. Nachdem Nirit Sommerfeld bei der Friedenskonferenz über die Aktivitäten in Israel berichtet hatte, wandte sie sich der palästinensischen Seite zu.

Zuspielung 8


Mod.:
Soweit Nirit Sommerfeld mit ihrem Bericht über die Situation in Israel und Palästina auf der Münchner Friedenskonferenz. Wer sich für die Veranstaltungen der Konferenz interessiert, findet Informationen im Internet auf der Seite www.friedenskonferenz.info

Verantwortlich für die Sendung und am Mikrofon: Harald Will.