Wenn man die Zeitungen liest, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Türkei unter der Herrschaft des Staatspräsidenten Erdogan und seiner Partei, der AKP, immer mehr in einen autoritären Staat mit diktaturähnlichen Zügen wandelt.
Im Südosten des Landes führt die türkische Armee einen Krieg gegen die PKK, aber auch gegen die kurdische Zivilbevölkerung. Ausgangssperren für ganze Städte werden verhängt, diese sogar mit schwerer Artillerie beschossen. Viele Kurdinnen und Kurden wurden aus den Städten im Südosten vertrieben, ob sie überhaupt zurückkehren können, ist fraglich, weil viele Betroffene befürchten, das die türkische Regierung im Südosten der Türkei die Demographie verändern möchte
Den Abgeordneten der kurdisch-linken Partei HDP soll zudem die Immunität entzogen werden, wenn über sie ein polizeilicher Bericht vorliegt. Das ist bei 50 von 59 Abgeordneten der HDP der Fall. Gleichzeitig plant Erdogan ein Präsidialsystem für die Türkei, das ihm noch mehr Macht verschaffen würde und zudem geht das Gerücht um, dass er seinen Schwiegersohn zum Ministerpräsidenten machen möchte.
Und was macht die Europäische Union? Sie schließt einen von vielen als schäbig empfundenen Deal mit der Türkei, um Flüchtlinge von der Union fernzuhalten.
Clemens Ronnefeldt, Friedensreferent beim Internationalen Versöhnungsbund, nahm im März diesen Jahres an einer Delegation der Ärztevereinigung IPPNW nach Ankara, Diyarbakir und Cizre teil.
Bevor wir mit ihm über die Ereignisse der letzten Tage in der Türkei sprechen, haben wir ihn nach den Eindrücken gefragt, die er auf seiner Reise gewonnen hat.