Steht das AKW Grohnde vor dem Aus?

ID 77526
 
AnhörenDownload
Der Stillstand im niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde ist nochmal verlängert worden. Betreiber Eon kündigt das Wiederanfahren nun für den 13. Juni an, weil die Arbeiten an der beschädigten Nachkühlpumpe noch nicht abgeschlossen sind. Unterdessen will der Kreis Herford Jodtabletten als Vorkehrung gegen einen schweren Atomunfall verteilen.

Atomkraftgegner*innen berichteten vergangene Woche von „frei floatenden Metallteilen“ im radioaktiven Primärkühlkreislauf des Meilers. Es soll sich um „20 bis 30 kg Metallschrott“ handeln, der möglicherweise von einer defekten Nachkühlpumpe stammt.

Der Reaktor wurde am 2. April zur routinemässigen Revision mit Brennelementwechsel und Wartungsarbeiten vom Netz genommen. Am 20. April meldete Eon, dass die Revision zwar abgeschlossen sei, das Kraftwerk aber länger vom Netz bleibe. Einen Tag später gab der Betreiber bekannt, dass ein Schaden an einer Nachkühlpumpe vorliege. Ende Mai hat Eon nun das Wiederanfahren auf Mitte Juni terminiert, weil noch „Reinigungsarbeiten beispielsweise in den Kühlmittelleitungen“ erfolgen und „weitere sicherheitstechnisch wichtige Pumpen einem Prüfprogamm unterzogen“ werden müssen.

Offenbar ist der Reinigungsprozess des Kühlsystems aufwendig und kompliziert: Würden die Fremdkörper in dem Wasserkreislauf zurückbleiben, können sie sich dort frei bewegen und Schäden mit unkalkulierbaren Ausmaßen verursachen. Der Primärkreislauf steht als Hauptkühlmittelkreislauf in Verbindung mit den Brennelementen, ist mit radioaktiven Stoffen hoch belastet und darf als geschlossenes System keine Radioaktivität nach außen freisetzen.

Das Niedersächsischen Umweltministeriums berichtete kürzlich, dass Eon den Neustart des Meilers am 13. Juni plant. Das Ministerium schränkt aber ein, dass über eine Zustimmung zur Wiederinbetriebnahme der Anlage „nach Abschluss dieser Prüfungen und nach Vorliegen aller Nachweise entschieden werden“ könne.

Für Atomkraftgegner*innen bleiben Fragen:

Ist es technisch überhaupt möglich, die Fremdkörper restlos aus dem Hauptkühlmittelkreislauf entfernen?

Wie kann dieses hochkomplexe Kühlsystem bis in den letzten Winkel hinein auf Rückstände überprüft werden?

Ist nicht jetzt, wo die unkalkulierbare Gefahr im Herzen des Reaktors lauert, der Zeitpunkt für die Atomaufsicht gekommen, das von diesem Schaden ausgehende Gefährdungspotential so einzustufen, dass ein Weiterbetrieb für immer auszuschließen ist?

Atomkraftwerk Grohnde sofort stilllegen!

Ich sprach mit Tobias Darge darüber
Audio
09:09 min, 13 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.06.2016 / 15:47

Dateizugriffe: 1644

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Tim Thaler
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 08.06.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Kein Skript vorhanden.