Vogel der Woche (245): Der Tonnenwälzer

ID 77574
 
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Wirst Du Sonntag morgens in Marburg zwischen 8 und 9 Uhr durch ballernde Geräusche geweckt, so könnte das der süße niedliche Tonnenwälzer - Amphoraria interpres -sein.
Audio
04:41 min, 6585 kB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 12.06.2016 / 16:49

Dateizugriffe: 2851

Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Kultur, Umwelt, Religion, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE, Stadtwerke Marburg Sonntags um 8 Uhr
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 12.06.2016
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Sprechtext:

Tonnenwälzer - Amphoraria interpres

Dieser lastwagengroße Vogel lebt auf kleinen Verkehrsinseln, in bürgersteignahen Asphalt-Tundren und Mündungsgebieten verkehrsberuhigter Zonen. Als Streif-Vogel ist er immer auf dem Durchzug durch sein Gesamtrevier, in einigen Gebieten ist er Tages-, in anderen Monatsgast.

Weder sein Sommer- noch sein Winterkleid passen sich der Umgebung an, sie bieten lediglich in der Warnwestenabteilung eines Berufsbekleidungsgeschäftes ausreichende Tarnung. Zumindest in einigen urbanen Revieren ändert sich das allmählich, da dort einheimische Rollenkoffer- und Skateboardträger - Rotatiphora spec. - immer stärker zu neonfarbenen Füßen neigen, vermutlich, um nicht so oft unter die Zwillingsreifen der stolzen Stadtbusse zu stehen zu kommen. Vielleicht aber auch in unmittelbarer Folge solch fuß-ungeeigneter Standorte. - Zurück zum Tonnenwälzer und seiner Färbung.

Er ist oberseits orange gefärbt, unterseits schwärzlich. Ein reflektierendes leuchtendweißes Brust- und Heckband nach der DIN-Norm 74069 verkünden in FE-Schrift seine Revierzuordnung, Geschlecht und die derzeitige Reihenfolge in der Hackordnung. Ansonsten sehen sie sich alle verflixt ähnlich, das Weibchen gleicht dem Männchen und die Jungvögel gleichen den Altvögeln, abgesehen davon, dass erstere etwas kleiner sind und gelegentlich auch schon mal einem Personenkraftwagen größentechnisch Konkurrenz machen.

Tonnenwälzer sind solitär unterwegs, haben allerdings zwei bis drei kleine Kommensalen, welche beim Halt des Tonnenwälzers ausschwärmen, so dass ihr Auftauchen immer wirkt, als wäre ein kleiner Trupp unterwegs. Sie suchen die Fußgägnersäume steiniger und felsiger Urbanzonen nach kleinen Würmern, Insekten und Krebstierchen ab und wälzen dabei nicht nur Tonnen (Name!) und Säcke beiseite, sondern auch Mofas, Rollcontainer und Seetang. Von Zeit zu Zeit erklingen helle "kük-e-kük-e" und "rür-rür"-Rufe. Werden sie durch irgend etwas gestört, so lassen ihre Kommensalen ein unflätiges Schimpfen verlauten.

Sein Nest baut der Tonnenwälzer zwischen Geröll oder in Grasbüscheln neben Baustellen. Die flache Mulde wird mit wenigen, aber liebevoll gesammelten dürren Gerüst-Teilen ausgelegt. Sie bilden die Unterlage für die vier grünlichgrauen, braun gefleckten Eier. Der Tonnenwälzer brütet einmal jährlich, zwischen Mai und Juli.

/Ende Sprechtext.
Skript & Stimme: hikE 12.6.2016
O-Töne: Tonnenwälzer 1: ab 8 Uhr, Sonntag 29.5.2016, Hauptbahnhof Marburg; Tonnenwälzer 2 und Gerüststangen-Nest: Di 7.6.2016, ab 8:30 Uhr, am Funkhaus

Kommentare
14.06.2016 / 08:03 hikE, Radio Unerhört Marburg (RUM)
(14.6.2016 erstausstrahlung)
(bei rum / frühschicht)