Rezension "Die Prinzipien der Kriegspropaganda"

ID 8112
 
Angesichts des von den US amerikanischen neo-Konservativen ausgerufenen „Krieg gegen Terror“ hat Anne Morelli diese Analyse gerade im zu Klampen Verlag vorgelegt. In einem handlichen schmalen Bändchen thematisiert die Professorin für Geschichte in Brüssel nichts weniger als die 10 wichtigsten Regeln der Kriegspropaganda in den letzten hundert Jahren.
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mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.11.2004 / 14:26

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Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 05.11.2004
keine Linzenz
Skript
ANMO-Vorschlag:
Der Buchtipp in der heutigen Sendung kommt von Radio Palmares. Wir stellen vor: Anne Morelli „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“. Markus Kilp hat das Buch für uns gelesen:


TEXT:
Der Begriff der Kriegspropaganda ist in Deutschland geprägt von historischen Erfahrungen während des Nationalsozialismus und findet sich in Bezug auf aktuelle Ereignisse in der öffentlichen Debatte eher selten.
Allerdings schwappen gerade – in der Endphase des Wahlkampfs in den USA – fast täglich Beispiele einer solchen Propaganda medial zu uns herüber und werden auch ansatzweise als solche erkannt. Der „Krieg gegen Terror“, „Der Krieg für Frieden“ oder auch der „Krieg für Menschenrechte“ sind nur drei Beispiele dafür, wie Propaganda versucht die Diskurse zu prägen.
Wer sich gegen die plumpen Lügen des George W. Bush und gegen subtilere Arten der „Meinungsmache“ schützen möchte, findet nun eine detaillierte Analyse der „Prinzipien der Kriegspropaganda“.
Angesichts des von den US amerikanischen Konservativen ausgerufenen „Krieg gegen Terror“ hat Anne Morelli diese Analyse gerade im zu Klampen Verlag vorgelegt. In einem handlichen schmalen Bändchen thematisiert die Professorin für Geschichte in Brüssel nichts weniger als die 10 wichtigsten Regeln der Kriegspropaganda in den letzten hundert Jahren. Sie stellt fest: Erstaunlich ähnlich sind die Argumente und Regeln, die von allen Kriegsparteien immer wieder benutzt wurden und werden:
„ Wir wollen keinen Krieg“ , „Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld“, „ Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele“, „Der Feind verwendet unerlaubte Waffen“, um nur einige zu nennen.
Während das letztgenannte Prinzip der „unerlaubten Waffen“ ja aktuell als Hauptargument für den Angriff auf den Irak herhalten muss und noch weiter als Gefahr einer Ausweitung des Kriegsszenarios im nahen Osten über uns schwebt, sind auch die anderen Prinzipien nicht erst seit den Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan in Verwendung. Anne Morelli zeigt die Entwicklung all dieser Prinzipien seit dem ersten Weltkrieg auf:
„Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele“,
das propagierte nicht nur die NS-Propaganda indem sie vor dem Angriff auf Polen immer wieder hervorhob „dass man den deutschen Minderheiten in Polen zur Hilfe eilen“ müsse.
Auch heute wird diese Strategie noch benutzt, im Golfkrieg, im Krieg gegen Jugoslawien und bei Militäraktionen in Lateinamerika. Hierzu schreibt Anne Morelli.

Zitat, S. 55.

Anne Morelli betreibt ein äußerst interessantes Quellenstudium um die Funktionsweise und Methode der Propaganda-Prinzipien aufzustellen:
Sie greift dazu auf Zitate von Politikern zurück, aber auch auf die Meldungen der Medien: Beispiel: Prinzip Nr. 2, „Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld“ oder auch: „die haben angefangen“.
Immer wieder betonte Colin Powell nach dem 11. September 2001, „die Amerikaner seien alles andere als Kriegslüstern“. So wurde dann auch der Angriff auf Basra im Süden Iraks von der Presse prompt umgedeudet: „Unsere Artillerie hat zum Gegenschlag ausgeholt“ meldete der Radiosender SkyNews im März 2003.
Es ist also nicht nur ein elitärer Berater- und PR-Apparat, der die Propaganda forciert, der gesamte Medienlandschaft und auch Wissenschaftlern ist mit Skepsis zu begegnen, wenn es um Krieg oder Frieden geht.
Denn für Morelli ist klar, dass auch wenn wir um die Verwendung von Lügen und Propagandamitteln wissen, wir nicht automatisch vor eine Wiederholung geschützt sind:


Zitat: Backcover


Äußerst lesenswert und sehr gut lesbar ist diese Zusammenfassung der Hisorikerin Anne Morelli. Empfohlen sei sie nicht nur Zweiflern und Pazifisten sondern auch und gerade allen Medienmachern und Politikern, die ihre Äußerungen und Produkte zum Krieg ohne Selbstzweifel verkaufen. Ein Handbuch gegen Manipulation und eine Arbeit, die zum Klassiker pazifistischer Sachliteratur werden könnte.

ABMO-Vorschlag:
„Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ von Anne Morelli ist bei zu Klampen erschienen. 156 Seiten im Hardcover sind für 14 Euro zu haben.