Todesumstände bei Castortransport in Frankreich weiter ungeklärt

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ANMOD:

"Atomkraftgegner überdenken nach Todesfall Aktionsformen?" titeln viele Agenturmeldungen heute. Natürlich, es geht um den 21jährigen Franzosen, der am Sonntag in Lothringen vom Castortransport überrollt und getötet wurde.
Häufig zu hören seitdem: AktivistInnen, die sich an Bahngleise anketten, um Atomtransporte zu stoppen, spielen Roulette mit ihrem Leben, handeln unvorsichtig leichtsinnig. Und: dass diese Aktionsform irgendwann zu einem schweren Unfall führen musste. Nicht erwähnt wird, dass gerade solche Aktionen in der Regel sorgfältig vorbereitet sind und sein müssen, dass dafür trainiert und geprobt wird. Für PolitikerInnen jeglicher Coleur scheint die einzige Konsequenz zu sein: keine Blockaden oder Ankettaktionen mehr auf der Schiene.
Vergessen scheint, dass der erste tote Atomkraftgegner in Frankreich 1977 durch eine Offensiv-Granate der Polizei getötet worden war als er gegen den Bau des "Schnellen Brüters" in Malville protestierte.
Doch viele AKW-GegnerInnen sagen auch, sie wollen ihren Protest - auch mit Ankettaktionen vor Zügen - fortsetzen, und tatsächlich waren am Montag wieder Leute auf den Gleisen, um den Atommülltransport ins wendländische Gorleben zu stoppen.
Doch was genau da in Avricourt am Sonntag geschah, weshalb ein Anti-Atom-Aktivist vom Castortransport überrollt wurde, darüber herrscht nach wie vor Unklarheit.
Sicher ist: die Staatsanwaltschaft Nancy hat am Montag Ermittlungen eingeleitet.
Im Gespräch mit Maike Dimar versucht unser Korrespondent Ralf Streck in Frankreich, Licht ins Dunkel zu bringen:

ABMOD:
Zum jetzigen Zeitpunkt ist vieles noch ungeklärt. So hätte nach Auskunft des Staatsanwalts der Zug 800 Meter zum halten gebraucht. Nach Auskunft von elsässischen Anit-AKW-AktivistInnen habe die Sichtweite aber nur 200 Meter betragen. Die gerade erwähnte Anweisung "vorsichtige Fahrt", das heißt, vor jedem Hindernis halten zu können, betrage auf dieser Strecke maximal 20 bis 30 Stundenkilometer, erklärte die Bahngewerkschaft Sud Rail.
Einzig klar ist im Augenblick: die französische Bahn SNCF, die Atombetreiberin Cogema und die Behörden schieben sich gegenseitig die Schuld zu.
Audio
06:25 min, 3005 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 09.11.2004 / 22:32

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: Maike Dimar
Radio: RadioZ, Nürnberg im www
Produktionsdatum: 09.11.2004
keine Linzenz
Skript
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