Was kostet ein Schitzel wirklich?

ID 8321
 
Warum ist Ökofleisch so viel teuerer als konventionell erzeugtes Fleisch? Der Foodwatch-Report erläutert die Hintergründe
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Upload vom 03.12.2004 / 10:04

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt
Entstehung

AutorInnen: Alexander v. Dercks (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 25.11.2004
keine Linzenz
Skript
Die Nachfrage nach ökologischen Nahrungsmitteln ist nach wie vor ver-schwindend gering, sie beträgt drei Prozent des gesamten Umsatzes. Hauptursache ist der Preisunterschied zwischen ökologischen und kon-ventionellen Produkten. Für Verbraucher ist schwer nachvollziehbar, wa-rum Ökoware, zumal wenn sie optisch weniger attraktiv erscheint, „bes-ser“ und damit teurer sein soll. Beispiel Schweineschnitzel: Für ein Kilo konventionelles Schnitzel bezahlt der Verbraucher etwa sieben Euro an der Kasse, für ein Ökoschnitzel dagegen 13 Euro. Der Preisunterschied beträgt fast 90 Prozent und zu Recht fragt man sich, ob dieser riesige Preisunterschied gerechtfertigt ist und wie er zustande kommt.

Eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) do-kumentiert und analysiert die Entstehung offener und verborgener Kos-ten auf allen Produktionsstufen bei der Erzeugung von Schweinefleisch.

Ergebnis der Studie: Die extremen Preisunterschiede zwischen Schweinefleisch in Ökoqualität und konventionellem Schweine-fleisch kommen dadurch zustande, dass die bei der konventionellen Fleischerzeugung vergleichsweise hohen Kosten für Umweltschä-den nicht eingerechnet werden und dass für Ökofleisch deutlich höhere Verarbeitungs- und Vertriebskosten anfallen.
Die Umweltschäden bei der konventionellen Schweinezucht müssen nicht von den Landwirten bezahlt werden und sind bei konventioneller Produktion erheblich höher sind als bei ökologischer Produktion. Es handelt sich um Schäden, die durch Kohlendioxid- Emissionen (Treib-hauseffekt) sowie durch die Verschmutzung von Wasser mit Phospha-ten, Nitraten und Pflanzenschutzmitteln verursacht werden. Für diese Schäden muss die Allgemeinheit bezahlen. Die Kosten tauchen deshalb im Erzeugerpreis eines Schnitzels nicht auf. Bei der ökologischen Pro-duktion fallen diese Kosten in weit geringerem Umfang an, weil z.B. im Futteranbau auf Spritzmittel und Mineraldünger verzichtet wird.

So werden bei der Erzeugung von einem Kilogramm Ökoschnitzel im Vergleich zur konventionellen Produktion eingespart:
● 1/4 der Energie
● 3/4 der Stickstoffbelastungen
● 3/4 der Treibhausbelastungen
● 100 Gramm des Mineraldüngers
● 1,5 Gramm Pflanzenschutzmittel.

Die um 60 Prozent höheren Erzeugerpreise des Ökoschnitzels resultie-ren auch aus höheren Kosten für Ferkel und Futter, längerer Mastdauer, tiergerechter Haltung und höheren Personalkosten.

Die enorme Differenz von fast 90 Prozent beim Endverkaufspreis kommt außerdem durch die hohen Vermarktungskosten für Ökofleisch zu-stande. Die Mengen des gehandelten Öko-Fleisches sind klein (der Marktanteil beträgt nur 0,5 Prozent). 61.000 Öko-Schweinen stehen 10,5 Millionen Mastschweine gegenüber. Ökofleisch ist ein Nischenprodukt innerhalb des hochgradig rationalisierten Systems heutiger Schweine-fleischproduktion. Deshalb sind die Vertriebskosten und die damit ver-bundenen Investitionen für gesonderten Transport, Schlachtung, Zerle-gung und anschließende Verteilung von Ökofleisch in die Läden relativ hoch. Das senkt gleichzeitig die Nachfrage. Ergebnis: Werden Umwelt-kosten bei der Erzeugung eingerechnet und die Vertriebsstrukturen von Supermärkten auch für Ökoware genutzt, verringert sich der Mehrpreis für das Ökoschnitzel von 86 auf 14 Prozent. Der Preisunterschied an der Ladentheke beliefe sich unter Einbeziehung der Umweltkosten auf ganze 1,20 Euro oder 16 Prozent.

foodwatch leitet aus den Studienergebnissen Defizite der gegenwärtigen Agrar- und Verbraucherpolitik ab, formuliert politische Forderungen und möchte die Debatte über Kostenwahrheit, Produktqualität und Kaufver-halten der Verbraucher neu anstoßen.

Gift auf Obst und Gemüse

Eine steigende Tendenz von Pestizidrückständen ist insbesondere auf Trauben zu finden. Greenpeace ließ im September dieses Jahres 23 Traubenproben aus Supermärkten großer deutscher Handelketten ana-lysieren: Nahezu alle untersuchten Früchte waren mit Pestiziden be-lastet, 35% erreichten oder überschritten sogar die gesetzlichen Grenz-werte. Im vergangenen Jahr waren es nur 25%.

Das Ergebnis ist insofern alarmierend, als in den letzten Jahren die zu-lässigen Grenzwerte von vielen Hundert Pestiziden deutlich erhöht wur-den - zum Teil gleich um das Hundertfache. Um die Grenzwerte bei Chemikalien zu unterlaufen, setzen Bauern verstärkt mehrere ähnliche Wirkstoffe in kleineren Mengen ein. Konsequenz: In den Pflanzen rei-chern sich Giftcocktails an, deren gesundheitliche Folgen bislang noch gar nicht untersucht sind. So fand Greenpeace beim Traubentest bis zu 12 verschiedene Pestizide in einer Probe, darunter solche, die Krebs er-regend sind und das Hormonsystem sowie die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden.