Lause Bleibt - Berlin

ID 84163
 
AnhörenDownload
StudioAnsage im Gespräch mit Julia über die Lausitzer Str. 10 und 11, eine über Jahrzehnte gewachsene Hausgemeinschaft. Die Häuser sollen nun verkauft werden und den Gewerbemieter*innen droht die Kündigung.
Audio
12:57 min, 18 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 20.07.2017 / 21:24

Dateizugriffe: 2067

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: Berliner Runde
Entstehung

AutorInnen: StudioAnsage
Kontakt: frb-kontakt(at)mail36.net
Radio: STAN, Berlin im www
Produktionsdatum: 20.07.2017
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Es ist kein Geheimnis, was passiert, wenn Häuser in den lukrativen Berliner Innenstadtbezirken an Inves-
toren verkauft werden: Luxussanierung und Verdrängung der Menschen aus dem Kiez. Genau diese Ge-
fahr droht nun auch den Mieterinnen und Mietern der Häuser Lausitzer Str. 10 und 11. Am Anfang diesen
Jahres haben wir erfahren, dass die Immobilienfirma Tækker unsere Wohn- und Arbeitsräume meistbie-
tend verkaufen will. Mindestens 20 Millionen Euro soll für das Filetstück mitten in Kreuzberg auf den Tisch
gelegt werden. Diese Nachricht verstanden wir als Kampfansage.
Wir, die Mieter*innen der Lausitzer Str. 10 und 11, sind eine über Jahrzehnte gewachsene Hausgemein-
schaft. Wir sind vielfältig und wollen gemeinsam eine Stadt für alle. Wir sind politische und künstlerische
Initiativen, NGOs, HandwerkerInnen und Kreative, Familien und Wohngemeinschaften. Auf unseren Fluren
entstehen Kooperationen, Freundschaften und Nachbarschaftsinitiativen.
Ein Mieter aus der Lausitzer Str. 11 beschreibt es so: „Ich wohne seit über 40 Jahren hier, seitdem wur-
de hier nichts gemacht. Wir heizen mit Kohle, die Fenster isolieren schlecht, es zieht. Aber das ist unsere
Wohnung, unser Kiez. Die Besitzer kommen und gehen, aber wir bleiben!“
Nur weil wir uns organisiert und Druck in der Öffentlichkeit gemacht haben, hat Joern Tækker den
Vertrag mit dem Maklerbüro Engel und Völkers vorerst zurückgezogen. Wir haben in den letzten Mona-
ten viel Zuspruch und Solidarität aus der Nachbarschaft erfahren. Seitdem sind wir mit dem Immobili-
eninvestor in Verhandlungen. Nur gibt es ein Problem: Tækker will nicht von seinem Kaufpreis Preis von
20 Millionen Euro abrücken und wir haben momentan nicht das nötige Kleingeld in unserer Streikkasse,
um das Haus zu kaufen.
Aber darüber hinaus ist dieser Vorgang ein politischer Skandal. Das Haus wurde vor 13 Jahren von dem
Rot-Roten Senat für 2,3 Millionen verkauft, um damit das Haushaltsloch aus dem Berliner Bankenskandal
zu stopfen. Jetzt sollen wir diese verfehlte Stadtpolitik ausbaden.
Eine Filmemacherin aus der Lausitzer Str. 10 findet: „Dass ein städtisches Gebäude erst für 2.3 Milli-
onen verkauft wurde und nun für 20 Millionen weiterverkauft werden soll, ist ein Skandal. Das würde -
ganz egal wer es kauft - zu einem heftigen Anstieg der Mieten führen. Damit würde die Möglichkeit zer-
stört, gemeinsam und solidarisch zu arbeiten.“
Wir als Mieterinnen und Mieter der Lausitzer Str. 10 und 11 lehnen es entscheiden ab, für diese Feh-
lentscheidungen gerade zu stehen. Wir sehen die SPD und die Linkspartei wegen ihrer Verwicklung in den
Immobilienverkauf in besonderer Verpflichtung, sich für die Mieterinnen und Mieter in den Häusern Lau-
sitzer Str. 10 & 11 einzusetzen