RUTH-FISCHER-SPEKTAKEL Exposé Nr.01

ID 87119
 
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Lesung und Gespräch am Telefon
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08:08 min, 7633 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 25.01.2018 / 12:50

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Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Das rote Krokodil
Entstehung

AutorInnen: Andreas Paul, Martin Schröder (coloRadio Mittwochsmagazin)
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 24.01.2018
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Andreas Paul
Dresden, 12.1.2018

Von meiner Stadt, die mich zu singen lehrt, ganz aufgegriffen
Fahr ich hier fort. Die Meiler sind wo man die Schläge ansetzt,
Ein Transportproblem. "Der Brandler ist nach Chemnitz gefahren. Hat der sie noch alle?"
Die Großhirnrinde grill ich mitm Handy; Linderung schafft Kopfhörer und Pilsener
In Hamburg die Lunte brennt von selbst, ich muß nach Sachsen, irgendwie
Radek meint, die Eisenbahn und die Straßen nach Dresden sind schon voll Reichswehr
Ist irgendwo ein Flugplatz schnell zu kapern? Beziehungsweise auch vielleicht
Nur eine kleine Maschine in Berlin, die an den Elbwiesen zur Landung kommen könnte?
Ich sitz mitm Kopfhörer am Laptop und tippe Buchstaben ins Display
Der nächtse Regen kommt bestimmt, kann aber auch Geld sein
Mein Herz nimmt noch wahlweise einiges wahr und zeigt sich wiederum einmal anstellig
Genug um mich hier in den üblichen Ängsten immer noch schnaufend zu halten
Ich und Arkadi sind jetzt der rote Knopf in Germany, sogar Sinofjew ist das klargeworden
In Dresden könnte ich im Reichsrundfunk
Für alle hörbar unsere Position
Untermauert von den proletarischen Massen der Elbestadt
Verkünden und bekannt machen daß die Revolution
Sich jetzt im Augenblick vollzieht, die sie befreien wird.
Was kostet grad ein Doppeldecker? Geld ist da.
Wir können jetzt den Rahm abschöpfen dunkler Jahre
Arkadi klimpert Mendelssohn im Großen Zimmer
Das passt grad wie die Kuh ins Leichtflugzeug
Jetzt muß er Beethovensonaten spielen, sonst hätt ich ihn exkommuniziert
Becher kommt rein. Will mich über Feldwege als Sozius an die Elbe karren
Da wärn wir an der ersten Freikorpssperre Matsch
Das sieht er auch ein. Er will grad mal nicht sterben, wär alles grad so spannend
Die Hamburger haben den Termin verwechselt. Jetzt ist die Kacke am dampfen
Natürlich bin ich schuld. Ich nehme mein Gesicht aus den Annalen
Verschwind im Untergrund. Dafür hat die Partei gesorgt
Daß wenn mal was so richtig schief geht Ulbricht
In die Terminkalender der Nomenklatura einträgt Klandestines
Radek ist in höchster Gefahr, wahrscheinich in Laubegast
Becher sagt er könnte ihn bis Breslau bringen
Ich sage ihm der Kuriedienst sei kein Reisebüro, was er einsieht
Wo krieg ich jetzt noch schnell ein Flugzeug her?
Was ich hier brauche ist kein Ferienflieger
Ich müßte in den nächsten sieben Stunden
In der Barockstadt an der Elbe sein. Dann könnte
Man dort vielleicht noch etwas ausrichten, den Focus
Des deutschen Oktober, für den Hamburg nicht taugt
Dort aufrichten, mit einiger guter Erdung und ortsüblicher Finesse
Es sind zumidest unsere Genossinen
Im dresdner Fernamt noch des Lobes wert
Na klar wird man die Telefone kappen
Sobald sie Brandlers Safe im Ministerium knacken
Der fährt nach Chemnitz! Fuck! Ich faß es nicht!
Die Republik trägt Zeichen für Billionen
Mit Moskaugeldern sind wir sind wir aber immer
Noch zahlungsfähig, das ist nicht der Punkt
In Dresden liegt der Aufstand auf der Straße
Und keiner kommt mehr hin ihn einzutüten.