TANZ ÜBER DEM ABGRUND - Kriegspropaganda und Kulturindustrie

ID 90324
 
Kriegspropaganda, Russophobie und Fakeinfos prägen derzeit die Mainstreamdiskussion. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Es bringt die Bellizisten, die Kriegsbefürworter und Scharfmacher in Rage und pure Verzweiflung, dass trotz ihrer Propagandaoffensive seit Jahr und Tag die Mehrheit der Bevölkerung Militäreinsätze als Mittel der Politik ablehnt. Also wird noch intensiver getrommelt, manipuliert und verführt. So beim „Tag der Bundeswehr“ wo Eltern schon mal nasse Augen bekommen, wenn ihre Kleinsten mit Mordwerkzeugen spielen dürfen. Familienevents für lau.
Nicht ungeschickt gemacht auch die Videostaffeln und Poster des zuständigen Ministeriums. Aber es geht noch doller. Mal laut und grell für den Testosteronspiegel, mal emotional-schmalzig für die Tränendüse. Was da so inszeniert und umgesetzt wird, wie diese Offensive, dieses Sperrfeuer gegen die Friedensbewegung sogar Verwirrung in den Köpfen vorgeblich nicht rechtsstehender Menschen, insbesondere Jugendlicher, erzeugt und verfestigt, das hören wir nun an einigen erhellenden Beispielen. Das derzeit laufende „Wacken-Open-Air“ soll dabei nicht fehlen.

Der Vortrag mit dem Titel »TANZ ÜBER DEM ABGRUND« Kriegspropaganda und Kulturindustrie wurde gehalten von Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin „Melodie & Rhythmus - Magazin für Gegenkultur“, auf dem Hamburger Methfesselfest, dem ältesten nichtkommerziellen Stadtteilfest mit überregionaler Ausstrahlung. Unterstützt wurde die Referentin vom Hip-Hop-Künstler Albino.
Audio
38:23 min, 50 MB, mp3
mp3, 181 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.08.2018 / 12:05

Dateizugriffe: 58

Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Internationales, Musik, Kinder, Jugend, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: niki müller
Radio: FRC-Husum, Husum
Produktionsdatum: 03.08.2018
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Kampf um die kulturelle Hegemonie als Herrschaftsabsicherung und –legitimation verzeichnet im Rahmen der NATO-Kriege und deren Herrschaftsausweitung, sowie der Abschottung gegen Kriegs- und Armutsflüchtlinge verstärkt die offensive Verbreitung bellizistischer Propaganda und heroisierender Kriegsverherrlichung auf allen nur denkbaren Ebenen. Das ist nicht neu, - wachsende Bedeutung erhält diese Offensive allerdings durch die Vernebelung und Vereinnahmung von Teilen einer sich links fühlenden Szene. Ziel ist die Ablenkung von den wesentlichen gesellschaftlichen Fragen und dem möglichen Untergang der menschlichen Gattung. Ihren perversen, menschenverachtenden Ausdruck erhält diese Vernebelung in den Köpfen durch folgende Liedzeilen:
"Atombombe auf Deutschland, dann ist Ruhe im Karton
Komm wir bomben einen Krater und dann fluten wir das Loch
...
Atombombe auf Deutschland, alles Gute kommt von oben.. Ok, für paar Jahre bisschen atomare Strahlung
Aber Leute es gibt immer einen Kollateralschaden
Manche finden das mit der Atombombe voreilig
Denk mal nach, also ich seh‘ nur Vorteile".

Da steht es gut zu Gesicht, diesem Zynismus ein kurzes humanistisches Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko aus dem Jahr 1961 entgegenzusetzen:

Meinst du, die Russem wollen Krieg?
Befrag die Stille, die da schwieg
im weiten Feld, im Pappelhain,
Befrag die Birken an dem Rain.
Dort, wo er liegt in seinem Grab,
den russischen Soldaten frag!
Sein Sohn dir drauf Antwort gibt:

Meinst du, die Russen woll’n,
meinst du, die Russen woll’n,
meinst du, die Russen wollen Krieg?

Nicht nur fürs eig’ne Vaterland
fiel der Soldat im Weltenbrand.
Nein, daß auf Erden jedermann
in Ruhe schlafen gehen kann.
Holt euch bei jenem Kämpfer Rat,
der siegend an die Elbe trat,
was tief in unsren Herzen blieb:

Meinst du, die Russen woll’n…

Der Kampf hat uns nicht schwach gesehn,
doch nie mehr möge es geschehn,
daß Menschenblut, so rot und heiß,
der bitt’ren Erde werd’ zum Preis.
Frag Mütter, die seit damals grau,
befrag doch bitte meine Frau.
Die Antwort in der Frage liegt:

Meinst du, die Russen woll’n…

Es weiß, wer schmiedet und wer webt,
es weiß, wer ackert und wer sät -
ein jedes Volk die Wahrheit sieht:
Meinst du, die Russen woll’n,
meinst du, die Russen woll’n,
meinst du, die Russen wollen Krieg?